Saudade (portugiesisch: Weltenschmerz): Die Krisen der Welt und wie wir auf unserer „Langsamfahrt“ in Portugal davon betroffen sind.

Nach der Krise ist vor der Krise! So will es einem scheinen.

Drei Jahre Corona haben wir gut überstanden und Corona hat für uns heute, nach 4 Impfungen, nur noch wenig Bedeutung.

Das, was in der Ukraine letztes Jahr losgetreten wurde, hat uns stark runtergezogen. Eigene Verwandtschaft floh aus Kiew und wurde bei Hatti´s Eltern in kleinen Zimmern untergebracht. Hut ab vor dem, was Inga und Udo geleistet haben. Das macht nicht jeder! Ständig alarmierten die Handys über bevorstehende Luftangriffe auf Kiew. Afghanistan, Syrien, Irak, China, Nordkorea… die Liste scheint endlos.

In den wenigen Jahren, die wir unterwegs sind, glauben wir schon Klimaveränderungen zu spüren. Als Segler ist man immer sehr nah am Wetter – über die Jahre am Klima (wir kennen den Unterschied! :-)). Wir „glauben“, die Wissenschaft „weiss“ und wir sind uns einig.
Die Energie junger Menschen, die es auf die Straße treibt, um dagegen anzugehen, ist bewundernswert. Wir sehen aber auch die Trägheit alter, weißer und männlicher Entscheidungsträger, die sich schwertun, entschlossen weitreichende Schritte einzuleiten. Unserer Meinung nach ist es sicher, dass die Menschheit es nicht schafft, die notwendigen Maßnahmen rechtzeitig zu ergreifen – „Das eigene Überleben können wir uns wirtschaftlich nicht leisten“.

Auf dem Schiff haben wir viel Zeit, um die ganzen schlechten Nachrichten aufzusaugen und wir diskutieren viel. Immer wieder trifft man auch auf Meinungen, die einem komplett anderen Realitätsempfinden entspringen.
Gründe genug, um in der schönsten Umgebung der Algarve den Wahnsinn verrückt werden zu lassen.

Wie gehen wir damit um?
Wir schafften uns eine kleinere Welt, eine Blase, innerhalb derer wir Dinge selbst beeinflussen können: CO2 Fußabdruck, Müllvermeidung, vielen Menschen zu helfen, anderen nicht zu schaden…sprich mehr auf der Haben-, als auf der Sollseite zu haben. Wir umgeben uns mit Menschen, die uns gut tun und „händeln“ die anderen, ohne sie auszuschließen.
Ansonsten bemühen wir den Spruch “Das Leben muss ja weitergehen“ und betrachten einige Dinge mit einem gewissen Abstand. Anders geht es für uns nicht. Ok, das ist zwar alles keine bahnbrechende neue Weißheit, klingt aber besser, als den Kopf einfach nur in den Sand zu stecken.

Finanziell sind wir natürlich auch direkt betroffen. Die Preise sind in Portugal gestiegen und ähneln den deutschen Preisen. (Könnt ihr Euch vorstellen, mit dem hiesigen Durchschnittseinkommen von 1106,- BRUTTO !!! klarzukommen?)

Unsere Ersparnisse auf der Bank sind mit einer Inflation von 10% im Sinkflug. Zwar sind wir wegen der Temperaturen im Süden, eigener Stromerzeugung durch Solarpanele und Holzofen im Schiff von den Preisanstiegen im Energiesektor kaum betroffen, aber alle anderen Preissteigerungen haben wir auch mitzutragen. Wenn man schon sehr sparsam lebt, ist es ungleich schwerer, da noch eine Schippe draufzulegen. Die Summe der Ersparnisse erscheint noch immer beruhigend, was aber beunruhigt, ist die Geschwindigkeit, mit der sie kleiner wird.

Restaurantbesuche werden auf ein Minimum reduziert und finden nur in günstigen einheimischen Restaurants statt.

Beim Einkaufen vergleichen wir immer die Kilogramm-/bzw. Liter-Preise, nicht den absoluten Preis. Wir achten verstärkt auf Angebote und gestalten danach unsere Gerichte, die auch gerne mal durch günstige Zutaten gestreckt werden.

Hafentage nur, wenn es durch Schlechtwetter erforderlich wird; das Niveau, ab wann Schlechtwetter herrscht, wurde angehoben 🙂

Nur noch Handwäsche, keine Waschmaschine (hier sind die Preise um über 20% gestiegen).
Ofenholz wird zu 100% gesammelt und nicht mehr im Baumarkt gekauft. Die Grenze, ab wann gesammeltes Holz als stibitztes Holz bezeichnet werden kann, hat sich auch verschoben.

Den Punkt, ab dem Klamotten nicht mehr tragbar sind, gibt es quasi nicht mehr.

Im Moment ist es noch interessant zu sehen, was geht. Langfristig wird der Genussfaktor aber wohl leiden und wir müssen auf der Einnahmenseite etwas verändern.

Wir sind immer noch froh, das Leben führen zu dürfen, welches wir führen. Die Möglichkeit, in dem neu erworbenen kleinen Haus, in einem kleinen portugiesischen Dorf, am Rande Europas im Fall der Fälle unterkommen zu können, gibt Sicherheit.
…und das Wichtigste: Wir sind gesund!!!

Wir werden Heiligabend bei Freunden auf dem Schiff in Albufeira verbringen und von dort geht es am ersten Weihnachtstag direkt nach Tomar zum Haus. Am zweiten Weihnachtstag beginnen die Arbeiten am Haus. Wir werden berichten!

Wir wünschen Euch allen schöne und hoffentlich besinnliche Weihnachten!
…und Frieden auf Erden

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