Ein Sturm zieht auf: bis zu 50 Knoten Wind, 4 Meter Welle, Walstrandung, Überschwemmungen und ein verlorenes Nummernschild

Seit über einer Woche beobachtete die Seglergemeinde in der Algarve das sich bildende Tiefdruckgebiet. Unglaublich, wie sich, so früh schon, aus einem Wirrwar von Isobaren ein solch ausgeprägtes Tiefdrucksystem vorhersagen lässt! Der Wetterexperte Meeno Schrader von „Wetterwelt“ sagte drei Tage vor dem Durchzug der Kaltfront noch Böen bis 61 Knoten vor der Küste der Algarve aus Süd, mit bis zu 6 Meter hohen Wellen voraus.

Für uns Anlass genug, einen Hafentag einzulegen. Die Ankerfelder in Portimao leerten sich merklich und ein Anruf von dem Schiff „Marie Luise“ machte klar: Die Plätze im Südhafen von Portimao werden knapp. Also nix wie rein da…auch wenn´s ein paar Tage zu früh ist.

Portimao ist nicht gerade bekannt dafür, bei Südstürmen besonders geschützt zu sein. Einzig der Südhafen soll einigermaßen schwellsicher sein. Wir bekamen den vorletzten Platz im Selbigen.

Alternativen in der Umgebung wären Lagos oder Vilamoura (uns zu teuer), Albufeira (günstig aber überlaufen) oder Ankern im Flusslauf von Alvor (bei Niedrigwasser kann hier wegen des engen Flusslaufes aber nur wenig Kette ausgebracht werden) gewesen.

„BigFoot“ wurde in ein Netz von Tauen und Ruckdämpfern eingetüddert. Wir nahmen unser Bimini herunter und sicherten alle Fallen gegen das verhasste Klappern am Mast.

Am Dienstag dem 20. Oktober war es dann so weit. Der Wind spielte für uns keine große Geige (und wurde in der Vorhersage auch nach unten korrigiert), weil man im Südhafen bei Südstürmen in der Abdeckung einer Häuserzeile liegt… aber der Schwell fand, wie immer, seinen Weg in das Hafenbecken und es wurde unruhiger.

Wir wollten uns die Show an der Küste ansehen und fuhren diese mit dem Auto ab. Das Wasser kochte überall und Gischt ging regelmäßig über die bis zu 30 Meter hohe Küste hinweg.

Mit dem Durchzug der Kaltfront kam gegen 15:00 Uhr ein Regen, wie man ihn nur selten erlebt. Der Himmel öffnete seine Schleusen, Straßen standen unter Wasser, Autos blieben mit defekter Elektrik liegen und wir verloren in einer sehr tiefen Pfütze unser Nummernschild samt Halterung. Am Strand von Portimao strandete ein 10 Meter langer Wal, der aber wohl schon tot gewesen sein soll, bevor er angespült wurde.

Zum Hochwasser am Abend war der Schwell im Hafen echt ordentlich unterwegs und fand seine Opfer auch in der hintersten Ecke des Hafens. Die Steganlagen krachten, Fender quietschten und Taue knarrten. Es trieben abgerissene Fender im Wasser und wir hörten tags darauf von gebrochenen Festmachern. Nachbarschiffe schlugen mit dem Bug oder Heck gegen die Stege und Hatti sicherte die direkten Nachbarn mit eigenen Tauen, weil die Schiffe schon vor langer Zeit verlassen wurden und die Festmacher in entsprechendem Zustand waren.

Das Windfeld war nach ein paar Stunden relativ schnell durch, aber der Schwell blieb uns auch noch am Folgetag erhalten.

Glücklicherweise fanden wir unser Nummernschild wieder, als wir die Strecke noch einmal abfuhren. Das Schild hatte jemand freundlicher Weise, gut sichtbar, an einen Laternenpfahl gestellt. Schwein gehabt!

 

… und die Moral von der Geschicht´:

„Wind ist nur ein Stück Himmel, der sich traut Dich zu berühren!“ (Hatti, 20.10.2020) 🙂

nicht schlecht oder!?

3 Gedanken zu „Ein Sturm zieht auf: bis zu 50 Knoten Wind, 4 Meter Welle, Walstrandung, Überschwemmungen und ein verlorenes Nummernschild“

  1. Und schon wieder seehr nett geschrieben und dieses mal mit wortschöpfungen (eingetüddelt . Gibt es das wirklich))und Poetik der Wind ist ein Stück Himmel…….wooouh !!! Mee(h)r davon. LG. Robert

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