Ankertage: Alvor, neue Bekanntschaften und Schiffe auf Drift

Wir lagen insgesamt zwei Wochen bei Portimao vor Anker. Diesmal ankerten wir nicht im großen Ankerfeld hinter dem Wellenbrecher. Hier hat man es häufig mit Schwell zu tun, der in die Einfahrt rein steht. Uns zog es in die Ecke des Fischereihafens. Schön ruhig ist es hier. Lediglich nachts wird es mit dem Auslaufen der Fischer für eine Stunde etwas unruhiger und man muss bei Windstille mit den Gerüchen eines Fischereihafens zurechtkommen.

Haust man längere Zeit vor Anker und ist eine warme Dusche wie ein Ding aus einer anderen Welt, hat man aber ohnehin mit vielen Gerüchen zu tun. Da stört ein Fischereihafen dann auch nicht mehr.

Nach zwei Wochen war es aber mal Zeit für einen Ortswechsel: Alvor!

Hier lagen wir letztes Jahr auch einige Wochen vor Anker. Um in das Ankerfeld von Alvor zu kommen, muss man das Hochwasser abpassen und dann flussauf, an den Sandbänken vorbei, bis kurz vor Alvor fahren. Es gibt lediglich zwei Fahrwassertonnen, die wahrscheinlich schon von den Wikingern gelegt wurden und zu heutiger Zeit keine Hilfe mehr sind. Allerdings kamen wir mit den Kursaufzeichnungen des letzten Jahres gut klar. Nur einmal hat Hatti am Steuer etwas gepennt und die Wassertiefe nahm innerhalb weniger Meter schnell ab und wir hatten nur noch 40 Zentimeter unter unserem Kiel.

Im Ankerfeld wurden wir von den beiden deutschen Schiffen „Suse“ und „Marli“ empfangen mit: “Herzlich willkommen in Alvor”. Wird man so begrüßt, ist klar, dass das Empfangskomitee wohl schon etwas länger hier verweilt. Nach einer anstrengenden Reise mitten in der Coronazeit lagen die beiden Crews hier nun schon sechs Wochen vor Anker. Es ist aber auch wirklich schön hier.

Blöde ist nur, dass der bei Niedrigwasser verbleibende Flusslauf so schmal ist, dass man zum Ankern nur wenig Platz hat. Bei viel Wind lassen wir normalerweise gern mal 40 bis 50 Meter Ankerkette ausrauschen. Hier sind es maximal 25 Meter, weil man sonst bei wechselnden Winden schnell auf einer der nahen Sandbänke treibt. Außerdem müssen die ein- und ausfahrenden Fischer sich im Slalom durch die Ankerlieger schlängeln. Nachts hat man das Gefühl, sie fahren einem gleich durch den Salon, so nahe heizen sie am Schiff vorbei. Aber… sie waren zuerst hier und gehen ihrem harten Job nach. Wir lungern hier nur auf unseren teuren Schiffen rum!

Klein ist die Welt: Die Suse lag mit uns im Harburger Binnenhafen. Gesehen haben wir uns allerdings nur selten. Das sollte nachgeholt werden!

Wir wanderten zusammen, auch mit der Crew der Marli, und gingen ein paar Bierchen bei Live Musik schlürfen.

Nach einer Woche kündigte sich dann aber ein stärkerer Wind an und wir verließen Alvor wieder, um in Portimao, wo wir Platz für reichlich Kette haben, wieder vor Anker zu gehen.

Als der Wind kam, ging zuerst eine deutsche Einhandseglerin mit ihrem Schiff auf Wanderschaft, weil der Anker nicht hielt. Bei einem solchen Wetter sind Segler vor Anker aber hellwach und die Frau wurde durch Rufen und Tröten alarmiert. Sie brauchte dann mehrere Stunden, um einen neuen Platz zu finden und den Anker so in den Grund zu fahren, dass er hielt.

Tags drauf legte der Wind dann noch einmal zu und es wurde bunt. Die deutsche Frau führte Anker und Kette wieder spazieren, konnte sich dann aber wieder festsetzen.

Schlimmer traf es ein englisches Stahlschiff, welches sich samt Ankergeschirr auf den Weg Richtung Strand machte. Dass ihm ein anders englisches Schiff im Wege lag, störte nicht. Die Crew war nicht an Bord!

Hatti packte seine Sachen (Ersatzanker, Ersatzankerkette, Taue) und stieg ins Schlauchboot. Zusammen mit dem Engländer, der sein Schiff kurz vor der Kollision noch in Sicherheit bringen konnte, brachten die beiden zwei Ersatzanker aus. Kurz vor der Strandung konnte das Schiff so gesichert werden. Aufregend! Als nächstes ging ein spanisches Schiff auf Drift in Richtung Flachwasser. Die Crew war an Bord, reagierte aber zu spät und sie sind aufgelaufen, kamen aber mit ihrer starken Maschine wieder frei. Dass sich auch das Schlauchboot der deutschen Frau losriss fand bei der Aufregung kaum Beachtung, auch das konnte aber mit Hilfe der Schiffsnachbarn wieder eingefangen werden!

Als die Engländer zu ihrem Schiff zurück kamen, staunten sie nicht schlecht ob ihres neuen Ankerplatzes und des Spinnennetzes von Leinen, in dem es hing. Zur Belohnung gab’s eine Buddel Portwein.

4 Gedanken zu „Ankertage: Alvor, neue Bekanntschaften und Schiffe auf Drift“

  1. Mann und Frau, was Ihr so erlebt! Langeweile kommt nicht auf und auch der Spaß wohl nicht zu kurz! Ihr Lieben, bleibt weiter so wacker und gesund! 🙂

  2. Danke, dass ihr so aufmerksam am Ankerplatz vorm Fischereihafen die Segler vor Ort und ebenso die, die nicht auf ihren Schiffen sein konnten, gerettet habt.
    Die Einhandseglerin wird mittlerweile schon zu einer bekannten “Ankerdrifterin”!

  3. Wir sind jetzt nach Heimaturlaub wieder zurück auf unserem Zuhause. Wir leben auf der Ovni mit der roten Mastspitze, das auf euren Bildern so stoisch im Wind liegt.
    Wir haben euren Blog seid zwei Jahren verfolgt und freuen uns euch irgendwann Aug in Aug zu treffen und kennen zu lernen.
    Ganz herzliche Grüße
    Dörte & Jens

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