Die Villa Kunterbunt nimmt Form an: Baustaub, extreme Coaching, Luxus, Besucher und ein Durchbruch

Für Bigfoot buchten wir einen Liegeplatz in der Algarve für drei Monate. Das tut dem Portemonnaie schon weh und 1.450,- EUR wechselten den Besitzer. Aber wir wollten im Haus vorankommen und die Renovierungen sobald als möglich abschließen.

Mindestziel war, das Bad und den Abstellraum fertigzustellen. Wir hatten es satt, nach einer stundenlangen Maloche draußen bei Sturm und Regen eine lauwarme Plörre über unsere wohlgeformten Körper zu schütten, um minimal sauberer zu werden, als die mit Baustaub panierte Bettwäsche.

Noch bevor das Bad fertig wurde, stand das erste Weihnachtsfest im eigenen Hause vor der Tür und damit der Besuch von Katharina, Andreas und deren Hund Chilly. Über einige Ecken lernten wir sie in der Algarve kennen, ankerten mit ihnen und ihrer Slisand Lady bei Alvor und sind zusammen mittlerweile tanz- und gesangserprobt. Sie kamen mit einem Leihwagen hochgefahren und es wurde ein Weihnachten, wie man es sich wünscht: zusammen mit lieben Menschen plätscherten die Stunden vor sich hin. Frühstücken, Spazierengehen, Kochen, Essen – alles wurde nicht geplant oder abgesprochen – alles ergab sich aus einem unaufgeregten Flow! Jeder machte, was er wollte und trotzdem stand abends ein tolles Essen auf dem Tisch. Wir haben es genossen!

Zurück zum Bad: Zuerst stand ebendiese Maloche an. Nachdem alle Wasserleitungen und Anschlüsse verlegt waren, mussten wir uns wochenlang den vier Quadratmeter großen Badraum zusammen mit Leitern, Zement, Sand und diversen Maschinen teilen. Immer lag etwas im Wege, was man wegen des Staubes zudem kaum erkennen konnte: „Ist das vor mir eine Leiter oder ist das mein Mann?“
Wir befreiten alle Wände von altem Putz, zogen Elektroleitungen ein und verputzten diese neu. Die Decke wurde isoliert und erneuert, der Boden gefliest und ein Fliesenschild an der Wand angebracht, ein Waschschrank und eine Dusche eingebaut… Zack fertig! Hört sich gar nicht so schlimm an? Doch, war es!

Uns kam bei diesen Arbeiten die Idee des „Extreme Coachings“. Wohlstandsverwöhnten Nordeuropäern, mit Hang zu Nörgeln, bieten wir an, ihre Komfortzone so zu erweitern, dass man die rechte Seite dieser Zone von links, selbst bei guter Sicht, nicht mehr erkennen kann. Wir bieten „Problemlösungen to go“ an – Ihr habt gar keine Probleme? – Auch dabei können wir helfen! Das wird ein Selbstgänger!

Und dann zogen wir das erste Mal den Hebel und es kam, wie durch Zauberhand, warmes Wasser aus der Wand und nachdem es die schon oben beschriebenen wohlgeformten Körper kurz umschmeichelte, verschwand es zusammen mit dem Baustaub auch irgendwohin. Trat man aus der Dusche aus, wurde man von einem beheizten und frisch gefliesten Raum empfangen. Seit 2015 konnten wir zum ersten Mal wieder in einer eigenen Dusche duschen! Luxus pur!

Pünktlich zur Fertigstellung der Dusche reisten Hatti´s Eltern an. Die beiden 80-Jährigen setzten sich in Hamburg in den Flieger, landeten in Lissabon, wo sie eine Nacht im Hotel blieben und fuhren tags darauf mit der Bahn zu uns nach Tomar, wo ihr Mietwagen bereit stand. 80!!! Nicht schlecht, oder? In jüngeren Jahren schafften sie es auch schon mal auf dem Weg nach Flensburg verwundert vor der Fehmarn-Sund-Brücke zu stehen! Die Beiden sind echt unerschrocken und stecken alles mit Humor weg. Probleme werden weggesabbelt und sie sind fest als Co- Coaches für unsere Idee eingeplant.

Die Tage mit den eigenen Eltern im eigenen Haus „in der Fremde“ waren besonders und es machte das Haus ein Stück mehr zu einem Zuhause. Altersbedingt wurde in diesen Tagen alles seeehr langsam angegangen, was uns aber gut tat (wir waren zu dieser Zeit schon ziemlich auf).
Wir standen staunend vor den Riesenwellen von Nazaré, lauschten andächtig einer Predigt bei Fatima, erkundeten das Kloster von Tomar, picknickten an einem wilden Bach, fieberten mit den deutschen Handballern und fühlten uns in einem Mittelalter Restaurant in der Zeit zurückversetzt. Das war eine tolle Zeit und eine Wiederholung ist zu kommendem Herbst geplant.

Eigentlich hatten wir unser Mindestziel mit der Fertigstellung des Bades ja erreicht, aber es war bis zur Rückreise noch viel Zeit übrig und wir machten uns am Küchenbereich zu schaffen.

Der alte und dünne Betonboden war brüchig und an einigen Stellen abgesackt. Also raus mit dem alten Schmodder. Beim Bau des Hauses verwendete man alle verfügbaren Materialien und Felsbrocken waren immer verfügbar. Wir fanden sie in den Wänden und die ganz besonders großen eben auch im alten Küchenbereich. Selbst Hatti der alte Terminator stieß an seine Grenzen und Zweifel kamen auf, ob der Boden jemals plan bekommen zu war. Klar war er es und das ganze Projekt war schon nach vier Tagen durch. Auch Dank der tatkräftigen Hilfe unseres Nachbarn Louis!

Das Neuverputzen der Küchenwände wollen wir aus unserer Erinnerung streichen, weshalb wir hier auch nicht näher drauf eingehen werden.

Nanü! Immer noch so viel Zeit? Man könnte es ja mal mit Ausflügen, Erholung und Socializing versuchen!? Eine unschöne Nachricht aus der Heimat veranlasste uns aber, die Decke der Küche auch noch auszutauschen – allein der Ablenkung wegen.

Als wir mit der Decke anfingen, hatten wir körperlich nur noch Abwrackwert, der wieder mit ersten geistigen Aussetzern einherging.

Gesprochenes Wort erreichte Hatti´s Ohren kaum noch und er schien in seiner eigenen Welt zu leben. Bei Steffi ging es zwar bis in die Ohren, aber die Hürde zum Gehirn wurde ab und an gerissen. So kam es, dass sie auf dem Dachboden von oben in die fertiggestellte Fermacell Zwischendecke trat und durchbrach. Ein Teil der Decke, mitsamt der Elektrik, folgte den Schwerkraftgesetzen. Glücklicherweise kam sie mit einem Schrecken und einem Heulkrampf davon.
So… das war es dann aber auch!

Wir wurden zwischenzeitlich häufig gefragt, ob wir den Kauf nicht schon lange bereut haben und nicht alles schnell wieder abstoßen wollen!?

Nein, gar nicht! Wir kennen uns gut und wissen, dass es eine Stärke von uns ist, einmal Angefangenes gemeinsam mit Biss durchzuziehen. Es macht uns riesigen Spaß, etwas Eigenes zu schaffen und aus Scheiße Gold zu machen.

Mit Eigenarbeit ist es auch finanziell absolut machbar. Die bisherigen Renovierungskosten sind geringer als wir dachten und wir waren gerade bei der Bank um den Versicherungswert des Hauses zu verdoppeln. Damit wird das Haus nicht nur ein mögliches Zuhause, sondern auch ein Anlageobjekt und ein Teil unserer Altersvorsorge.

Auch wenn es anstrengend ist, wir 7 Tage/Woche arbeiten, immer vom Wecker geweckt werden, wir uns mal fetzen und manche Nächte für Hatti wegen der Suche nach technischen Lösungen fast schlaflos bleiben – wir haben für uns das genau Richtige getan und tanzen häufig vor Euphorie spontan bei der Arbeit. Gesang, bei Hatti eher eine Art „Rufen“, ist ohnehin den ganzen Tag zu hören.

Heute sind wir schon wieder seit zwei Wochen auf dem Schiff, liegen vor Anker und kommen den ganzen Tag nicht aus dem Schlafpyjama raus, weil wir wegen Sturm das Schiff nicht verlassen können.

5 Gedanken zu „Die Villa Kunterbunt nimmt Form an: Baustaub, extreme Coaching, Luxus, Besucher und ein Durchbruch“

  1. Es wird ganz wundervoll werden, davon bin ich überzeugt . Da steckt soviel Herz drin. Und jetzt genießt erstmal die bootszeit. Liebe Grüße aus Sizilien

  2. hallo ihr beiden, war schön mal wieder von euch zu lesen und zu hören. Liebe Grüße aus dem hohen Norden und wir hoffen bis bald, bei uns wartet dann auch Arbeit auf Euch.
    Habt noch eine schöne Zeit
    Renate und Jan

  3. Moin ihr Lieben,
    wow…tolle Geschichte, tolles Video.

    ich bin wieder mal echt beeindruckt…nein, nicht nur beeindruckt, eher auch sowas wie ’emotional echt berührt’.

    Eure Geschichte ist eine sooo schöne Geschichte in diesen Zeiten. Mal was Positives, was mit Hoffnung, was mit guter Aussicht, usw…

    Ganz toll der Besuch der Eltern, sie machen sich im hohen Alter auf den Weg und haben ne gute Zeit mir euch, mega 🙂

    Auch krass, was für handwerkliche Fähigkeiten ihr mittlerweile an den Tag legt.

    Hihi, eines schönen Tages (6 Jahre noch bis Rente) mag ich spätestens mal bei euch aufschlagen und euch schöööön auf den Zeiger gehen ;-))) *grins*

    Einstweilen viele liebe Grüße aus HL, viel Erfolg für die Villa Kunterbunt, usw…

    Lasst es euch gutgehen und möge euch der Himmel nicht auf den Kopf fallen 😉

    Freu mich auf euren nächsten Post, bis denne,

    Berti

  4. Hallo, Ihr Zwei! Das ist ja echt beeindruckend, was Ihr so schafft. Hut ab! Ihr hattet schöne und auch schwere Stunden und verliert nie den Mut und den Humor! 🙂 Weiter so – und hoffentlich kommt Ihr bald aus den Pyamas raus! Viel Spaß und weiterhin eine tolle Zeit! Übrigens, tolles Video! Ganz herzliche Grüße aus der Heimat sendet Euch Sabine

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