Südbretagne bis zur spanischen Küste

Nach La Rochelle stand Bordeaux auf dem Plan. Bordeuax liegt weit im Landesinneren am Fluss Gironde. Der Weg flussaufwärts war zu weit für uns, weshalb wir am Flusseingang im Hafen Port Medoc anlegten und uns zusammen mit der Crew der YOKO ein Auto mieteten, um die 100 Kilometer nach Bordeuax zu fahren. Bordeaux war, wie erwartet eine große, bunte und tolle Stadt…
Noch besser waren allerdings die am folgenden Tag stattfindenden Weinproben auf diversen Weingütern in der Gegend. Auch wenn wir Wein sonst nur nach dem Motto - viel und billig - einkaufen, war es interessant zu schmecken, was darüber hinaus noch so geht. Auch wir wurden fündig.
Nach 8 Tagen in Port Medoc standen sie nun an:130 Meilen Biskaya.Schaut man in die Revierführer der Biskaya, liest man: „möglichst weit westlich starten, Brest oder besser noch Süd –England und dann in einem Rutsch runter nach Coruna!“
Beherzigt man dies, wird man nie erfahren, was man an der Küste verpasst hat!
Zugegeben, die Biskaya war die letzten Wochen eher ein Ententeich, aber Bretagne und Gascogne würden selbst Sturmtage im Hafen nie langweilig werden lassen. Es gab und gibt sooo viel zu entdecken. Und wenn man die Zeit hat…wieso also nicht an der Küste entlang?
Bis zur Gironde (Fluss in Richtung Bordeaux) ist Hafenhoppeln in Tagesetappen sehr einfach. Ab Port Medoc jedoch sollte man eine längere Distanz von 130 Meilen überwinden, weil:
1. zwei große Schießgebiete auf dem Weg liegen, die nur zu bestimmten Zeiten durchquert werden dürfen
Anmerkung: Fragt man revierkundige Franzosen, wissen diese meist noch nicht einmal von der Existenz dieser Gebiete und uns wurde schnell bewusst, dass wir das Thema „Schießgebiet“ völlig überbewerteten. Ein Anruf bei einer Lotsenstation brachte Sicherheit: Freie Fahrt!
2. Das Becken von Arcachon, welches einen Zwischenstopp ermöglichen würde, ist in seiner Einfahrt recht anspruchsvoll/gefährlich und ist man erst einmal drin, braucht man wieder optimale Bedingungen, um heraus zu kommen.
Die Wetterprognosen waren einigermaßen ok. Wir hatten 4-5 Windstärken mit zeitweise mal 6er Böen drin. Leider gab es weiter draußen auf der Biskaya ein stärkeres Westwindfeld, was auch bei uns noch für entsprechend hohe und konfuse Wellen auf nur 40 Meter Wassertiefe sorgte.
Ergebnis: es war durchweg ein ordentliches Geschaukel und Steffi, wie auch Ilona auf dem großen Fahrtenkatamaran, mit dem wir zusammen reisten, mussten die Fische füttern.
In der Nacht ging das Geschaukel weiter aber man sah die Wellen nicht mehr auf sich zukommen. Zur jeder vollen Stunde hatte wir zum Katamaran YOKO Funkkontakt, um uns zu sagen, wie es jeweils schaukelt.
Als der Wind zum Morgen hin einschlief, wurde der Motor „FastFoot“ gestartet und musste 10 Stunden bei hoher Drehzahl gegen Strom und auf Süd drehenden Wind gegenan kämpfen. Das gehackte Wellenbild blieb jedoch bis zuletzt.
Da Bayonne ein Flusshafen ist und wir bei ablaufendem Wasser ankamen, addierten sich Flusswasser und Tide zu 3,5 Knoten Gegenstrom in der engen Hafeneinfahrt und wir krochen bei fast Vollgas mit gerade mal 2 Knoten Geschwindigkeit für 30 Minuten bis zum Yachthafen.
Alles in allem war es keine wirklich angenehme Nachtfahrt und im Hafen angekommen, wankten wir über die Stege und hatten im Schiff immer noch das Bedürfnis, uns überall festhalten zu müssen. Jörg hatte ständig das Gefühl, ins Leere zu treten und stakste wie ein Storch.
Beim hochspannenden Fussballspiel Frankreich gegen Uruguay schliefen wir schon ein.
Aber wir sind happy, dass wir diese Strecke erfolgreich hinter uns gebracht haben. Spanien war nicht mehr weit.
Nach ein paar Tagen in Bayonne ging es nach einem Zwischenstopp in einer für uns recht ungemütlichen Ankerbucht in den letzten französischen Hafen Hendaye, direkt an der spanischen Grenze. Hier konnten wir u.a. das Fussballspiel Frankreich-Belgien sehen. Was für eine Party, als die Franzosen gewonnen haben!

Ile d‘Yeux bis La Rochelle

Im Reiseführer steht, wer die Ile d´Yeu besucht, der ist im Süden angekommen. Und das stimmt irgendwie auch!
Das Landschaftsbild ist ein komplett anderes als in der Bretagne. Die Häuser sind allesamt weiß getüncht mit roten Dachziegeln und pastellfarbenen Fensterläden. Man sieht nun vermehrt Palmen, Bananen- und Feigenbäume. Auch im Hafen wird es internationaler. Franzosen, Deutsche, Holländer, Belgier und viele Engländer tummeln sich im kleinen Hafenbecken und es wird viel über die Reling geschnattert. Und aus dem Radio tönen nicht mehr ausnahmslos französische Chansons, sondern ab und zu ist auch ein spanischer Hit dabei. Super! Außerdem fahren hier auf der Insel noch jede Menge alte Renaults und Peugeots, was dem Stadtbild einen besonderen Charme verleiht.

Wir planten wieder mehr als einen Tag für diese Insel ein, denn wir wollten uns in Ruhe umsehen. Mit Ilona & Andi radelten wir 25km einmal um die ganze Insel und genossen die Natur. Beeindruckende Strände, alte Ruinen. Hügelgräber… es wurde nicht langweilig.  Am Folgetag radelten wir Richtung St. Sauveur, die „inoffizielle Hauptstadt“ der Insel. Dort angekommen, guckten wir uns erst um, dann fragend an. Hier war absolut tote Hose! Nun ja, vielleicht waren auch unsere Erwartungen nur zu hoch. Es gab einen kleinen Gemüsehändler, einen Fischladen und zwei Weinhändler. Also eigentlich alles, was eine französiche Hauptstadt braucht!!

Von der Ile d´Yeu wollten wir eigentlich nach Les Sables-D´Olonne fahren. Ein Bootsnachber erzählte uns aber, dass der Hafen wegen einer Regatta für eine Woche gesperrt sei und die kleinen Häfen in der Nähe sicherlich entsprechend überfüllt sein würden. Nach kurzem Beratschlagen mit der YOKO stand fest: wir fahren gleich durch bis La Rochelle. 64 Seemeilen! Hui, so weit sind wir ja schon lange nicht mehr gefahren! Würde das wohl gut gehen?? Es ging gut! Das Wetter war schön und der Wind…. seufz…. anfangs wieder eher zu wenig als zu viel. Wir setzten endlich mal unseren Blister, ein besonders großes und leichtes Segel für wenig Wind. Bei wenig Wind direkt von hinten ist es allerdings etwas schwierig zu steuern, was die Fahrt ein bisschen anstrengend machte, aber später drehte der Wind und frischte etwas auf. Zusätzlich schob uns die Strömung unserem Ziel entgegen, so dass wir z. T. mit bis zu 8 Knoten Geschwindigkeit dahin sausten! Herrlich! Um unsere Freude nicht zu überschwenglich werden zu lassen, wickelte sich der Blister beim Einholen um´s Vorstag, so dass Jörg ihn nicht herunter ziehen konnte. Es ist ziemlich blöde, wenn so ein riesiger Stofflappen unkontrolliert hin und her flattert und man nichts machen kann! Glücklicherweise befreite sich das Segel selbst und konnte dann geborgen werden.

Um 19 Uhr erreichten wir den riesigen Hafen „Port des Minimes“ von La Rochelle. Hier gibt es ca. 5.000 (in Worten: fünftausend!) Liegeplätze. Masten, so weit das Auge reicht! Und weil hier die großen Katamarane hergestellt werden, war der Hafen voll mit eben diesen….. nagelneu versteht sich! Wir fühlten uns mit unserem alten BigFoot irgendwie ein bisschen fehl am Platze. Aber die YOKO-Crew wartete schon auf uns und, obwohl wir alle ziemlich müde waren, wollte Andi uns unbedingt noch auf ein Bier in der Stadt einladen. Also schwangen wir uns auf unsere Drahtesel und radelten die 2 km in die City. Was für eine gute Entscheidung! Wir waren von Anfang an total geflasht von dieser tollen Stadt! Hier tobt das Leben! Straßencafés und Restaurants sind voll von Menschen verschiedener Nationen, Straßenmusikanten und -künstler sorgen für gute Unterhaltung und das Ganze ist wieder umrahmt von historischen Gemäuern und schnuckeligen kleinen Gassen. Eine schöne Belohnung für uns nach der langen Fahrt.

Am nächsten Vormittag besuchten wir einen sehr großen Markt. Auch hier verspürte man wieder internationales Flair. Neben französischen Köstlichkeiten fanden wir auch afrikanische und spanische Stände. Jörg wollte unbedingt Tacos essen. Steffi hatte eigentlich noch keinen Hunger, aber lecker sahen die Dinger ja aus… Also zwei Stück geordert. Der Verkäufer, der alles frisch zubereitete, fragte uns, ob wir 5 min. Zeit hätten. Na klar! Wir verabredeten, dass wir einfach in ein paar Minuten wieder kommen würden, um unsere Mahlzeit abzuholen. Als wir dann an den Stand zurück kehrten, lächelte er uns freundlich an und fing DANN an, die Fladen vorzubereiten. Zunächst wurde der Teig geknetet, hingebungsvoll zum Fladen geformt, auf den heißen Stein gepackt. Dort bruzzelten die guten Stücke eine gaaaaanze Weile vor sich hin. Inzwischen fing der Taco-Bäcker an, seelenruhig die anderen Zutaten erstmal zu schnippeln. Dies war für die deutsche Pünktlichkeit im Allgemeinen und Steffi´s begrenzter Geduld im Speziellen eine Herausforderung. Zwei andere Kunden wurden zwischenzeitlich ruck zuck bedient (keine Ahnung, was an deren Bestellung anders war). Das Gute an der Sache war, dass auch Steffi inzwischen Hunger verspürte. Allerdings machten wir uns langsam Sorgen, ob wir wohl rechtzeitig zum Deutschland-Spiel wieder im Hafen sein würden! Nach 25 min. hielten wir dann endlich unsere Snacks in den Händen! Der Verkäufer entschuldigte sich für die Verzögerung. Steffi lächelte ihn gelassen an, meinte, das wäre doch kein Problem und wünschte ihm noch einen schönen Sonntag. Geduldsprobe mit Bravour bestanden!! Und geschmeckt haben die Teile auch!

Wir schafften es also rechtzeitig zum deutschen WM-Spiel, welches wir zusammen mit Ilona & Andreas auf der YOKO guckten. Was für ein Desaster!! Lag es vielleicht an unserer Taco-Aktion, dass Mexico gewonnen hat?? Egal! Wir ließen uns davon nicht den Abend verderben, sondern ließen es uns mit Miesmuscheln und Wein gut gehen.

In La Rochelle ist die dritte Übernachtung kostenlos! Großartig!! Keine Frage, wie viele Nächte der Spar-Fuchs gleich bei Ankunft buchte. 😉 Wir hatten also Zeit für La Rochelle, insgesamt waren wir sogar 4 Nächte dort. Wir ließen uns durch die Stadt treiben, besichtigten historische Gebäude und Türme. Und das alles bei schönstem Sommerwetter! Eine Stadt, die man ruhig öfter besuchen kann.

Dann sollte es mal wieder auf eine Insel gehen. Wir hatten wunderbares Segelwetter! Leider ist die Ile de Ré nur ca. 2 Bootsstunden von La Rochelle entfernt und so war es ein kurzes Segelvergnügen. Der Hafen ist tidenabhängig und wird durch eine Schleuse geschlossen. Katamarane dürfen nicht in den kleinen, engen Hafen und so musste die YOKO „draußen“ am Ponton bleiben. Im Hafen war ein ziemliches Boots-Gewusel und wir lagen wieder mit mehreren Booten im Päckchen. Weil das Wetter fantastisch war, wurde einstimmig beschlossen, dass unbedingt mal wieder gegrillt werden muss. Wir fanden ein sensationelles Plätzchen mit Blick auf´s Meer und den sensationellen Sonnenuntergang und die YOKO-Besatzung mixte sensationelle Drinks! Es war ein sensationell schöner Abend. Nur, warum man ausgerechnet von einem Getränk namens „Painkiller“ Kopfschmerzen bekommt, bleibt uns ein Rätsel.

Der Wind hatte zugenommen und stand genau auf die Hafeneinfahrt, was eine sehr unruhige Nacht für die YOKO zur Folge hatte. Da der Wind weiter auffrischen sollte, beschlossen die Beiden morgens, wieder zurück nach La Rochelle zu segeln, denn bei dem enormen Schwell will dort „draußen“ niemand liegen – außer vielleicht ein paar schmerzbefreite Franzosen.

Wir waren also mal wieder allein und erkundeten zwei Tage lang mit dem Rad die tolle Umgebung. Auch diese Insel ist wieder ganz anders als die anderen und besonders gut haben uns die Salinen gefallen. Eine weitläufige Fläche mit unzähligen Salzbecken, wo das begehrte Meersalz gewonnen wird.

Wie ihr gemerkt habt, sind wir inszwischen ein ganzes Stück die Küste entlang in die Biskaya rein gefahren. Als wir gestartet sind, war ja noch nicht klar, ob wir von Brest oder Camaret-sur-Mer die Biskaya überqueren nach A Coruna, oder ob wir weiter an der Küste entlang fahren. Es war auch keine bewusste Entscheidung, diesen Weg jetzt zu nehmen. Wir sind quasi so „rein gerutscht“. Zusammen mit der YOKO haben wir von Hafen zu Hafen geplant und dort, wo es schön sein sollte, sind wir hin gefahren. Das Wetter ist im Moment sehr ruhig und so können die meisten Häfen problemlos angefahren werden. Wir haben  ja meistens eher zu wenig Wind, als zu viel! Bis jetzt gefällt uns diese Gegend richtig gut und wir glauben, dass wir eine Menge Schönes verpasst hätten, wenn wir direkt rüber gefahren wären. Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Voraussichtlich geht es jetzt noch ein Stückchen die Küste entlang bis Bordeaux. Dort überlegen wir dann nochmal. 🙂

Cancerneau, Ile de Groix und Ile d‘Houat bis Pornic

Cancerneau und Ile de Groix

Cancarneau ist bekannt für seine Romanfigur Kommissar Dupin. So haben wir es zumindest gehört!:-)
Die Crew der Yoko war da bewanderter. Ein Entrecote im Restaurant „L´Amiral“ war für die beiden ein must have, weil die besagte Romanfigur dort regelmäßig ihren Cholesterinspiegel mit einem Entrecote nach oben treibt.
Die Stadt selbst kam uns nach den letzten Tagen in der Ankerbucht extrem lebhaft vor.
Und endlich…, es gab hier einen Handy Reparatur Shop. Nachdem Hattis Handy Display vor ein paar Tagen den Geist aufgegeben hatte und er sich benahm wie ein Zombie in den Wechseljahren, feierte er hier seine Wiedergeburt!
Dass uns diese Wiedergeburt 219,- Eur kostete, war nebensächlich.
Einkaufen, Sightseeing, Museumsbesuch – das war Cancarneau!

Recht früh ging es am nächsten Tag mal wieder los. Entweder Lorient oder die Ile de Groix sollte das Ziel sein. Unterwegs entschieden wir uns für die Insel. Was für eine gute Wahl.
Von der Insel aus konnten wir gegenüber die Industrieanlagen von Lorient sehen und das Inselleben für die nächsten Tage genießen. Die Ile de Groix ist nicht groß. Mit einer Fahrradtour von 27 Kilometern haben wir sie umrundet. Einsame Badebuchten, Klippen, kleine Wälder, alte Dörfer und allgegenwärtiger Blumenduft begeisterten uns. Das Eiland wirkt ausserhalb der Saison noch etwas verlassen, hat dadurch aber einen Charme verbreitet, der uns durchatmen ließ.
Durchartmen war am 2. Tag auf dem Schiff allerdings nicht möglich. Neben uns legte eine Schute an, die mit Teer für den Staßenbau beladen war. Den ganzen Tag wurde entladen und alles, einschließlich unserer zum Trocknen rausgehängte Wäsche, stank nach Teer.
Am 3. Tag wollten wir morgens eigentlich ablegen. Nieselregen, angesagte Gewitter und ein undefiniertes „Unwohlsein“ nach dem vorangegangenen Grillabend mit der Crew der Yoko ließ uns nach Wettercheck und Absprache wieder ins Bett kriechen. Die Yoko fuhr trotzdem und kam auch ohne Gewitter auf der Belle Ile an.
Wir nutzten den Tag für einen Motorcheck, Fotos sortieren und aufräumen.

Jetzt ist es gerade 08.00 Uhr und wir sind schon 2 Stunden motorend unterwegs. Der Wind soll noch etwas zunehmen und da er dann genau auf die Nase pustet, sind wir heute morgen so früh hoch um bei fast Flaute in Richtung Golf de Morbihan voran zu kommen. Es regnet und Steffi hält draußen Ruderwache…

Ile d‘Houat bis Pornic

Da uns die letzte Insel so gut gefallen hat, steuerten wir gleich die nächste an: die Ile d´Houat. Wir konnten mal wieder ankern und das Schlauchboot brachte uns für einen Inselrundgang an Land. Die Insel hat ein kleines, beschauliches Dörfchen und viel Natur zu bieten. Es herrscht eine wunderbare Ruhe, so richtig zum Seele-baumeln-lassen! Allerdings wohl nur jetzt in der Vorsaison. Denn es gibt hier viele Ankerbuchten mit wunderschönen, weißen Sandstränden, was die Ile d´Houat zu einem sehr begehrten Ausflugsziel macht. Wenn im Hochsommer – wie im Reiseführer beschrieben – bis zu 100 Boote in nur einer Bucht ankern und alle die Insel besuchen wollen, ist es mit der beschaulichen Ruhe wohl vorbei! Wir hatten uns vorgenommen, auch den nächsten Tag auf der Ile d´Houat zu verbringen. Am nächsten Morgen sah Jörg jedoch im Wetterbericht, dass der Tag guten Segelwind bringen sollte. Das musste natürlich ausgenutzt werden. Plötzlich herrschte hektische Aufbruchstimmung im Boot. Jede angefangene Aktivität musste sofort beendet werden. Steffi war gerade dabei, den Herd zu putzen…. Aber Putzen wird ja sowieso total überbewertet! Wir machten alles klar, gingen Anker auf und nahmen Kurs auf den Golfe du Morbihan. Der erhoffte Segelwind war leider nur mittelmäßig, wir mussten zwischendurch immer wieder den Motor zur Hilfe nehmen.
Die Einfahrt in den Golfe du Morbihan ist wegen starker Strömungen auch wieder so eine Sache für sich. Man sollte den richtigen Zeitpunkt erwischen. Doch wann ist der? Jörg meinte, es wäre ideal mit auflaufendem Wasser hinein zu fahren. Anders lautende Angaben im Reiseführer hatten uns dann aber verunsichert. Die völlig verschmutzten Dieselfilter, die wir unterwegs bei einer Motorkontrolle entdeckten, machten die Situation nicht leichter. Als wir am Golfe ankamen, sahen wir dort schon von weitem die Strudel, die durch die Strömungen verursacht wurden. Etwas entnervt fuhren wir kurzerhand in den vorgelargerten Hafen, um erstmal die Lage zu checken. Obwohl der Hafen riesig war, konnten wir keinen freien Liegeplatz finden, weil viele Stege für eine Regatta reserviert waren. Der Hafenmeister wies uns an, bei einem französischen Boot längsseits fest zu machen. Wir, wie auch der Franzose, waren mäßig begeistert. Als unser Nachbar im Gespräch mitbekam, dass wir eigentlich in den Golfe wollten, wurde er immer freundlicher. Er pries uns diese Lagune als das schönste Fleckchen Frankreichs an und sagte uns auch, wann man am Besten hinein fährt, nämlich ca. 2 Stunden nach Niedrigwasser. Das wäre um 15 Uhr. Ein Blick auf die Uhr: 15:02! Na dann… nix wie die Leinen wieder los und ab in den Golfe! Wir waren froh – der Franzose auch!
Wir kamen tatsächlich unfallfrei hinein und suchten uns einen Ankerplatz. Richtig ankern kann man dort allerdings nicht so gut. Dafür gibt es aber in jeder Bucht zahlreiche Mooring-Bojen, die man – offenbar kostenlos – nutzen kann. Das ist natürlich viel komfortabler. Vor allem, wenn man, so wie wir, keine elektrische Ankerwinsch an Bord hat. Man macht einfach die Leine an der Boje fest, anstatt 50m Ankerkette abzulassen, die dann am nächsten Tag ja auch irgendwie wieder an Bord gebracht werden will.
Im Golfe du Morbihan, abseits der Biskaya, mit seinen vielen Inseln und Buchten findet man Natur und Ruhe pur. Leider war das Wetter durchwachsen, so dass die Schönheit der Natur für uns ab und zu durch einen Regenschleier verdeckt war. Aber wir konnten es trotzdem genießen, gemeinsam mit der YOKO, die sich am zweiten Tag wieder zu uns gesellte.
Auray, das charmante Städtchen im linken Seitenarm des Golfes „Rivière d´Auray“ hatte es uns angetan. Wir mussten mit dem Schlauchboot ein ganzes Stück flussaufwärts fahren, um es zu besuchen. Aber es hat sich gelohnt! Bei Sonnenschein schlenderten wir durch die kleinen Gassen mit alten Häusern, Künstlervierteln, Cafés und kleinen Lädchen. Toll! Doch als wir zurück zu BigFoot wollten, guckten wir etwas blöd aus der Wäsche. Das Wasser war weg! Wir hatten unser Schlauchboot bei Ankunft über eine Slip-Anlage an Land geholt. Nun war Ebbe und wir hatten keine Chance, das Schlauchi wieder in´s Wasser zu bringen, denn die Beton-Rampe war mit scharfkantigen Muscheln besetzt! Wie konnten wir nur die Gezeiten vergessen…???!! Na gut, da haben wir halt noch eine Runde durch´s Örtchen gedreht und uns im Restaurant einen Café gegönnt, bis der Wasserstand wieder ausreichend war.
In Auray gab es auch einen Lidl-Markt. Dieser war allerdings etwas auswärts und ohne Fahrrad nicht zu erreichen. Jörg, der Spar-Fuchs, fühlte sich am nächsten Morgen dazu berufen, noch vor dem Frühstück das Klapp-Fahrrad in´s Schlauchboot zu laden und in Auray einen Großeinkauf zu tätigen. Leider bekam er beim ersten Einkauf nicht alles, was er haben wollte, in seinen Rucksack. Und so radelte er die 30 min. vom Lidl-Markt wieder zurück zum Schlauchboot, deponierte dort den Einkauf und radelte nochmal 30 min. zurück zum Lidl, um die zweite Ladung einzukaufen. Er war erst kurz vor Mittag wieder zurück. Steffi meinte leicht irritiert, dass mind. ein Drittel der Dinge, die Jörg mitgebracht hatte, überflüssig wären. Aber immerhin haben wir günstig bei Lidl eingekauft!! 😉
Außerdem wanderten wir noch durch die schöne Botanik der Mönchs-Insel und besuchten natürlich die historische Stadt Vannes „im Herzen“ des Golfes. Mit einem prächtigen Stadttor, Befestigungsanlage, einem Schloss und vielen Fachwerkhäusern mutet Vannes sehr mittelalterlich an und versprüht ein besonderes Flair. Hier verbrachten wir zwei Tage. Auf dem großen Wochenmarkt, wo überall Leckereien zum Probieren angeboten werden, futterten wir uns ungeniert duch alle Stände und konnten so das Mittagessen ausfallen lassen, was besonders den Spar-Fuchs Hatti gefreut hat! Wenn Steffi jetzt fragt: „Was wollen wir heute essen?“ bekommt sie zur Antwort: „Auf dem Wochenmarkt!“. 😉
Der Golfe du Morbihan wurde uns vorab wärmstens empfohlen. Es hieß, man könnte sich hier mehrere Monate aufhalten. Wenn man allerdings schon einmal in den schwedischen Schären war, kann er, unserer Meinung nach, nicht mithalten. Sicherlich hat das mäßige Wetter ihn für uns auch nicht in den schönsten Farben erleuchten lassen. Also, es hat uns hier schon sehr gefallen, aber nach 6 Tagen Golfe waren wir bereit, uns wieder auf die Biskaya zu wagen!
Das Wetter wurde besser und wir konnten mal wieder segeln! Um das Glück perfekt zu machen, fing Jörg unterwegs einen großen Hornhecht! Den schmissen wir für das gemeinsame Abendessen mit den zwei Makrelen zusammen, die Andi von der YOKO unterwegs gefangen hatte. Wieder eine kostenlose Mahlzeit! Da lacht das Spar-Fuchs-Herz!
Dann passierte etwas, was wir in diesem Jahr bisher noch nicht erlebt hatten: wir kamen in einen Hafen, der uns so gar nicht gefiel: Pornichet. Riesig groß und unpersönlich, trotz der Größe bekamen wir keinen eigenen Liegeplatz, sondern mussten bei der Yoko längsseits gehen. Dafür ist er sehr teuer, bietet aber kein W-lan. Und um die Stimmung perfekt zu machen, schaut man auf eine Kulisse von unzähligen Hochhaus-Burgen. Brrrr…..! Pornichet – Jörg nannte ihn um in „Pornohafen“! Hier wollten wir schnell wieder weg.
Nach einer Übernachtung ging´s weiter nach Pornic. Es war eine kurze Strecke, daher waren wir ziemlich früh im Hafen. Wir freuten uns, dass wir noch einen Liegeplatz nahe dem Hafenbüro und den sanitären Anlagen ergatterten, so dass wir nicht jedes Mal eine Mörder-Wanderung durch den ganzen Hafen machen mussten (wie in Pornichet). Kurze Zeit später kam ein Franzose rein, der bei uns längsseits fest machte. Diesen Franzosen trafen wir nachmittags beim Bezahlen im Hafenbüro wieder. Es stellte sich heraus, dass er wohl den Liegeplatz, auf dem wir lagen, vorab telefonisch reserviert hatte. Der Hafenmeister hatte den Platz aber nicht gesperrt! Obwohl der Franzose selbst eigentlich einen ziemlich entspannten Eindruck machte, wurde am Ende beschlossen, dass wir den Liegeplatz wechseln mussten. Und nun ratet mal, wohin wir verfrachtet wurden? Richtig! An den vorletzten Steg im Hafen, gaaaanz nach hinten!! Also mal ehrlich: diese Reservierungen sind doch scheiße! Da stehst du früh auf und kommst als erster in den Hafen und am Ende wirst du doch in die hinterletzte Ecke gesteckt!
Dafür hatten wir an unserem neuen Platz aber unsere Ruhe. Und Pornic war wieder ein richtiges Schätzchen! Ein lebendiges, hübsches Städtchen mit wunderschönem Küstenwanderweg und Badestrand direkt neben dem Hafen. Wir blieben ein paar Tage und es gab wieder ein kostenloses Wochenmarkt-Mittagessen. Mit der YOKO-Crew veranstalteten wir einen zünftigen Grillabend am Strand. Es war ein richtig schöner, lauer Sommerabend, an dem es gar nicht kalt wurde und man sehr lange draußen sitzen konnte. Nach dem Essen konzentrierten wir uns auf´s Trinken. Wir saßen im weißen Sand, philosophierten über Gott und die Welt und vernichteten ganz nebenbei geringe Mengen Rotwein. Summerfeeling pur! Alles war schick. Nur als Jörg aufstand, hat ihn wohl ein unsichtbares, gemeines Heinzelmännchen immer von links nach rechts und wieder zurück geschubst! Er schwankte jedenfalls bedrohlich in alle Richtungen und rief dabei ununterbrochen: „Ich kann nicht mehr stehen, ich kann nicht mehr stehen!“. Dank Andi´s tatkräftiger Hilfe schaffte Steffi es irgendwie, ihren Captain unversehrt an Bord zu bringen.
Am nächsten Tag hatte sich das Wetter komplett geändert: alles grau in grau und den ganzen Tag Dauerregen! Das fanden wir super, denn von dem Heinzelmännchen-Geschubse war uns immer noch ganz kodderig zumute und wir wären sowieso nicht in der Verfassung für größere Aktivitäten gewesen. So pflegten wir gemütlich unseren Kater mit Lesen, Fernsehen, Schlafen, Dösen.
Nach ein paar schönen Tagen in Pornic wollten wir mal wieder eine etwas längere Strecke von ca. 30 Seemeilen zur Insel „Ile d´Yeu“ machen. Guter Wind war prophezeit und wir freuten uns auf´s Segeln! Aber wieder nix! Es wehte nur ein laues Lüftchen, das für uns nicht ausreichte, und so mussten wir mal wieder die Maschine bemühen. Die Ile d´Yeu ist auch sehr begehrt und der Hafen klein. Frühes Kommen sichert also mal wieder gute Plätze. Dieses Mal hat´s auch geklappt! Bei unserer Ankunft waren noch ein paar Plätze frei. Etwas später füllte sich der Hafen und die Boote lagen in 3er- und 4er-Päckchen. Daran werden wir uns sicher gewöhnen müssen, denn wenn so viele Segler unterwegs sind, muss man eben ein bisschen zusammen rücken! Es fördert ja auch die Kommunikation unter den Seglern! Wenn wir allerdings mitbekommen, wie unbekümmert manche, meist französische, Segler in den engen Hafengassen hin und her rangieren und auch, wenn sie mal ein anderes Schiff gerammt haben, sich freundlich winkend von dannen machen, wird uns schon manchmal etwas mulmig.

Von Brest nach Benodet

Camaret-Sur-Mer hatte an Ausflugszielen Einiges zu bieten. Mehldi konnte sich bei der Hafenmeisterin (einer Berlinerin) ein altes Fahrrad ausleihen, welches ihm zwar schnell die Grenzen seiner Kondition aufzeigte, uns aber einigermaßen mobil machte. Nach ein paar Tagen zog es uns jedoch zu neuen Ufern! Wahnwitzige 10 Seemeilen segelten wir in die Bucht von Brest, wo wir eine Nacht vor Anker lagen und uns am folgenden Morgen in den Hafen nahe des Meerwasseraquariums machten, welches wir besichtigen wollten.
Über solche Aquarien, in dem große, normalerweise wild lebende Tiere auf engem Raum gehalten werden, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Auch wir sind da mit uns nicht ganz im Reinen. zumindest machte das Aquarium den Eindruck, dass man sich alle Mühe gab, das Leben der Tiere erträglich zu machen…

Die Stadt Brest schenkten wir uns, weil sie als Industriestadt nicht so viel her gab und die Hafengebühren nicht ohne waren (immerhin bekamen wir eine Freikarte für das Aquarium, die alleine 21,- EUR kostet). Wir saßen am Vorabend 2 Stunden zusammen, um den schwierigen Törn durch das Raz de Sein bis nach Audierne zu planen. Dieses Raz ist die letzte Engstelle, die uns erwartete, wo die Tidenströme durch die Geologie so komprimiert werden, dass alle Törnführer raten, bei Stillwasser, d.h. wenn Ebbe und Flut jeweils wechseln und keinesfalls bei Wind gegen Strom, das Raz zu durchqueren. 10 Seemeilen vor dem Raz stellte Jörg dann lustigerweise fest, dass wir uns am Vortag um 2 Stunden verrechnet hatten und wir bei zunehmendem Wind genau die Situation vorfinden würden, die das Raz zu einem Hexenkessel werden lassen kann!
„Abdrehen“ hieß es!

Morgat war ein guter Alternativhafen. Hier verbrachten wir tolle, aber auch letzte Tage mit Mehldi. Insbesondere die erneute Fahrradtour wird wohl allen im Gedächtnis bleiben. Einer der berühmten „Abkürzungen“ von Hatti folgend, fanden wir uns plötzlich auf einem zugewachsenen Feldweg knöcheltief im Schlamm wieder. Jörg vorneweg meinte hinterher, er konnte den Unmut von Steffi und Mehldi körperlich im Nacken spüren! 😉

Mehldi musste wegen Streiks der französischen Eisenbahner schon am Donnerstag vor Pfingsten abreisen.

Mit einem Mal waren wir alleine!

…aber nur für ein paar Stunden. Schon zum Nachmittag trafen Ilona und Andreas mit Ihrem Katamaran „Yoko“ ein. Sie waren uns schon einige Zeit auf den Fersen und mit dem schnellen Kat war es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns einholen würden.

Wir müssen zugeben, dass wir die letzten Wochen, im Urlaubsmodus, nicht wenig getrunken haben. Es stellte sich heraus, dass die beiden in den letzten 2 Wochen so viel getrunken hatten wie wir an einem Tag.
Oh je! Damit musste Schluss sein! Ab sofort tranken sie genau so viel wie wir! 🙂
Neee, mal ehrlich: es ist nicht leicht, mal nichts zu trinken, weil sich Gelegenheiten mit anderen Crews ständig ergeben. Aber zum einen ist es nicht wirklich toll, jeden Morgen verkatert aufzuwachen und dem Budget ist es auch eher abträglich. Deshalb versucht man, sich zusammen zu reißen. Und manchmal gelingt es auch!

Definitiv nicht betrunken waren wir, als wir mitten im Hafenbecken einen Delfin entdeckten! Er schien sich dort pudelwohl zu fühlen, tauchte direkt an unserem Steg auf und „parkte“ einen Moment neben unserem Bug. BOAHHHHH! Wie coooool!!!

Mit Ilona und Andreas verbrachten wir noch ein paar Tage in Morgat, während dieser wir u.a. in eine der Höhlen, die es hier gibt, mit dem Beiboot der Yoko hineinfuhren. Hatti musste sich eingestehen, dass ihm das doch ein wenig unheimlich war! Memme!

Dann war der Zeitpunkt gekommen, gemeinsam mit der Yoko das Raz de Sein zu durchqueren. Um 04.45 Uhr klingelte der Wecker und 15 Minuten später waren wir, noch im Dunkeln, unterwegs und konnten kurz danach einen tollen Sonnenaufgang genießen. Das Raz erreichten wir auf die Minute genau bei Stillwasser und Windstille. Die See war spiegelglatt. Puh, geschafft! In einem späteren Hafen sahen wir Bilder vom Raz, die man sich kaum vorstellen kann …und will!

Wind hatten wir während der Fahrt kaum und Hatti nutzte die Gelegenheit zum Schleppangeln. Krawumm!!! Inerhalb von 5 Minuten hatte er 2 recht große Fische am Haken. Wir sind noch am Recherchieren, was für Fische es sind! Tipps sind wilkommen!

In Audierne wollten wir eigentlich ankern, um das Geld an einer Mooringtonne zu sparen. Wir konnten jedoch miterleben, wie ein englischer Segler seinen Anker nicht mehr hoch bekam, weil dieser am Grund irgendwo verhakt war. Am Ende ließ er sein komplettes Ankergeschirr (Wert ca. 1500,- EUR) in die Tiefe rauschen und verschwand.
Ab an die Mooringtonne!

Am nächsten Morgen ging es wieder recht früh weiter nach Lesconil. Hier waren wir mit Barbara und Jean-Jacques verabredet, die das Boot Ihres belgischen Freundes Luc nach Belgien überführten und uns entgegen kamen.

So… auf dieser Fahrt war es dann so weit: Uns begleiteten 2 Delfine 10 Minuten lang, spielten um unseren Bug herum und man konnte deutlich sehen, wie sie sich auf die Seite legten, um auch uns zu beobachten. Wir waren sowas von geflasht! Darauf hatten wir immer gehofft. Das war jetzt der wahre „Delfin-Moment“!

Was für ein Wiedersehen dann mit den Freunden aus unserem Harburger Werfthafen „Peter Knief“.
Für Jörg begann das Wiedersehen sofort mit einem Tauchauftrag. Babara, Jean-Jacques und Luc sind am Vortag angekommen und sind versehentlich in das Gebiet einer Algenzucht geraten. Das Ergebnis war ein armdicker Tampen in der Schraube, den sie zwar durchschneiden konnten, aber manövrierunfähig vom Hafenmeister in den Hafen geschleppt werden mussten. Sie wussten, dass unsere „Bigfoot“ Tauchgeräte mit sich herumfuhr und warteten schon auf uns. Der Tampen war schnell aus der Schraube raus und die Aktion wurde Abends bei gutem Essen „befeiert“.
Wir alle blieben auch den nächsten Tag mit unseren 3 Schiffen noch in Lesconil. Gegen Nachmittag kam ein Fischkutter in den Hafen und unser Franzose Jean-Jacques nutzte die Gelegenheit, den Kutter um 2 KG Langustini zu erleichtern. Wir trafen uns auf dem Katamaran Yoko, weil dieser für alle ausreichend Platz bot und jeder brachte irgendetwas mit. Der Tisch war - voll von Leckereien - kaum noch zu sehen. Was Jean-Jacques jedoch zauberte, war einmalig! Als Dessert wurden uns noch Crèpes mit Caramel-Creme und Eierlikör kredenzt. Steffi sagte ständig: „Ich glaube, ich bin tot und im Himmel - Wat lecker!“
Wir lernten auch noch die französiche Redensart für solche Gelegenheiten: „Je prend mon pied“! Heißt wörtlich übersetzt „Ich nehme meinen Fuß“, bedeutet aber „Ich habe Spaß!“. Na, wenn das nicht das richtige Credo für die BigFoot-Crew ist!! 🙂

Am nächsten Tag hieß es von allen Abschied nehmen. Die Yoko wollte zu einer Inselgruppe, Babara, Jean-Jacques und Luc weiter Richtung Belgien und wir wollten in den Fluss Odet zum Ankern. Zum ersten Mal seit Abfahrt waren wir komplett alleine. Zudem auch noch in einem Flussabschnitt, in dem kein Mensch zu sehen war! Komisches Gefühl. Aber schon am nächsten Tag lag die Yoko wieder neben uns im Fluss. Yipeeeeh!

Weiter Richtung Süden

Mehldi kam, wir sahen, wir segelten!

Es ging tatsächlich weiter! Die nächsten Tage sollten wir so fantastisches Wetter haben, wie wir es in 2017 nieeee hatten. Mehrere Tage Wind aus Nord/ Nordost und Sonnenschein. Wir fragten uns, ob wir noch im richtigen Land waren…

Der Reihe nach:

Die erste Strecke betrug nur 10 Meilen nach Saint Quay Portrieux. Hier mussten wir wegen des Durchzugs einer stürmischen Kaltfront einen Tag länger bleiben. Und das war auch gut so! Nach dem ersten Segeltag fühlten wir uns berufen, das vorangegangene Segelerlebnis zu feiern. Bis um 03.30 Uhr grölten wir You Tube Lieder der 70er und 80er: Jürgen Marcus, Frank Sinatra, Bon Jovi, John Denver und andere, an die wir uns nicht erinnern können.
Am nächsten Morgen hatten alle einen Kater vom Singen und/oder Trinken, woraufhin Steffi meinte: „Heute Abend singen wir aber weniger!“

Am nächsten Segeltag wurde die Strecke dann schon verdoppelt. Wir kreuzten zur wunderschönen Insel Ile de Brehat, vor der wir, auch das war ein Novum, die Nacht vor Anker verbrachten.

Die Folgetage ging es so weiter. Wir machten unheimlich Strecke bei bestem Wetter, ohne in Stress zu geraten. Die Strömungen wurden zum Westausgang des Englischen Kanals von Tag zu Tag deutlich schwächer und damit auch der Tidenhub. Wir liefen schöne kleine Häfen an und passierten u.a. den Leuchtturm „Phare du Four“, der durch seine Bilder im Sturm bekannt geworden ist.

Und kaum sind wir los gesegelt, waren wir auch schon in Brest!!!

Der Englische Kanal ist geschafft!!! Wir haben eines der schwierigsten Seegebiete dieser Erde hinter uns!
Hier beträgt der Tidenhub nur noch 2-4 Meter und es ergeben sich von nun an viele Ankermöglichkeiten. Dies wird die Bordkasse unheimlich schonen. Zwar sind in den nächsten Tagen mehrere Tiefdruckgebiete mit wechselhaftem Wetter im Anmarsch, was aber nicht stört. Wir liegen im Hafen von Camaret Sur Mer und am Schiff gibt´s Einiges zu basteln und die Gegend gibt einige Möglichkeiten zum Wandern und Fahrrad fahren her.

Wohin es von nun an weiter geht, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden…