Portimao und Alvor: neue und alte Freunde getroffen, nächtlicher Besuch mit gescheiterter Selbstverteidigung und ein Brexit der der Algarve gut tun würde

Nach nur einer Nacht vor Anker verließen wir Baleeira schon wieder, weil für die nächsten Tage bis 40 Knoten Wind in der Nähe vom Cabo de Sao Vicente angesagt waren und wir dann doch den besser geschützten Ankerplatz im Fluss von Portimao bevorzugten.

Außerdem lagen dort auch Johanna und Norman mit ihrer „Irma la Douce“ vor Anker und Pete mit seiner „Tharos“, den wir aus dem Harburger Hafen noch kennen.

Ein kurzes Wort zu den hiesigen Häfen:
Die Häfen sind hier dermaßen überteuert, dass sich die meisten Langfahrtsegler eher in die Ankerbuchten zurückziehen und ein Weniger an Komfort in Kauf nehmen. Bei Tagespreisen von über 50,- EUR fährt man dann doch gern mit dem Schlauchboot zum Einkaufen oder Wäschewaschen. Entsprechend voll sind dann allerdings auch die Ankerbuchten. Darüber hinaus liegen die Häfen mitten in den hiesigen Touristenzentren und von den Bässen der Partys wird man selbst in entfernten Ankerbuchten noch beschallt. Aber erst mal egal, wir liegen vor Anker und genießen die Temperaturen, währen in Deutschland der Herbst Einzug gehalten hat.

Johanna und Norman kannten wir persönlich noch nicht. Man kann über Facebook ja denken wie man will…aber richtig angewendet, kommen so viele, viele Kontakte zusammen, die sonst wahrscheinlich nicht entstanden wären!

Zumindest von unserer Seite stimmte die Chemie sofort! Schon am ersten Abend wurden wir von den beiden zum Essen auf der „Irma la Douce“ eingeladen.

Am nächsten Tag trafen wir Pete aus Harburg, der mit uns eine erste Erkundungstour durch Portimao machte. Pete und Conny (ist gerade auf Heimatbesuch)sind schon im letzten Jahr hier gelandet und fangen fast an, sich hier häuslich niederzulassen, weil ihnen die Algarve so gut gefällt. Die beiden werden wir wohl auch im nächsten Jahr noch häufiger sehen! Yipeeehhh!

Auf dem dann folgenden Tag kam es wieder zu einem sehr spontanen Grillabend am Strand mit Johanna und Norman. Die beiden sind echt zum Knutschen und es ist wirklich sehr schade, dass sie, einer Eingebung folgend, den Plan „Mittelmeer“ in „Ostseerunde“ änderten. Nicht unwesentlich dazu beigetragen haben die Hitze und völlige Abstinenz von mal richtigem „Schmuddelschietwetter“ in der Algarve. Schon zwei Tage später fuhren die beiden Richtung Norden weiter – Sailor´s Life!

Auch wir wollten der Geräuschkulisse von Portimao mal entfliehen und wagten uns in die Ankerbucht Alvor. Dazu muss man einen Fluss aufwärts fahren. Sowohl Einfahrt als auch Fluss selbst können wir mit unseren 1,80 Meter Tiefgang nur ab halben Hochwasser befahren und selbst dann ist die Navigation… sagen wir mal… spannend. Auf der Flussstrecke nach Alvor gibt es exakt 2 Tonnen. Diese wurden wahrscheinlich zu Zeiten der Wikinger gesetzt. Dass die Farben nicht mehr als rot oder grün, sondern nur noch als „rostfarben“ zu identifizieren sind und sich in der Zwischenzeit die Sandbänke total verschoben haben, scheint niemanden zu interessieren.

Schon in der Nähe der ersten Tonne wollte Hatti aufgeben. Ringsherum waren die Sandbänke an der helleren Wasserfarbe zu erkennen. Kein Fahrwasser in der Nähe der Tonne! Aber… hatte man sich erst an den Wasserfarben orientiert und die Tonnen ignoriert, war der Wasserweg gefunden. Das Ganze klappt aber nur mit Sonne im Rücken. Bei der Ausfahrt steht sie uns entgegen, aber dank moderner Technik konnten wir den gefahrenen Kurs ja aufzeichnen.

Hat man Alvor erreicht und noch einen Ankerplatz abbekommen wird, man mit der Ruhe eines Flusses belohnt. Jedoch ist bei Niedrigwasser der Flusslauf so eng, dass die Fischer gar keine andere Wahl haben und sehr nah die vor Anker liegenden Schiffe passieren müssen. Nun sind Fischer und Ausflugsboote ja nicht gerade bekannt dafür, dass sie im gemächlichen Schritttempo unterwegs sind, wodurch es sich mal manchmal so anhört und anfühlt, als würden sie einem gleich durch´s Wohnzimmer brettern. Aber man gewöhnt sich daran und trifft hier auf Schiffe, deren Anker sich seit über einem Jahr nicht bewegt hat.

Kurz nach unserer Ankunft kam noch ein dänisches Schiff dazu und ankerte sehr nah neben uns. Damit betraten wir Neuland! Bisher wurden wir immer nur von englischen Schiffen gerammt! Nun, warum nicht auch mal Dänemark? 🙂

Hatti fuhr mit dem Schlauchi zu den beiden Dänen rüber und fragte, ob sie den Abend an Bord blieben, um den Abstand der beiden Schiffe bei Gezeitenwechsel beobachten zu können.
Und siehe da: Wir kannten uns aus dem letzten Jahr. Christina und Erik haben komplett die gleiche Route wie wir hinter sich, getroffen haben wir uns allerdings erst in Spanien bei Muros. Am Folgeabend waren wir bei den beiden zum Sundowner eingeladen und wieder stimmte die Chemie!…von unserer Seite jedenfalls! 🙂

In einer der Nächte vor Anker wurde Hatti durch leise Stimmen wach und stellte fest, dass zwei Männer in einem kleinen Boot irgendwie bei BigFoot am Bug rumwurstelten. Das erste Mal, dass so eine etwas unangenehmere Situation vorkam. Gedanklich haben wir uns auf sowas schon vorbereitet, aber wenn´s dann soweit ist…
Jedenfalls schnappte Hatti sich seinen Baseball Schläger und ging an Deck: „Good morning, can I help you?“

10 Minuten später war im Cockpit einiges voll Blut!

Was war passiert? Die beiden verabschiedeten sich beim Erblicken der immensen Bedrohung, die Hatti in Unterhosen ausstrahlte und paddelten weiter wirr durchs Ankerfeld. Um jedoch für den Rest der Nacht gewappnet zu sein, kramte Hatti das noch original verpackte „Bären-Abwehr-Spray!“ (kein Witz!) raus. Der Sicherungsstift war noch zusätzlich mit zwei Kabelbindern gesichert, die es mit der Schere durchzuschneiden galt. Hatti, Dunkelheit und Schere… muss man mehr erzählen? Der Held schnitt sich in den Finger! Tja …mit Selbstverteidigung kennen wir uns aus, auch wenn dazu Desinfektionsspray und Pflaster nötig sind!:-)

Was die beiden wollten? Keine Ahnung, aber vermutlich macht man sich wieder zu viele Gedanken!?

Alvor selbst gehört nicht mehr zu Portugal! Überspitzt gesagt tummeln sich hier mäßig hübsche, übergewichtige und bleiche Menschen tagsüber in Sportsbars, für die die Natur eher eine Insel mit Nebel und Regen vorgesehen hat. Ok, das war gemein! Aber wie immer, wenn in einer Gegend das einheimische Flair durch Invasion reicher Ausländer verloren geht, hat die Gegend dann mit dem eigentlichen Land nichts mehr zu tun. Wir Deutschen haben da ja auch so unsere Enklaven in Spanien geschaffen und ganze Landstriche aufgekauft, in denen Einheimische aufgrund der Preisstruktur nicht mehr leben können.

Alvor jedenfalls, ist durch und durch englisch und ein bisschen Brexit würde, unserer Meinung nach, dem Landstrich recht gut tun.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert