Wieder in Hamburg, nur ganz anders: Selbständigkeit, „wir haben ein Haus, ein kunterbuntes Haus…“ und das Glück nimmt eine Auszeit

Nach einer etwas durchwachsenen Wintersaison machten wir uns mit vagen Zukunftsplänen auf den Weg Richtung Deutschland. Wie sich mancher noch erinnern mag, diskutierten wir und stritten sogar über die Ausrichtung unserer Reise (siehe HIER).

Schon vor der Abfahrt meldeten wir ein Kleingewerbe an, um die Zeit in Hamburg, neben Familie, Freunden und die normalen Arzt- und Behörden-Laufereien, auch zu nutzen, um an das Geld anderer Leute zu kommen??.

„Jörg Hattermann – Hilfe rund um Haus, Garten und Boot“…ein zukünftiges DAX Unternehmen?

Schon drei Tage nach Ankunft ging es los und dann pausenlos weiter. Der Samstag wurde zu einem normalen Arbeitstag und sonntags wurde Buchhaltung gemacht. Spannend, aber auch anstrengend und, liebe Freunde, reich wird man durch die Rücken- und Gliederschmerzen nicht.

Dafür versüßten die Kunden (teilweise Freunde und Bekannte) die Arbeitstage mit leckerem Essen und selbstgebackenem Kuchen – was man Hatti durchaus ansieht – und waren überhaupt alle ausnahmslos supernett! Außerdem wird man durch eine solche Aktion nicht dümmer, und es gibt kaum etwas Schöneres, als nach harter Knüppelei auf eine fertige Terasse zu schauen und mit dem Kunden ein Bier zu trinken. Naja, abgesehen von Segeltörns bei perfektem Wind, dümpeln in der Ankerbucht, Strandparties… Aber ich schweife ab! ??

Die handwerklichen Kenntnisse rühren aus Hatti´s Nebenjob als Dachdecker während seiner 16 Semester des BWL-Studiums (was für eine geile Zeit!!!) und die fünfjährigen Renovierungsarbeiten am Schiff.

Auf dem Weg nach Deutschland machten wir noch einmal in Tomar (Zentralportugal) Station und besichtigten drei Immobilien. Die ersten beiden Häuser hatten nur noch Schrottwert und eine schlechte Lage. Die letzte Immobilie war ein Haus mit neuem Dach, kleinem Grundstück und am Dorfeingang in einer Sackgasse gelegen. Stimmungsmäßig waren wir nach den vorangegangenen Besichtigungen auf so ein Haus gar nicht mehr vorbereitet. Wir konnten es kaum fassen, dass uns nach dreijähriger vergeblicher Suche so ein Haus begegnet.
Der Preis des Hauses entsprach dem deutschem Niveau……………….der Maklercourtage!

Wo war der Haken?

Wir fuhren weiter Richtung Norden und versprachen der Maklerin, uns zu melden. Die Angst vor der eigenen Courage führte während der Fahrt wieder zu einer Grundsatzdiskussion und wir vertagten die Entscheidung auf unseren Ankunftstag in Deutschland.

Angekommen, war uns klar, dass wir nicht anders konnten… wir gaben ein Angebot auf das Haus ab und nach drei Mails waren wir uns handelseinig.
Freunde vermittelten uns einen portugiesischen Rechtsanwalt, der nach immensen Laufereien eine Vollmacht zum Kauf des Hauses erhielt (hat jemand schon einmal etwas von einer Apostille gehört?), wir überwiesen mit vielen Schwierigkeiten und diversen Telefonaten mit der Hausbank und der Bundesbank gerade noch rechtzeitig die Kaufsumme und dann, ja dann wurde in der letzten Woche der Kaufvertrag unterschrieben!!! Yeeehaahhh – „Wir haben ein Haus, ein kunterbuntes Haus…“

Jetzt befinden wir uns mittlerweile im August und wir wollten eigentlich schon auf der Piste richung Portugal sein. Vor drei Wochen ist jedoch das Glück ausgezogen und wir haben nun das Pech zur Untermiete.
„Dat flutscht so gar nich!“

Alles geht schief, man kann es kaum glauben: Jedes Nutella Brötchen landet auf der falschen Seite, wie auch Steffi´s neues Handy. Fehlkäufe, Falschlieferungen, Ärger mit Hotlines, fehlende Dokumente für die Einkommenssteuererklärung und dann der Kauf eines Motorrollers.

Die Roller verbrauchen so um die 2,5 Liter Sprit und wir sind immer auf unseren großen Transporter angewiesen. Der Sinn des Kaufes war, Geld zu sparen. Seit dem Kauf stecken wir jedoch dieses und Unmengen von Arbeitsstunden und Frust hinein. Erst dachten wir, er hätte ein Vergaserproblem. Nach dem Kauf eines neuen Vergasers stellte sich heraus, dass es die Zylinderkopfdichtung ist. Seitdem wird geschraubt und Dichtungen für alles Mögliche gekauft. Ob wir ihn jemals zum Laufen bringen?

Generell ist dieser Sommer sehr durchwachsen. Es gab Todesfälle in der nahen Umgebung und Bauchspeicheldrüsenkrebs wird offenbar gern genommen. Trotz vieler Aufträge und einer 6,5 Tage Woche bleibt nach den Ausgaben für Arbeitsmittel nur wenig hängen und die Sorge um Corona und dem damit verbundenen Verdienstausfall ist immer vorhanden. Wir hatten diesmal nur wenig Zeit für Freunde. Hinzu kamen die ganz normalen Enttäuschungen, die der Alltag, der bei uns von zwölf auf vier Monate komprimiert ist, so mit sich bringt. Das Nervenkostüm ist insbesondere bei Hatti gerade etwas dünn (rein optisch sieht es ganz anders aus – „dünn“ ist gerade kein Adjektiv, welches man unmittelbar mit ihm in Verbindung setzen würde) und es fliegt schon mal ein Maulschlüssel durch die Werkstatt.

Aber genug gejammert! Wir sind dabei, letzte Aufträge abzuarbeiten und die Abfahrt zu planen und freuen uns wie Bolle auf das Häuschen, welches bei all den Waldbränden in Portugal hoffentlich noch steht, wenn wir ankommen. Außerdem scheint momentan die Pechsträne eine Pause zu machen.

Ist die Abwesenheit von Pech  schon “Glück”? Wir hoffen, da geht noch mehr!

Geplant ist, drei Wochen bei dem Haus Hand anzulegen und den Winter wieder auf dem Schiff in der Algarve zu verbringen.

Und welche Pläne haben wir mit dem Haus? …mag man sich fragen!?

Antwort: Keine Ahnung, aber im momentanen weltpolitischen und inflationären Gefüge ist es besser, eine Selbstversorgungsmöglichkeit zu haben, als sie zu brauchen.

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5 Gedanken zu „Wieder in Hamburg, nur ganz anders: Selbständigkeit, „wir haben ein Haus, ein kunterbuntes Haus…“ und das Glück nimmt eine Auszeit“

  1. Wieder toller Bericht. Ihr habt ja richtig Stress. Kein Pech ist ist schon richtig Glück.
    Wir werden Mitte September losfahren: Atlantikküste, Portugal, Spanische Küste, 1.Dezember in Santa Susanna.
    Ganz liebe Grüße
    Horst, Petra und Emma

  2. Ihr Lieben, das ist ja ein Sommer voll Stress, viel Arbeit und Unannehmlichkeiten für Euch. Aber Ihr habt es so gewollt! 🙂 Oder doch natürlich anders, dass es besser flutscht. 🙂 Nun geht es bald wieder zurück nach Portugal, Eurem Sehnsuchtsort. Ich wünsche Euch zunächst eine angenehme und stressfreie Fahrt. Dann natürlich gutes Gelingen bei Eurer Villa Kunterbunt und Eurer BigFoot, die wird doch schon sehnsüchtig von Euch erwartet, oder? Habt viel Spaß, bleibt vor allem gesund und munter und ganz viel Erfolg bei Euren Unternehmungen. Der Bericht war mal wieder Spitze!!!:-)

  3. Moin!

    Was für ein zauberhaftes Häuschen! Herzlichen Glückwunsch, ich freu mich für euch. Einen solchen Platz zu haben, das zählt für mich zu Glück!
    Sonst klingt es schon sehr traurig, anstrengend, frustierend. Ich hoffe, Euer Sommer findet noch ein versöhnliches, schönes Ende, so dass Bigfoot und Algarve dann ganz unbeschwert genossen werden können!

    Ganz liebe Grüße aus China,
    Linni

  4. Hi again ihr zwei,
    spannende Sache mit dem Haus und toller Bericht von euch. Das Haus sieht recht klein aus, aber für euch passend, denke ich 🙂
    Hoffe, ihr kriegt das schön gemacht so ‘als Basis’.
    Ihr solltet natürlich weiter ‘neugierig’ bleiben und so. Und dann von Portugal aus neue Touren unternehmen. Vielleicht ins Mittelmeer erstmal, Spanien, Italien, Griechenland…
    Egal, ihr seid trotz allem soo positiv in diesen komischen/widrigen Zeiten, das ist echt gut 🙂
    Also erstmal wieder alles Gute, beste Wünsche aus HL und bleibt einfach wie ihr seid und macht weiter so 🙂
    LG Berti

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