Auf dem Weg in die Algarve: Eroberung einer Festung, Vasco da Gama und 24 Grad Wassertemperatur

Nachdem wir lange genug in Cascais vor Anker gelegen haben, machten wir uns auf den Weg in das 26 Seemeilen entfernte Sesimbra. Nur schwer konnten wir uns den Namen merken. Immer wieder kam man auf Sansibar! In der Vergangenheit waren diese Landesteile häufig von muslimischen Mauren besetzt und Städtenamen haben zeitweise ihren Ursprung noch in dieser Zeit.


Leider fallen zuerst die großen Hotelburgen an der Küste auf. Sesimbra bietet aber auch eine gut geschützte Ankerbucht, Strand, eine Burg und eine nette Altstadt.

Bei 32 Grad wanderten wir in der sengenden Sonne zum Castelo, das sich natürlich hoch oben auf einem Berg befindet. Durchgeschwitzt und abgekämpft kamen wir oben an und hatten sofort Mitleid mit den Rittern aus früheren Zeiten. Man stelle sich vor, man erklimmt den Berg, anstatt mit Shorts und T-Shirt bekleidet, eingeschweißt in eine Rüstung, das Schild in der linken, das Schwert in der rechten Hand. Endlich oben angekommen – keine Ahnung, wie die das damals geschafft haben – muss man kämpfenderweise die erste Mauer überwinden. Ist dies geschafft, steht der kühne Ritter aber… schwupps… vor einer zweiten, noch höheren inneren Mauer! Da guckt man erstmal ziemlich blöd aus der Wäsche. Ist man so heldenhaft, auch die zweite Hürde zu nehmen, muss man dann feststellen, dass das holde Burgfrollein in einem durch eine weitere Mauer geschützten Turm sitzt. Spätestens an der Stelle hätte Hatti keinen Bock mehr gehabt! 😉 …oder die holde Maid muss schon ein echter Hingucker gewesen sein!

Für uns als Touris in unseren Shorts und T-Shirts war es aber sehr interessant, durch das Burggelände zu laufen (Eintritt frei, und kaum Leute dort) und den tollen Ausblick über Sesimbra und das Umland zu genießen.

Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen. Nach einem gemütlichen Tag vor Anker fuhren wir abends noch einmal mit dem Schlauchi an Land. In der Altstadt fanden wir ein schönes Lokal mit Musik und Meerblick. Für kleines Geld gab´s super leckeren Fisch! Und das Ganze bei 26 Grad, abends um 21 Uhr. Ein bisschen wie Urlaub! 😉

Zurück beim Schlauchboot gab´s nochmal einen Adrenalinschub! Sicherheitshalber schließen wir das Dinghy immer an. Als wir dann wieder los wollten, gab´s folgenden Dialog im Dunkeln: Hatti: „hast du den Schlüssel?“ Steffi: „nein, du hast abgeschlossen“ Hatti: „ist er vielleicht im Rucksack?“ Steffi (nach Durchsuchen des Rucksacks): „nein!“ Nervosität macht sich breit, beide durchsuchen, um Gelassenheit bemüht, ihre Hosentaschen. Nichts! Steffi überlegt schon, Katharina und Markus anzurufen, die mit ihrer „Antari“ zum Glück ebenfalls vor Anker lagen. Sie hätten uns wenigstens abholen und zu BigFoot bringen können. Dann der erlösende Ausruf von Hatti: „Ich hab ihn!!“ Wo war er? Er lag einfach so auf dem Boden im Schlauchboot!

Fazit 1: Bei den Hattis kommt nix weg!!

Fazit 2: In Portugal braucht man keine Angst vor Diebstahl zu haben! 🙂

Weiter ging´s nach Sines. Moderater Wind, keine große Welle, Sonnenschein… Segeln wie aus dem Bilderbuch, herrlich! Leider nur für die halbe Strecke, dann schlief der Wind ein und wir mussten mal wieder motoren.

Sines ist der Geburtsort von Vasco da Gama, der entgegen Papas Wunsch nicht die geistliche Laufbahn einschlug, sondern Marineoffizier wurde und im 15. Jahrhundert den Seeweg nach Indien entdeckte! Als Statue thront er nun über der Bucht und wacht über die Schiffe. So gut behütet verschoben wir den Landgang auf den nächsten Tag und genossen den stimmungsvollen Abend bei kühlem Vinho Verde in der Ankerbucht.

In der kurzen Zeit, die wir in Sines waren, haben wir außer einem großen Strand, dem Vasco-da-Gama-Denkmal vor einer wunderschönen Kapelle und ein paar Restaurants keine „Touristen-Attraktionen“ entdeckt. Sines ist hingegen ein normaler, portugiesischer Ort, was wir als sehr angenehm empfanden.

Da als nächstes die relativ lange Etappe runter in die Algarve bevorstand und in der Algarve bekanntlich alles ein bisschen teurer ist, fuhren wir in Sines an den Tankstellen-Steg, um Diesel aufzufüllen. Über Funk meldeten wir uns an und man sagte uns, dass die Tankstelle erst in einer Stunde wieder öffnet. Also machten wir am Steg fest, tranken gemütlich Kaffee und nutzten die unbeobachtete Stunde, um Wasser zu bunkern und uns mal eine Weile an den Landstrom anzustöpseln. Man muss ja sehen, wo man bleibt!
Wie schon erwähnt, lagen nun 63 Seemeilen vor uns, um bis zur Algarve zu kommen. Dabei musste das Cabo de Sao Vicente umrundet werden und Kaps sind ja immer eine Sache für sich. Die Winde können dort stärker und die Wellen konfuser sein. Natürlich sind die Strömungen nicht zu vergessen! Am Kap kann es auch bei wenig Wind unter bestimmten Umständen schon recht ungemütlich werden. Das bedeutete wieder ein paar schlaflose Stunden für den Captain. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, wollten wir bei möglichst wenig bis gar keinem Wind am Kap sein. Für Sonntag, den 08. September schien die Wind- und Wellenvorhersage zu passen.

Wir wären ungefähr bei Stillwasser am Kap (also normaler Weise keine Strömung) und außerdem ist gerade Nippzeit (also sowieso weniger starke Strömungen).
Das hört sich doch alles gut an! Also, los! Auf in die Algarve! “Katharina und Markus, ihr kommt doch mit, oder?!”  Ähhh… nein, die beiden wollten die dann angekündigten Sturmtage im Hafen von Sines bleiben und sich die Gegend noch genauer ansehen.
Oh Mann, das ließ uns wieder wankelmütig werden. Als Markus dann noch einen gemeinsamen Grillabend in Aussicht stellte, waren wir kurz davor, uns auch für´s Bleiben zu entscheiden. Denn einen Grillabend ausfallen lassen?! Das geht eigentlich gar nicht! Aber die guten Bedingungen für den Törn waren einfach zu verlockend und die beiden werden uns folgen. Aufgeschoben ist also nicht aufgehoben! Grillen geht in der Algarve bestimmt auch.

Und so klingelte am nächsten Morgen um 5:30 Uhr der Wecker und wir starteten noch im Dunkeln. Kaum Wind, der Motor lief, ein bisschen Schwell, schöner Sonnenaufgang – alles chico! Und so ruhig ging die Fahrt auch weiter. Blaugrünes Wasser, Sonnenschein, Basstölpel, ein etwas größerer Hai und 3 x Besuch von Delfinen! Wunderbar! Nur unter Segeln wäre es natürlich noch schöner gewesen, aber man kann nicht alles haben…;-)

Steffi meinte, unter solchen Bedingungen könnte sie sich auch vorstellen, über den Atlantik zu fahren! Nur, dass man auf dem Atlantik wohl ab und zu mehr als 0.5 Meter Welle hat und wahrscheinlich auch mehr Wind. Ach so….ja , nee…. Dann lieber doch nicht! Was sind wir doch für Salzbuckel!

Gegen 17:30 Uhr erreichten wir dann das Cabo de Sao Vicente, den südwestlichsten Punkt Europas! Aufgrund der ruhigen Bedingungen war die Kap-Umrundung unproblematisch. Aber auch ohne Wind und Strömung gab es ein unruhigeres Wellenbild, das auf einer Strecke von einer Meile schon mal rumpelig wurde…immer wieder faszinierend!

Um die Ecke rum leuchteten dann die gelben Felsen mit zahlreichen Höhlen in der Sonne. Wunderschön! Diesen Blick konnten wir recht lange „genießen“, denn es hatte ein Gegenstrom mit 2 Knoten eingesetzt und die letzte Strecke zog sich wie Kaugummi.

Vor Sagres wollten wir für die erste algarvische Nacht den Anker fallen lassen. Wir hatten es uns schon ausgemalt: in der Algarve gibt es keinen Schwell mehr! Nach der langen Fahrt dann endlich in einer ruhigen Ankerbucht entspannen. Tja, denkste! Hier lief plötzlich ein ordentlicher Südwest-Schwell rein! Wo kommt der Scheiß denn jetzt her? Keine Ahnung, aber an eine ruhige Nacht war dabei nicht zu denken. Also fuhren wir noch eine Bucht weiter bis nach Baleeira. Dort war es besser geschützt und wir konnten endlich glücklich und zufrieden vor Anker gehen. Und dann das Beste: ein Bad bei tatsächlich 24 Grad Wassertemperatur! Yippiieeehhh! Welcome to the Algarve!

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