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Ile d‘Yeux bis La Rochelle

Im Reiseführer steht, wer die Ile d´Yeu besucht, der ist im Süden angekommen. Und das stimmt irgendwie auch!
Das Landschaftsbild ist ein komplett anderes als in der Bretagne. Die Häuser sind allesamt weiß getüncht mit roten Dachziegeln und pastellfarbenen Fensterläden. Man sieht nun vermehrt Palmen, Bananen- und Feigenbäume. Auch im Hafen wird es internationaler. Franzosen, Deutsche, Holländer, Belgier und viele Engländer tummeln sich im kleinen Hafenbecken und es wird viel über die Reling geschnattert. Und aus dem Radio tönen nicht mehr ausnahmslos französische Chansons, sondern ab und zu ist auch ein spanischer Hit dabei. Super! Außerdem fahren hier auf der Insel noch jede Menge alte Renaults und Peugeots, was dem Stadtbild einen besonderen Charme verleiht.

Wir planten wieder mehr als einen Tag für diese Insel ein, denn wir wollten uns in Ruhe umsehen. Mit Ilona & Andi radelten wir 25km einmal um die ganze Insel und genossen die Natur. Beeindruckende Strände, alte Ruinen. Hügelgräber… es wurde nicht langweilig.  Am Folgetag radelten wir Richtung St. Sauveur, die „inoffizielle Hauptstadt“ der Insel. Dort angekommen, guckten wir uns erst um, dann fragend an. Hier war absolut tote Hose! Nun ja, vielleicht waren auch unsere Erwartungen nur zu hoch. Es gab einen kleinen Gemüsehändler, einen Fischladen und zwei Weinhändler. Also eigentlich alles, was eine französiche Hauptstadt braucht!!

Von der Ile d´Yeu wollten wir eigentlich nach Les Sables-D´Olonne fahren. Ein Bootsnachber erzählte uns aber, dass der Hafen wegen einer Regatta für eine Woche gesperrt sei und die kleinen Häfen in der Nähe sicherlich entsprechend überfüllt sein würden. Nach kurzem Beratschlagen mit der YOKO stand fest: wir fahren gleich durch bis La Rochelle. 64 Seemeilen! Hui, so weit sind wir ja schon lange nicht mehr gefahren! Würde das wohl gut gehen?? Es ging gut! Das Wetter war schön und der Wind…. seufz…. anfangs wieder eher zu wenig als zu viel. Wir setzten endlich mal unseren Blister, ein besonders großes und leichtes Segel für wenig Wind. Bei wenig Wind direkt von hinten ist es allerdings etwas schwierig zu steuern, was die Fahrt ein bisschen anstrengend machte, aber später drehte der Wind und frischte etwas auf. Zusätzlich schob uns die Strömung unserem Ziel entgegen, so dass wir z. T. mit bis zu 8 Knoten Geschwindigkeit dahin sausten! Herrlich! Um unsere Freude nicht zu überschwenglich werden zu lassen, wickelte sich der Blister beim Einholen um´s Vorstag, so dass Jörg ihn nicht herunter ziehen konnte. Es ist ziemlich blöde, wenn so ein riesiger Stofflappen unkontrolliert hin und her flattert und man nichts machen kann! Glücklicherweise befreite sich das Segel selbst und konnte dann geborgen werden.

Um 19 Uhr erreichten wir den riesigen Hafen „Port des Minimes“ von La Rochelle. Hier gibt es ca. 5.000 (in Worten: fünftausend!) Liegeplätze. Masten, so weit das Auge reicht! Und weil hier die großen Katamarane hergestellt werden, war der Hafen voll mit eben diesen….. nagelneu versteht sich! Wir fühlten uns mit unserem alten BigFoot irgendwie ein bisschen fehl am Platze. Aber die YOKO-Crew wartete schon auf uns und, obwohl wir alle ziemlich müde waren, wollte Andi uns unbedingt noch auf ein Bier in der Stadt einladen. Also schwangen wir uns auf unsere Drahtesel und radelten die 2 km in die City. Was für eine gute Entscheidung! Wir waren von Anfang an total geflasht von dieser tollen Stadt! Hier tobt das Leben! Straßencafés und Restaurants sind voll von Menschen verschiedener Nationen, Straßenmusikanten und -künstler sorgen für gute Unterhaltung und das Ganze ist wieder umrahmt von historischen Gemäuern und schnuckeligen kleinen Gassen. Eine schöne Belohnung für uns nach der langen Fahrt.

Am nächsten Vormittag besuchten wir einen sehr großen Markt. Auch hier verspürte man wieder internationales Flair. Neben französischen Köstlichkeiten fanden wir auch afrikanische und spanische Stände. Jörg wollte unbedingt Tacos essen. Steffi hatte eigentlich noch keinen Hunger, aber lecker sahen die Dinger ja aus… Also zwei Stück geordert. Der Verkäufer, der alles frisch zubereitete, fragte uns, ob wir 5 min. Zeit hätten. Na klar! Wir verabredeten, dass wir einfach in ein paar Minuten wieder kommen würden, um unsere Mahlzeit abzuholen. Als wir dann an den Stand zurück kehrten, lächelte er uns freundlich an und fing DANN an, die Fladen vorzubereiten. Zunächst wurde der Teig geknetet, hingebungsvoll zum Fladen geformt, auf den heißen Stein gepackt. Dort bruzzelten die guten Stücke eine gaaaaanze Weile vor sich hin. Inzwischen fing der Taco-Bäcker an, seelenruhig die anderen Zutaten erstmal zu schnippeln. Dies war für die deutsche Pünktlichkeit im Allgemeinen und Steffi´s begrenzter Geduld im Speziellen eine Herausforderung. Zwei andere Kunden wurden zwischenzeitlich ruck zuck bedient (keine Ahnung, was an deren Bestellung anders war). Das Gute an der Sache war, dass auch Steffi inzwischen Hunger verspürte. Allerdings machten wir uns langsam Sorgen, ob wir wohl rechtzeitig zum Deutschland-Spiel wieder im Hafen sein würden! Nach 25 min. hielten wir dann endlich unsere Snacks in den Händen! Der Verkäufer entschuldigte sich für die Verzögerung. Steffi lächelte ihn gelassen an, meinte, das wäre doch kein Problem und wünschte ihm noch einen schönen Sonntag. Geduldsprobe mit Bravour bestanden!! Und geschmeckt haben die Teile auch!

Wir schafften es also rechtzeitig zum deutschen WM-Spiel, welches wir zusammen mit Ilona & Andreas auf der YOKO guckten. Was für ein Desaster!! Lag es vielleicht an unserer Taco-Aktion, dass Mexico gewonnen hat?? Egal! Wir ließen uns davon nicht den Abend verderben, sondern ließen es uns mit Miesmuscheln und Wein gut gehen.

In La Rochelle ist die dritte Übernachtung kostenlos! Großartig!! Keine Frage, wie viele Nächte der Spar-Fuchs gleich bei Ankunft buchte. 😉 Wir hatten also Zeit für La Rochelle, insgesamt waren wir sogar 4 Nächte dort. Wir ließen uns durch die Stadt treiben, besichtigten historische Gebäude und Türme. Und das alles bei schönstem Sommerwetter! Eine Stadt, die man ruhig öfter besuchen kann.

Dann sollte es mal wieder auf eine Insel gehen. Wir hatten wunderbares Segelwetter! Leider ist die Ile de Ré nur ca. 2 Bootsstunden von La Rochelle entfernt und so war es ein kurzes Segelvergnügen. Der Hafen ist tidenabhängig und wird durch eine Schleuse geschlossen. Katamarane dürfen nicht in den kleinen, engen Hafen und so musste die YOKO „draußen“ am Ponton bleiben. Im Hafen war ein ziemliches Boots-Gewusel und wir lagen wieder mit mehreren Booten im Päckchen. Weil das Wetter fantastisch war, wurde einstimmig beschlossen, dass unbedingt mal wieder gegrillt werden muss. Wir fanden ein sensationelles Plätzchen mit Blick auf´s Meer und den sensationellen Sonnenuntergang und die YOKO-Besatzung mixte sensationelle Drinks! Es war ein sensationell schöner Abend. Nur, warum man ausgerechnet von einem Getränk namens „Painkiller“ Kopfschmerzen bekommt, bleibt uns ein Rätsel.

Der Wind hatte zugenommen und stand genau auf die Hafeneinfahrt, was eine sehr unruhige Nacht für die YOKO zur Folge hatte. Da der Wind weiter auffrischen sollte, beschlossen die Beiden morgens, wieder zurück nach La Rochelle zu segeln, denn bei dem enormen Schwell will dort „draußen“ niemand liegen – außer vielleicht ein paar schmerzbefreite Franzosen.

Wir waren also mal wieder allein und erkundeten zwei Tage lang mit dem Rad die tolle Umgebung. Auch diese Insel ist wieder ganz anders als die anderen und besonders gut haben uns die Salinen gefallen. Eine weitläufige Fläche mit unzähligen Salzbecken, wo das begehrte Meersalz gewonnen wird.

Wie ihr gemerkt habt, sind wir inszwischen ein ganzes Stück die Küste entlang in die Biskaya rein gefahren. Als wir gestartet sind, war ja noch nicht klar, ob wir von Brest oder Camaret-sur-Mer die Biskaya überqueren nach A Coruna, oder ob wir weiter an der Küste entlang fahren. Es war auch keine bewusste Entscheidung, diesen Weg jetzt zu nehmen. Wir sind quasi so „rein gerutscht“. Zusammen mit der YOKO haben wir von Hafen zu Hafen geplant und dort, wo es schön sein sollte, sind wir hin gefahren. Das Wetter ist im Moment sehr ruhig und so können die meisten Häfen problemlos angefahren werden. Wir haben  ja meistens eher zu wenig Wind, als zu viel! Bis jetzt gefällt uns diese Gegend richtig gut und wir glauben, dass wir eine Menge Schönes verpasst hätten, wenn wir direkt rüber gefahren wären. Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Voraussichtlich geht es jetzt noch ein Stückchen die Küste entlang bis Bordeaux. Dort überlegen wir dann nochmal. 🙂

Cancerneau, Ile de Groix und Ile d‘Houat bis Pornic

Cancerneau und Ile de Groix

Cancarneau ist bekannt für seine Romanfigur Kommissar Dupin. So haben wir es zumindest gehört!:-)
Die Crew der Yoko war da bewanderter. Ein Entrecote im Restaurant „L´Amiral“ war für die beiden ein must have, weil die besagte Romanfigur dort regelmäßig ihren Cholesterinspiegel mit einem Entrecote nach oben treibt.
Die Stadt selbst kam uns nach den letzten Tagen in der Ankerbucht extrem lebhaft vor.
Und endlich…, es gab hier einen Handy Reparatur Shop. Nachdem Hattis Handy Display vor ein paar Tagen den Geist aufgegeben hatte und er sich benahm wie ein Zombie in den Wechseljahren, feierte er hier seine Wiedergeburt!
Dass uns diese Wiedergeburt 219,- Eur kostete, war nebensächlich.
Einkaufen, Sightseeing, Museumsbesuch – das war Cancarneau!

Recht früh ging es am nächsten Tag mal wieder los. Entweder Lorient oder die Ile de Groix sollte das Ziel sein. Unterwegs entschieden wir uns für die Insel. Was für eine gute Wahl.
Von der Insel aus konnten wir gegenüber die Industrieanlagen von Lorient sehen und das Inselleben für die nächsten Tage genießen. Die Ile de Groix ist nicht groß. Mit einer Fahrradtour von 27 Kilometern haben wir sie umrundet. Einsame Badebuchten, Klippen, kleine Wälder, alte Dörfer und allgegenwärtiger Blumenduft begeisterten uns. Das Eiland wirkt ausserhalb der Saison noch etwas verlassen, hat dadurch aber einen Charme verbreitet, der uns durchatmen ließ.
Durchartmen war am 2. Tag auf dem Schiff allerdings nicht möglich. Neben uns legte eine Schute an, die mit Teer für den Staßenbau beladen war. Den ganzen Tag wurde entladen und alles, einschließlich unserer zum Trocknen rausgehängte Wäsche, stank nach Teer.
Am 3. Tag wollten wir morgens eigentlich ablegen. Nieselregen, angesagte Gewitter und ein undefiniertes „Unwohlsein“ nach dem vorangegangenen Grillabend mit der Crew der Yoko ließ uns nach Wettercheck und Absprache wieder ins Bett kriechen. Die Yoko fuhr trotzdem und kam auch ohne Gewitter auf der Belle Ile an.
Wir nutzten den Tag für einen Motorcheck, Fotos sortieren und aufräumen.

Jetzt ist es gerade 08.00 Uhr und wir sind schon 2 Stunden motorend unterwegs. Der Wind soll noch etwas zunehmen und da er dann genau auf die Nase pustet, sind wir heute morgen so früh hoch um bei fast Flaute in Richtung Golf de Morbihan voran zu kommen. Es regnet und Steffi hält draußen Ruderwache…

Ile d‘Houat bis Pornic

Da uns die letzte Insel so gut gefallen hat, steuerten wir gleich die nächste an: die Ile d´Houat. Wir konnten mal wieder ankern und das Schlauchboot brachte uns für einen Inselrundgang an Land. Die Insel hat ein kleines, beschauliches Dörfchen und viel Natur zu bieten. Es herrscht eine wunderbare Ruhe, so richtig zum Seele-baumeln-lassen! Allerdings wohl nur jetzt in der Vorsaison. Denn es gibt hier viele Ankerbuchten mit wunderschönen, weißen Sandstränden, was die Ile d´Houat zu einem sehr begehrten Ausflugsziel macht. Wenn im Hochsommer – wie im Reiseführer beschrieben – bis zu 100 Boote in nur einer Bucht ankern und alle die Insel besuchen wollen, ist es mit der beschaulichen Ruhe wohl vorbei! Wir hatten uns vorgenommen, auch den nächsten Tag auf der Ile d´Houat zu verbringen. Am nächsten Morgen sah Jörg jedoch im Wetterbericht, dass der Tag guten Segelwind bringen sollte. Das musste natürlich ausgenutzt werden. Plötzlich herrschte hektische Aufbruchstimmung im Boot. Jede angefangene Aktivität musste sofort beendet werden. Steffi war gerade dabei, den Herd zu putzen…. Aber Putzen wird ja sowieso total überbewertet! Wir machten alles klar, gingen Anker auf und nahmen Kurs auf den Golfe du Morbihan. Der erhoffte Segelwind war leider nur mittelmäßig, wir mussten zwischendurch immer wieder den Motor zur Hilfe nehmen.
Die Einfahrt in den Golfe du Morbihan ist wegen starker Strömungen auch wieder so eine Sache für sich. Man sollte den richtigen Zeitpunkt erwischen. Doch wann ist der? Jörg meinte, es wäre ideal mit auflaufendem Wasser hinein zu fahren. Anders lautende Angaben im Reiseführer hatten uns dann aber verunsichert. Die völlig verschmutzten Dieselfilter, die wir unterwegs bei einer Motorkontrolle entdeckten, machten die Situation nicht leichter. Als wir am Golfe ankamen, sahen wir dort schon von weitem die Strudel, die durch die Strömungen verursacht wurden. Etwas entnervt fuhren wir kurzerhand in den vorgelargerten Hafen, um erstmal die Lage zu checken. Obwohl der Hafen riesig war, konnten wir keinen freien Liegeplatz finden, weil viele Stege für eine Regatta reserviert waren. Der Hafenmeister wies uns an, bei einem französischen Boot längsseits fest zu machen. Wir, wie auch der Franzose, waren mäßig begeistert. Als unser Nachbar im Gespräch mitbekam, dass wir eigentlich in den Golfe wollten, wurde er immer freundlicher. Er pries uns diese Lagune als das schönste Fleckchen Frankreichs an und sagte uns auch, wann man am Besten hinein fährt, nämlich ca. 2 Stunden nach Niedrigwasser. Das wäre um 15 Uhr. Ein Blick auf die Uhr: 15:02! Na dann… nix wie die Leinen wieder los und ab in den Golfe! Wir waren froh – der Franzose auch!
Wir kamen tatsächlich unfallfrei hinein und suchten uns einen Ankerplatz. Richtig ankern kann man dort allerdings nicht so gut. Dafür gibt es aber in jeder Bucht zahlreiche Mooring-Bojen, die man – offenbar kostenlos – nutzen kann. Das ist natürlich viel komfortabler. Vor allem, wenn man, so wie wir, keine elektrische Ankerwinsch an Bord hat. Man macht einfach die Leine an der Boje fest, anstatt 50m Ankerkette abzulassen, die dann am nächsten Tag ja auch irgendwie wieder an Bord gebracht werden will.
Im Golfe du Morbihan, abseits der Biskaya, mit seinen vielen Inseln und Buchten findet man Natur und Ruhe pur. Leider war das Wetter durchwachsen, so dass die Schönheit der Natur für uns ab und zu durch einen Regenschleier verdeckt war. Aber wir konnten es trotzdem genießen, gemeinsam mit der YOKO, die sich am zweiten Tag wieder zu uns gesellte.
Auray, das charmante Städtchen im linken Seitenarm des Golfes „Rivière d´Auray“ hatte es uns angetan. Wir mussten mit dem Schlauchboot ein ganzes Stück flussaufwärts fahren, um es zu besuchen. Aber es hat sich gelohnt! Bei Sonnenschein schlenderten wir durch die kleinen Gassen mit alten Häusern, Künstlervierteln, Cafés und kleinen Lädchen. Toll! Doch als wir zurück zu BigFoot wollten, guckten wir etwas blöd aus der Wäsche. Das Wasser war weg! Wir hatten unser Schlauchboot bei Ankunft über eine Slip-Anlage an Land geholt. Nun war Ebbe und wir hatten keine Chance, das Schlauchi wieder in´s Wasser zu bringen, denn die Beton-Rampe war mit scharfkantigen Muscheln besetzt! Wie konnten wir nur die Gezeiten vergessen…???!! Na gut, da haben wir halt noch eine Runde durch´s Örtchen gedreht und uns im Restaurant einen Café gegönnt, bis der Wasserstand wieder ausreichend war.
In Auray gab es auch einen Lidl-Markt. Dieser war allerdings etwas auswärts und ohne Fahrrad nicht zu erreichen. Jörg, der Spar-Fuchs, fühlte sich am nächsten Morgen dazu berufen, noch vor dem Frühstück das Klapp-Fahrrad in´s Schlauchboot zu laden und in Auray einen Großeinkauf zu tätigen. Leider bekam er beim ersten Einkauf nicht alles, was er haben wollte, in seinen Rucksack. Und so radelte er die 30 min. vom Lidl-Markt wieder zurück zum Schlauchboot, deponierte dort den Einkauf und radelte nochmal 30 min. zurück zum Lidl, um die zweite Ladung einzukaufen. Er war erst kurz vor Mittag wieder zurück. Steffi meinte leicht irritiert, dass mind. ein Drittel der Dinge, die Jörg mitgebracht hatte, überflüssig wären. Aber immerhin haben wir günstig bei Lidl eingekauft!! 😉
Außerdem wanderten wir noch durch die schöne Botanik der Mönchs-Insel und besuchten natürlich die historische Stadt Vannes „im Herzen“ des Golfes. Mit einem prächtigen Stadttor, Befestigungsanlage, einem Schloss und vielen Fachwerkhäusern mutet Vannes sehr mittelalterlich an und versprüht ein besonderes Flair. Hier verbrachten wir zwei Tage. Auf dem großen Wochenmarkt, wo überall Leckereien zum Probieren angeboten werden, futterten wir uns ungeniert duch alle Stände und konnten so das Mittagessen ausfallen lassen, was besonders den Spar-Fuchs Hatti gefreut hat! Wenn Steffi jetzt fragt: „Was wollen wir heute essen?“ bekommt sie zur Antwort: „Auf dem Wochenmarkt!“. 😉
Der Golfe du Morbihan wurde uns vorab wärmstens empfohlen. Es hieß, man könnte sich hier mehrere Monate aufhalten. Wenn man allerdings schon einmal in den schwedischen Schären war, kann er, unserer Meinung nach, nicht mithalten. Sicherlich hat das mäßige Wetter ihn für uns auch nicht in den schönsten Farben erleuchten lassen. Also, es hat uns hier schon sehr gefallen, aber nach 6 Tagen Golfe waren wir bereit, uns wieder auf die Biskaya zu wagen!
Das Wetter wurde besser und wir konnten mal wieder segeln! Um das Glück perfekt zu machen, fing Jörg unterwegs einen großen Hornhecht! Den schmissen wir für das gemeinsame Abendessen mit den zwei Makrelen zusammen, die Andi von der YOKO unterwegs gefangen hatte. Wieder eine kostenlose Mahlzeit! Da lacht das Spar-Fuchs-Herz!
Dann passierte etwas, was wir in diesem Jahr bisher noch nicht erlebt hatten: wir kamen in einen Hafen, der uns so gar nicht gefiel: Pornichet. Riesig groß und unpersönlich, trotz der Größe bekamen wir keinen eigenen Liegeplatz, sondern mussten bei der Yoko längsseits gehen. Dafür ist er sehr teuer, bietet aber kein W-lan. Und um die Stimmung perfekt zu machen, schaut man auf eine Kulisse von unzähligen Hochhaus-Burgen. Brrrr…..! Pornichet – Jörg nannte ihn um in „Pornohafen“! Hier wollten wir schnell wieder weg.
Nach einer Übernachtung ging´s weiter nach Pornic. Es war eine kurze Strecke, daher waren wir ziemlich früh im Hafen. Wir freuten uns, dass wir noch einen Liegeplatz nahe dem Hafenbüro und den sanitären Anlagen ergatterten, so dass wir nicht jedes Mal eine Mörder-Wanderung durch den ganzen Hafen machen mussten (wie in Pornichet). Kurze Zeit später kam ein Franzose rein, der bei uns längsseits fest machte. Diesen Franzosen trafen wir nachmittags beim Bezahlen im Hafenbüro wieder. Es stellte sich heraus, dass er wohl den Liegeplatz, auf dem wir lagen, vorab telefonisch reserviert hatte. Der Hafenmeister hatte den Platz aber nicht gesperrt! Obwohl der Franzose selbst eigentlich einen ziemlich entspannten Eindruck machte, wurde am Ende beschlossen, dass wir den Liegeplatz wechseln mussten. Und nun ratet mal, wohin wir verfrachtet wurden? Richtig! An den vorletzten Steg im Hafen, gaaaanz nach hinten!! Also mal ehrlich: diese Reservierungen sind doch scheiße! Da stehst du früh auf und kommst als erster in den Hafen und am Ende wirst du doch in die hinterletzte Ecke gesteckt!
Dafür hatten wir an unserem neuen Platz aber unsere Ruhe. Und Pornic war wieder ein richtiges Schätzchen! Ein lebendiges, hübsches Städtchen mit wunderschönem Küstenwanderweg und Badestrand direkt neben dem Hafen. Wir blieben ein paar Tage und es gab wieder ein kostenloses Wochenmarkt-Mittagessen. Mit der YOKO-Crew veranstalteten wir einen zünftigen Grillabend am Strand. Es war ein richtig schöner, lauer Sommerabend, an dem es gar nicht kalt wurde und man sehr lange draußen sitzen konnte. Nach dem Essen konzentrierten wir uns auf´s Trinken. Wir saßen im weißen Sand, philosophierten über Gott und die Welt und vernichteten ganz nebenbei geringe Mengen Rotwein. Summerfeeling pur! Alles war schick. Nur als Jörg aufstand, hat ihn wohl ein unsichtbares, gemeines Heinzelmännchen immer von links nach rechts und wieder zurück geschubst! Er schwankte jedenfalls bedrohlich in alle Richtungen und rief dabei ununterbrochen: „Ich kann nicht mehr stehen, ich kann nicht mehr stehen!“. Dank Andi´s tatkräftiger Hilfe schaffte Steffi es irgendwie, ihren Captain unversehrt an Bord zu bringen.
Am nächsten Tag hatte sich das Wetter komplett geändert: alles grau in grau und den ganzen Tag Dauerregen! Das fanden wir super, denn von dem Heinzelmännchen-Geschubse war uns immer noch ganz kodderig zumute und wir wären sowieso nicht in der Verfassung für größere Aktivitäten gewesen. So pflegten wir gemütlich unseren Kater mit Lesen, Fernsehen, Schlafen, Dösen.
Nach ein paar schönen Tagen in Pornic wollten wir mal wieder eine etwas längere Strecke von ca. 30 Seemeilen zur Insel „Ile d´Yeu“ machen. Guter Wind war prophezeit und wir freuten uns auf´s Segeln! Aber wieder nix! Es wehte nur ein laues Lüftchen, das für uns nicht ausreichte, und so mussten wir mal wieder die Maschine bemühen. Die Ile d´Yeu ist auch sehr begehrt und der Hafen klein. Frühes Kommen sichert also mal wieder gute Plätze. Dieses Mal hat´s auch geklappt! Bei unserer Ankunft waren noch ein paar Plätze frei. Etwas später füllte sich der Hafen und die Boote lagen in 3er- und 4er-Päckchen. Daran werden wir uns sicher gewöhnen müssen, denn wenn so viele Segler unterwegs sind, muss man eben ein bisschen zusammen rücken! Es fördert ja auch die Kommunikation unter den Seglern! Wenn wir allerdings mitbekommen, wie unbekümmert manche, meist französische, Segler in den engen Hafengassen hin und her rangieren und auch, wenn sie mal ein anderes Schiff gerammt haben, sich freundlich winkend von dannen machen, wird uns schon manchmal etwas mulmig.

Von Brest nach Benodet

Camaret-Sur-Mer hatte an Ausflugszielen Einiges zu bieten. Mehldi konnte sich bei der Hafenmeisterin (einer Berlinerin) ein altes Fahrrad ausleihen, welches ihm zwar schnell die Grenzen seiner Kondition aufzeigte, uns aber einigermaßen mobil machte. Nach ein paar Tagen zog es uns jedoch zu neuen Ufern! Wahnwitzige 10 Seemeilen segelten wir in die Bucht von Brest, wo wir eine Nacht vor Anker lagen und uns am folgenden Morgen in den Hafen nahe des Meerwasseraquariums machten, welches wir besichtigen wollten.
Über solche Aquarien, in dem große, normalerweise wild lebende Tiere auf engem Raum gehalten werden, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Auch wir sind da mit uns nicht ganz im Reinen. zumindest machte das Aquarium den Eindruck, dass man sich alle Mühe gab, das Leben der Tiere erträglich zu machen…

Die Stadt Brest schenkten wir uns, weil sie als Industriestadt nicht so viel her gab und die Hafengebühren nicht ohne waren (immerhin bekamen wir eine Freikarte für das Aquarium, die alleine 21,- EUR kostet). Wir saßen am Vorabend 2 Stunden zusammen, um den schwierigen Törn durch das Raz de Sein bis nach Audierne zu planen. Dieses Raz ist die letzte Engstelle, die uns erwartete, wo die Tidenströme durch die Geologie so komprimiert werden, dass alle Törnführer raten, bei Stillwasser, d.h. wenn Ebbe und Flut jeweils wechseln und keinesfalls bei Wind gegen Strom, das Raz zu durchqueren. 10 Seemeilen vor dem Raz stellte Jörg dann lustigerweise fest, dass wir uns am Vortag um 2 Stunden verrechnet hatten und wir bei zunehmendem Wind genau die Situation vorfinden würden, die das Raz zu einem Hexenkessel werden lassen kann!
„Abdrehen“ hieß es!

Morgat war ein guter Alternativhafen. Hier verbrachten wir tolle, aber auch letzte Tage mit Mehldi. Insbesondere die erneute Fahrradtour wird wohl allen im Gedächtnis bleiben. Einer der berühmten „Abkürzungen“ von Hatti folgend, fanden wir uns plötzlich auf einem zugewachsenen Feldweg knöcheltief im Schlamm wieder. Jörg vorneweg meinte hinterher, er konnte den Unmut von Steffi und Mehldi körperlich im Nacken spüren! 😉

Mehldi musste wegen Streiks der französischen Eisenbahner schon am Donnerstag vor Pfingsten abreisen.

Mit einem Mal waren wir alleine!

…aber nur für ein paar Stunden. Schon zum Nachmittag trafen Ilona und Andreas mit Ihrem Katamaran „Yoko“ ein. Sie waren uns schon einige Zeit auf den Fersen und mit dem schnellen Kat war es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns einholen würden.

Wir müssen zugeben, dass wir die letzten Wochen, im Urlaubsmodus, nicht wenig getrunken haben. Es stellte sich heraus, dass die beiden in den letzten 2 Wochen so viel getrunken hatten wie wir an einem Tag.
Oh je! Damit musste Schluss sein! Ab sofort tranken sie genau so viel wie wir! 🙂
Neee, mal ehrlich: es ist nicht leicht, mal nichts zu trinken, weil sich Gelegenheiten mit anderen Crews ständig ergeben. Aber zum einen ist es nicht wirklich toll, jeden Morgen verkatert aufzuwachen und dem Budget ist es auch eher abträglich. Deshalb versucht man, sich zusammen zu reißen. Und manchmal gelingt es auch!

Definitiv nicht betrunken waren wir, als wir mitten im Hafenbecken einen Delfin entdeckten! Er schien sich dort pudelwohl zu fühlen, tauchte direkt an unserem Steg auf und „parkte“ einen Moment neben unserem Bug. BOAHHHHH! Wie coooool!!!

Mit Ilona und Andreas verbrachten wir noch ein paar Tage in Morgat, während dieser wir u.a. in eine der Höhlen, die es hier gibt, mit dem Beiboot der Yoko hineinfuhren. Hatti musste sich eingestehen, dass ihm das doch ein wenig unheimlich war! Memme!

Dann war der Zeitpunkt gekommen, gemeinsam mit der Yoko das Raz de Sein zu durchqueren. Um 04.45 Uhr klingelte der Wecker und 15 Minuten später waren wir, noch im Dunkeln, unterwegs und konnten kurz danach einen tollen Sonnenaufgang genießen. Das Raz erreichten wir auf die Minute genau bei Stillwasser und Windstille. Die See war spiegelglatt. Puh, geschafft! In einem späteren Hafen sahen wir Bilder vom Raz, die man sich kaum vorstellen kann …und will!

Wind hatten wir während der Fahrt kaum und Hatti nutzte die Gelegenheit zum Schleppangeln. Krawumm!!! Inerhalb von 5 Minuten hatte er 2 recht große Fische am Haken. Wir sind noch am Recherchieren, was für Fische es sind! Tipps sind wilkommen!

In Audierne wollten wir eigentlich ankern, um das Geld an einer Mooringtonne zu sparen. Wir konnten jedoch miterleben, wie ein englischer Segler seinen Anker nicht mehr hoch bekam, weil dieser am Grund irgendwo verhakt war. Am Ende ließ er sein komplettes Ankergeschirr (Wert ca. 1500,- EUR) in die Tiefe rauschen und verschwand.
Ab an die Mooringtonne!

Am nächsten Morgen ging es wieder recht früh weiter nach Lesconil. Hier waren wir mit Barbara und Jean-Jacques verabredet, die das Boot Ihres belgischen Freundes Luc nach Belgien überführten und uns entgegen kamen.

So… auf dieser Fahrt war es dann so weit: Uns begleiteten 2 Delfine 10 Minuten lang, spielten um unseren Bug herum und man konnte deutlich sehen, wie sie sich auf die Seite legten, um auch uns zu beobachten. Wir waren sowas von geflasht! Darauf hatten wir immer gehofft. Das war jetzt der wahre „Delfin-Moment“!

Was für ein Wiedersehen dann mit den Freunden aus unserem Harburger Werfthafen „Peter Knief“.
Für Jörg begann das Wiedersehen sofort mit einem Tauchauftrag. Babara, Jean-Jacques und Luc sind am Vortag angekommen und sind versehentlich in das Gebiet einer Algenzucht geraten. Das Ergebnis war ein armdicker Tampen in der Schraube, den sie zwar durchschneiden konnten, aber manövrierunfähig vom Hafenmeister in den Hafen geschleppt werden mussten. Sie wussten, dass unsere „Bigfoot“ Tauchgeräte mit sich herumfuhr und warteten schon auf uns. Der Tampen war schnell aus der Schraube raus und die Aktion wurde Abends bei gutem Essen „befeiert“.
Wir alle blieben auch den nächsten Tag mit unseren 3 Schiffen noch in Lesconil. Gegen Nachmittag kam ein Fischkutter in den Hafen und unser Franzose Jean-Jacques nutzte die Gelegenheit, den Kutter um 2 KG Langustini zu erleichtern. Wir trafen uns auf dem Katamaran Yoko, weil dieser für alle ausreichend Platz bot und jeder brachte irgendetwas mit. Der Tisch war - voll von Leckereien - kaum noch zu sehen. Was Jean-Jacques jedoch zauberte, war einmalig! Als Dessert wurden uns noch Crèpes mit Caramel-Creme und Eierlikör kredenzt. Steffi sagte ständig: „Ich glaube, ich bin tot und im Himmel - Wat lecker!“
Wir lernten auch noch die französiche Redensart für solche Gelegenheiten: „Je prend mon pied“! Heißt wörtlich übersetzt „Ich nehme meinen Fuß“, bedeutet aber „Ich habe Spaß!“. Na, wenn das nicht das richtige Credo für die BigFoot-Crew ist!! 🙂

Am nächsten Tag hieß es von allen Abschied nehmen. Die Yoko wollte zu einer Inselgruppe, Babara, Jean-Jacques und Luc weiter Richtung Belgien und wir wollten in den Fluss Odet zum Ankern. Zum ersten Mal seit Abfahrt waren wir komplett alleine. Zudem auch noch in einem Flussabschnitt, in dem kein Mensch zu sehen war! Komisches Gefühl. Aber schon am nächsten Tag lag die Yoko wieder neben uns im Fluss. Yipeeeeh!

Weiter Richtung Süden

Mehldi kam, wir sahen, wir segelten!

Es ging tatsächlich weiter! Die nächsten Tage sollten wir so fantastisches Wetter haben, wie wir es in 2017 nieeee hatten. Mehrere Tage Wind aus Nord/ Nordost und Sonnenschein. Wir fragten uns, ob wir noch im richtigen Land waren…

Der Reihe nach:

Die erste Strecke betrug nur 10 Meilen nach Saint Quay Portrieux. Hier mussten wir wegen des Durchzugs einer stürmischen Kaltfront einen Tag länger bleiben. Und das war auch gut so! Nach dem ersten Segeltag fühlten wir uns berufen, das vorangegangene Segelerlebnis zu feiern. Bis um 03.30 Uhr grölten wir You Tube Lieder der 70er und 80er: Jürgen Marcus, Frank Sinatra, Bon Jovi, John Denver und andere, an die wir uns nicht erinnern können.
Am nächsten Morgen hatten alle einen Kater vom Singen und/oder Trinken, woraufhin Steffi meinte: „Heute Abend singen wir aber weniger!“

Am nächsten Segeltag wurde die Strecke dann schon verdoppelt. Wir kreuzten zur wunderschönen Insel Ile de Brehat, vor der wir, auch das war ein Novum, die Nacht vor Anker verbrachten.

Die Folgetage ging es so weiter. Wir machten unheimlich Strecke bei bestem Wetter, ohne in Stress zu geraten. Die Strömungen wurden zum Westausgang des Englischen Kanals von Tag zu Tag deutlich schwächer und damit auch der Tidenhub. Wir liefen schöne kleine Häfen an und passierten u.a. den Leuchtturm „Phare du Four“, der durch seine Bilder im Sturm bekannt geworden ist.

Und kaum sind wir los gesegelt, waren wir auch schon in Brest!!!

Der Englische Kanal ist geschafft!!! Wir haben eines der schwierigsten Seegebiete dieser Erde hinter uns!
Hier beträgt der Tidenhub nur noch 2-4 Meter und es ergeben sich von nun an viele Ankermöglichkeiten. Dies wird die Bordkasse unheimlich schonen. Zwar sind in den nächsten Tagen mehrere Tiefdruckgebiete mit wechselhaftem Wetter im Anmarsch, was aber nicht stört. Wir liegen im Hafen von Camaret Sur Mer und am Schiff gibt´s Einiges zu basteln und die Gegend gibt einige Möglichkeiten zum Wandern und Fahrrad fahren her.

Wohin es von nun an weiter geht, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden…

 

 

 

Neues Jahr, neues Glück

Long time no hear. Aber nu sind wir wieder on air!

Ein Rückblick auf die letzten 6 Monate:

Auch im November konnten wir das Leben in Frankreich noch genießen, denn die Ausflugsziele waren noch lange nicht erschöpft. Natürlich wollt ihr wissen: sind die Ersatzteile rechtzeitig angekommen? Jaaaaaa! Hat es etwas genützt? Neiiiiin!! Der neue Öldruck-Schalter konnte den Alarm leider nicht beseitigen! Trotzdem piept es nicht mehr! Warum? Weil Jörg zufällig an ein Kabel gekommen ist, welchem wir vorher keine Beachtung geschenkt hatten. Wir hätten uns die Warterei also sparen können, denn es war nur ein schnöder Wackelkontakt! Aber schließlich hieß es mal wieder „Ende gut, alles gut“!

Anfang Dezember kehrten wir nach Hamburg zurück und stiegen gleich voll in den Weihnachtsbaum-Verkauf bei Jörg´s Eltern mit ein. Ein paar Bäumchen verkaufen und nebenbei glühweinschlürfenderweise mit Nachbarn, Bekannten, Freunden und Kunden Klönschnack halten – genau unser Ding!

Wie es sich gehört, verbrachten wir die Weihnachtstage dann in Familie und die Silvesternacht in netter Runde bei Freunden. Natürlich war das jeweils wieder mit ausgiebiger Nahrungsaufnahme verbunden. Zum Glück musste Jörg vorerst nicht tauchen, denn der Neopren-Anzug ist schließlich nicht bis in´s Unendliche dehnbar…

Im Januar wurde es dann wieder spannend: mit dem Flieger ging es nach La Palma. Wir hatten schon berichtet, dass wir dort im Haus unseres Freundes Lutz wohnen konnten. La Palma – was sollen wir sagen? Es war großartig!! Eine Terasse mit wunderschönem Meerblick, tolles Wetter, beeindruckende Landschaften, entspannte Menschen, Baden im Atlantik, Fisch satt, Bier in der Kneipe für 1 €, Karneval, und sogar Sturm mit meterhohen Wellen. Auch die Woche, in der Lutz „zu Besuch“ kam und wir gemeinsam in seinem Haus Urlaub machten, haben wir sehr genossen! Wir fühlten uns so wohl auf der Insel, dass wir mit dem Gedanken spielten, das kleine Nachbarhaus, welches dort zum Verkauf steht, zu erwerben. Jörg war schon kurz davor, dem Makler die Scheinchen auf den Tresen zu legen, aber Steffi konnte ihn gerade noch stoppen. Schließlich heißt der vorrangige Plan ja nach wie vor erst einmal „SEGELN“!!

Als wir Anfang März ganz beflügelt wieder in Hamburg eintrafen, änderte sich die Stimmung schlagartig. Warum?

1)Es war kalt
2)Unserer Katze, die inzwischen bei Jörg´s Eltern lebte, ging es ziemlich mies
3)Steffi hatte sich auf La Palma am Strand das Knie verdreht und einen Meniskus- und Bänderanriss zugezogen
4)Ein geplanter Check-up bei Jörg ergab auffällige Blutwerte. Ursache unbekannt
5)Es war kalt

 

Und so waren wir hauptsächlich mit Arztterminen beschäftigt. Tierarzt, MRT, CT, Unfallarzt, Hämatologe usw. Wir versuchten, wegen der Blutwerte nicht in Panik zu geraten. Da Jörg in solchen Situationen ja bekanntlich nicht gerade vor Optimismus sprüht, gelang dies allerdings nur ansatzweise. Letztendlich haben sich die Problemfälle wie folgt entwickelt:

1)Es wurde etwas wärmer
2)Die Katze musste leider eingeschläfert werden. Eine sehr traurige Angelegenheit. Aber sie war nicht mehr die Jüngste… irgendwann ist es halt so weit
3)Eine Knie-Bandage und ein paar Termine Krankengymnastik bewirkten eine deutliche Besserung
4)Nach einigem Hin und Her und viel Aufregung kam die erlösende Nachricht: die erhöhten Werte sind harmlos und haben keinerlei Bedeutung! Uff…… da fielen uns ganze Gebirge vom Herzen. Wieder einmal konnten wir sagen: „Alles wird gut!“
5)Siehe Punkt 1)

Nachdem also nun alle Baustellen weitestgehend behoben waren, machten wir uns bereit für die Rückkehr in die Bretagne, denn wir hörten BigFoot schon sehr laut nach uns rufen! Jörg´s Eltern übernahmen dieses Mal den Fahrdienst und wir fuhren zu viert plus Hund mit dem kleinen Wohnmobil Richtung Frankreich. Nach 3 Tagen Sightseeing fuhren Inga und Udo dann weiter und wir machten uns daran, BigFoot für die neue Saison klar zu machen. Der Moosbewuchs wurde abgeschrubbt, Segel aufgezogen, elektronische Geräte wieder angebaut, lackiert, geputzt und gewienert! Schön sah er wieder aus! Jetzt nur noch mal routinemäßig alle Geräte checken und dann sind wir bereit für die Weiterfahrt! Oder?! Äääähhhh….nein…das wäre ja zu einfach! Beim Check stellten wir fest, dass unser Radar nicht funktioniert! Was soll das denn? Es lief doch letztes Jahr noch! Jörg überprüfte alles Mögliche, konnte den Fehler aber nicht finden. Nachdem wir mehrere Experten vor Ort konsultiert hatten, lief es auf das Unvermeidliche hinaus: wir brauchen ein neues Radar!! Gibt es gerade zum Schnäppchenpreis von 1.500,- EUR. Fantastisch – wir sind noch nicht einmal aus dem Hafen raus gefahren, aber schon flattern uns die Tausender wieder aus der Tasche. Wir sollen wohl bloß nicht auf die Idee kommen, dass es dieses Jahr einfacher laufen würde als im letzten Jahr. Willkommen zurück im Segel-Alltag…

Ohne Radar weiter zu fahren, war für uns aber keine Option, da man hier zu dieser Jahreszeit häufig mit dickem Seenebel rechnen muss. Also beißen wir in den sauren Apfel. Jörg´s Kommentar: „jetzt will ich die nächsten 2 Wochen aber auch jeden Tag Nebel haben!“

Just nachdem das neue Radar erfolgreich eingebaut war, kam die nächste Überraschung: Steffi entdeckte Wasser unten im Schiff! Ein Leck??!! Sofort stieg der Adrenalin-Spiegel wieder und vor dem inneren Auge lief das mögliche Szenario ab: Boot aus dem Wasser, Roststelle raus schneiden und neu wieder zu schweißen, das Ganze dann mit den diversen nötigen Farbschichten versehen, Boot wieder in´s Wasser. Das hätte alles natürlich Geld und auch eine Menge Zeit gekostet. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass die Pfütze von einer undichten Stelle an der Spüle herrührte! Once again: „Ende gut, alles gut!“

Schließlich waren wir bereit, weiter zu segeln. Den Anfang müssen wir auch nicht allein machen: Unser Freund Jörg Mehldau kommt für 3 Wochen zu Besuch und wir hoffen, gemeinsam weiter Richtung Süden zu kommen.

 

Ein kleines Résumée der letzten 10 Monate:

Wie ihr alle wisst, ist der erste Teil unserer Reise nicht ganz so verlaufen, wie wir es uns gewünscht hätten. Es gab mehr Stolpersteine, als uns lieb war. Trotzdem: die meisten Probleme waren am Ende nicht so schlimm, wie anfangs befürchtet und irgendwie hatte jede Schwierigkeit auch ihre gute Seite.

Auch wenn wir nicht so weit gekommen sind, wie geplant, sind wir doch an einem wunderschönen Fleckchen Erde gelandet und schließlich haben wir es auch geschafft, unsere Zeit dort zu genießen.

Das Leben an Bord ist genau unser Ding. Auf engstem Raum haben wir alles untergebracht, was wir zum Leben brauchen. Reduktion und ein klein wenig Organisation ist das Motto.

Jedoch gibt es auch einen Alltag. Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen wollen erledigt werden. Ohne Waschmaschine und meistens ohne Auto sind solche Sachen häufig zeitraubender als man denkt. Wir liegen bisher weit unter unserem veranschlagten Monatsbudget von 2.000,- Euro. Die ganz großen Reparaturen und Instandsetzungen am Schiff gab es bisher aber noch nicht.

2.000,- EUR hört sich viel an? Ist es nicht! Wir haben gern noch ein Netz unter uns, weshalb Versicherungen, Rente, Krankenkasse (manche sind tatsächlich ohne unterwegs) weiter bezahlt werden wollen. Bisher waren wir auch jeden Tag auf einen Liegeplatz im Hafen angewiesen. Kosten ca.950,- EUR/Monat!!!

Es wird also jeder Euro umgedreht. Essen gehen wir so gut wie nie und Lebensmittel werden never ever weggeschmissen. Es wird gegessen was da ist und eingekauft, was günstig ist.

Es ist für uns eine große Befreiung, nicht mehr arbeiten zu müssen. Wir haben keine Termine, können unsere Tage frei gestalten und schlafen gut, anstatt nachts über irgendwelche Probleme bei der Arbeit zu nachzugrübeln. Insgesamt fühlen wir uns wesentlich entspannter als vor Beginn der Reise. Wir konnten viele neue Eindrücke sammeln, neue Freunde gewinnen und unseren Horizont erweitern.

Wir haben uns besser kennengelernt und die Erfahrung Reiseziele nicht zu erreichen war, im Nachhinein, sehr wichtig, weil wir lernten, dass trotzdem immer Gutes dabei heraus kommt. Es braucht halt nur manchmal etwas länger, bis man es erkennt.

Jeder Step weiter eröffnet einem sooo viele neue Möglichkeiten! Warum dann nur den einen Weg im Auge behalten, weil man diesen mal irgendwann bei Abfahrt geplant hat?

Es ist unsere Reise – sie ist einmalig – und nicht abhängig von Orten – Basta Pasta!!!

Entsprechend positiv schauen wir nun in die Zukunft.

Heimaturlaub

Zurück in Hamburg! Es war schon ein bisschen komisch, wieder in der Heimat zu sein. Alles war vertraut und doch gleichzeitig ungewohnt. Schnell machten wir es uns aber im Zimmer bei Jörg´s Eltern gemütlich, in dem wir unsere Klamotten im ganzen Raum verteilten.

Zum Auftakt feierten wir den 80. Geburtstag von Steffi´s Mutter: ein gelungenes Fest, wo ordentlich geschnattert, gelacht und geschlemmt wurde! Dann folgte ein wahrer Dating-Marathon! Wir waren jeden Tag, zum Teil mehrfach, verabredet. Es wurde wieder ordentlich geschnattert, gelacht und vor allem geschlemmt!  Ob Frühstück, Grillen (Jörg war im 7. Himmel), Muscheln, Raclette, etc. pp.…. wir wurden nach Strich und Faden verwöhnt und gemästet. Jörg hat in dieser Zeit 4 Kilo an Gewicht zugenommen! Aber das war es wert, denn wir haben uns soooooo gefreut, alle Verwandten und Freunde wieder zu sehen!! In 16 Tagen hatten wir 20 Verabredungen und trafen knapp 60 Leute!

Schwuppdiwupp waren die zwei Wochen auch schon wieder um und wir stiegen in´s Auto, um zurück nach Frankreich zu fahren. In Remscheid legten wir eine Kaffeepause bei Steffi´s Cousine ein und in Bad Münstereifel durften wir bei unseren Freunden Gudrun und Herbert übernachten. Wieder wurde viel geschnattert, gelacht und…seufz…..geschlemmt! Back to BigFoot

Nach 14 Stunden Fahrt erreichten wir Sonntag nacht um 0:30 St. Brieuc. Natürlich mussten wir erst mal pipi. Um die Toilette in Betrieb nehmen zu können, müssen die Seeventile für das Spülwasser geöffnet werden. Knacks, hatte Jörg den abgebrochenen Hebel in der Hand und die Toilette konnte nicht benutzt werden! Steffi beschlich der Verdacht, dass es Jörg ohne Zwischenfälle einfach zu langweilig ist! Wir verschoben die Lösung des Problems auf den nächsten Tag und fielen in die Kojen.

Wir waren also wieder an Bord und hatten mal wieder etwas zu reparieren. Inzwischen bringt uns das aber nicht mehr gleich aus der Fassung. Ein leichter Anflug von Panik beschlich uns allerdings, als Jörg bemerkte, dass das Schiff für den Ventilwechsel eventuell aus dem Wasser gehoben werden müsste. Das hätte Aufwand und einige Kosten verursacht, auf beides hatten wir keine Lust! Daher suchten und fanden wir eine alternative Lösung! Jörg schlüpfte in seinen Neoprenanzug – zum Glück war dieser dehnbar genug, um die zusätzlichen 4 Kilo zu verzeihen – und bewaffnete sich mal wieder mit Taucherbrille und Schnorchel. Der Bordauslass wurde von außen mit einem sehr starken Magneten verschlossen, so dass wir drinnen ohne Wassereinbruch das Ventil wechseln konnten- ein Ersatzventil hatten wir glücklicherweise an Bord. Unsere Taucherausrüstung hat sich auf dieser Reise ja schon ein bisschen bezahlt gemacht, aber wir hoffen doch, dass wir zukünftig zur Abwechslung mal mit Schildkröten und bunten Fischen tauchen können, anstatt nur verstopfte Scheißhausabflüsse frei zu pümpeln und Seeventile zu wechseln!

Damit BigFoot für den kommenden Winter gerüstet ist, haben wir ihm aus einem alten ausrangierten Segel eine neue Plane geschneidert! So sollte er gut gegen Regen, Schnee und Wind geschützt sein. Jörg ist – zu Recht – so stolz auf sein Werk, dass die neue Plane mehrere Tage drauf bleiben musste, obwohl das bedeutete, dass wir uns nur kriechender Weise auf dem Boot bewegen konnten.

Nun genießen wir aber wieder ganz entspannte Tage bei schönem Spätsommer-Wetter. Per Auto und Fahrrad erkunden wir weiterhin die tolle Gegend, es gibt ja noch soooooo viel zu sehen und zu entdecken! Damit die Hosen nicht mehr so kneifen, haben wir die ersten Tage das Essen und Trinken auf ein Minimum reduziert und jeden zweiten Tag wird gejoggt! Als Anfänger-Jogger muss man hier allerdings starke Nerven haben. Der Hafen befindet sich anscheinend mitten in einem Jogger-El Dorado. Jeden Tag flitzen hier unzählige megasportliche Damen und Herren in einer affenartigen Geschwindigkeit an uns vorbei, dass einem schwindelig wird! Bei unserer Laufrunde werden wir grundsätzlich von allen anderen Joggern überholt. Ganz besonders deprimierend war es neulich, als wir einen Läufer zweimal trafen: das erste Mal kam er uns beim Joggen entgegen, das zweite Mal lief er an uns vorbei, als wir schon wieder aus der Dusche kamen! Und er hatte nichts von seinem Tempo eingebüßt! Die sind hier doch alle gedopt!

Unsere Pläne für die nächsten Monate haben sich inzwischen auch konkretisiert: wir werden noch bis Anfang/Mitte Dezember hier in St. Brieuc bleiben, dann geht´s erst einmal wieder nach Hamburg, wo wir Jörg´s Eltern beim Tannenbaum-Geschäft unterstützen und mit der Familie Weihnachten feiern wollen. Mitte Januar fliegen wir dann nach La Palma! Wir haben das tolle Angebot erhalten, eine Weile im Ferienhaus unseres Freundes Lutz verbringen zu dürfen – das konnten wir einfach nicht ausschlagen. Das Großartige ist, dass wir bislang nur den Hinflug gebucht haben und dann einfach schauen, wie lange wir dort bleiben. Wir freuen uns schon riesig! Hoffentlich ist BigFoot nicht beleidigt, weil wir jetzt erst einmal ohne ihn die Kanaren besuchen…

Ach ja, da war doch noch was: wir warten immer noch auf Ersatzteile!! Nachdem uns der französische Händler, bei dem wir den Öldruckschalter bestellt hatten, überhaupt keinen Liefertermin nennen konnte, haben wir den Auftrag dort storniert und das Ersatzteil zum halben Preis neu im Internet bestellt. Außerdem haben wir Teile für die tropfende Kühlwasserpumpe geordert. Geliefert werden soll  alles jetzt Anfang November. Wir hoffen also, dass wir die kostbare Ware bald in den Händen halten und die Motorprobleme möglichst noch vor unserer Rückkehr nach Hamburg lösen können!

Fronkreisch, Fronkreisch

Wie ist es uns in der letzten Zeit ergangen? Gut!! Wir haben uns im Hafen von Saint Brieuc eingelebt und zusammen mit Ilona und Andreas sowie Bente, Arnd und ihren beiden Kindern nette Tage und Abende verbracht.  Bente nahm uns mit in das schöne Plévenon, wo wir bei bestem Wetter den Grill anschmeißen konnten. Das machte Jörg besonders froh, denn Grillen ist in der französischen Küche offenbar nicht vorgesehen. Es gibt hier keine öffentlichen Grillplätze, wie wir sie aus Deutschland, Dänemark und Schweden kennen, auch Grillkohle ist nicht so leicht in den Supermärkten zu bekommen! Jörg hat sich fest vorgenommen, unseren Aufenthalt in Frankreich zu nutzen, um der französischen Nation diesen, für ihn lebenswichtigen, Brauch nahezubringen. Er arbeitet zurzeit daran, Grillen als Schulfach einzuführen.

Als Mehldi wie geplant hier eintraf und wir nun ein Auto zur Verfügung hatten, nutzten wir es für diverse Ausflüge. Wir machten Strandwanderungen bei Les Rosaires, schlenderten durch das Touristen-Städtchen Paimpol, bestaunten die rauen Klippen am Cap Fréhel und waren fasziniert von den riesigen rosafarbenen Felsen an der Côte de Granit Rose bei Trégastel. Hier hat man das Gefühl, sich mitten in einer schlecht gemachten Filmkulisse zu befinden, weil alles so unecht aussieht!

Oft blickten wir bei Sonnenschein und moderatem Wind sehnsüchtig auf´s Wasser und die Segelboote und fragten uns, warum wir in den letzten Monaten nicht auch öfter mal ein solch schönes Segelwetter hatten…. Aber wir sind auch ein Stück weit froh, dass wir an diesem Fleckchen Erde nicht so schnell vorbei gerauscht sind, denn es gibt hier so viel Schönes zu entdecken, dass sich ein längerer Aufenthalt auf jeden Fall lohnt.

Höhepunkt unserer Ausflüge war der Besuch der berühmten Abtei Mont-Saint-Michel, ein Kloster auf einem Felsen gebaut, der bei Springtide komplett vom Wasser umschlossen wird. Die ersten Steine zu diesem gewaltigen Bauwerk wurden im Jahr 708 n. Chr. gelegt. Dem Bischof Aubert von Avranches erschien ein Erzengel, der ihn mit dem Bau der Abtei beauftragte. Der Bischof nahm den Engel jedoch zunächst nicht ernst und er musste ihm zwei weitere Male erscheinen, bevor Aubert endlich einen Stein in die Hand nahm. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie der Erzengel genervt die Augen verdrehte und seufzte „muss ich denn alles dreimal sagen…?!“. Es war damals das gleiche Problem wie heute: die Männer hören ihren Engeln einfach nicht richtig zu!!

Heute besuchen rund 2,5 Millionen Menschen pro Jahr diesen beeindruckenden Bau. Obwohl wir außerhalb der Hauptsaison dort waren, war es schon recht „belebt“ und man mag sich gar nicht vorstellen, was für ein Gedränge dort wohl im Hochsommer herrscht. Zunächst schiebt man sich vorbei an Souvenirläden und Restaurants, aber dann wurden wir von einer tollen Touristenführerin durch die alten Gemäuer geleitet. Super interessant!

Schließlich war der Tag gekommen, an dem wir mit Mehldi wieder nach Hamburg fahren wollten. Kurz vor der Abreise wollte Jörg noch Diesel zwischen Haupt- und Tagestank umpumpen. Leider hat er vergessen, einen Hebel rechtzeitig wieder umzulegen und damit das Befüllen des kleinen Tagestanks zu beenden, so dass dieser überlief. Der Motor, die Motorraumisolierung, Ersatzteilkisten….also eigentlich der ganze Motorraum wurde mit stinkendem Diesel geflutet! Steffi und Mehldi erinnerten sich schlagartig an die Gefängniszellen im Mont-Saint-Michel, dorthin hätten sie den Captain gern spontan verbannt. Nach einer schweigsamen Putzaktion ging es dann endlich Richtung Heimat.

eine blöde Zeit liegt hinter uns

Liebe Leute,

Ja, wir wissen, dass wir lange nichts von uns hören lassen haben. Aus verschiedenen Gründen stand uns in der letzten Zeit nicht der Sinn nach „Geschreibsel“. Aber ihr sollt natürlich auch an den weniger schönen Phasen unserer Tour teilhaben. Hier nun also endlich eine kurze Übersicht darüber, was bei uns in den letzten Wochen passiert ist:

Am 18. Juli auf der Tour von Nieuwpoort (Belgien) nach Boulogne sur Mer (Frankreis) erreichte uns aus der Heimat die traurige Nachricht von einem Todesfall im Freundeskreis. Wir hatten bis zuletzt auf gute Nachrichten gehofft, der Tag war nicht mehr zu retten.

Damit nicht genug. Versehentlich legten wir eine Halse hin, was dazu führte, dass das Heck angehoben wurde und wir stark krängten. Das Schiff lief komplett aus dem Ruder und als wir die Maschine starten wollten, um wieder auf Kurs zu kommen, sagte diese keinen Mucks! Aus dem Kühlsystem muss bei der ungewöhnlichen Schiffslage Wasser zurück in den Motor gelaufen sein und hat die Zylinderräume geflutet. Das war nur im Hafen zu beheben.

Da uns die Gegebenheiten des Hafens unbekannt waren (Verkehr im Hafen, Wellengang vor der Einfahrt, Strömung) ging Jörg auf Nummer sicher und setzte einen Notruf ab: „Pan Pan, Pan Pan, Pan Pan, this ist Sailing yacht Bigfoot….“ Kurz vor dem Hafen wurden wir vom Rettungsboot empfangen und in rein geschleppt. Schnell präsentierte man uns die Rechnung von über 600 EUR. Man gönnt sich ja sonst nix…! Gott sei Dank konnten wir das Problem selbst beheben und der Motor hat keinen bleibenden Schaden genommen.

In Boulogne sur Mer bildete sich eine Gruppe von deutschen Seglern, deren Gesellschaft wir gut gebrauchen konnten! Wir warteten hier auf das nächste Wetterfenster, um nach Dieppe zu kommen. Am 2. Tag in Dieppe machte sich Steffi auf eine haarsträubende Busfahrt nach Hamburg auf, um an der Trauerfeier teilzunehmen. Die Rückfahrt nach Frankreich war dann zum Glück wesentlich angenehmer. Denn unsere Freunde Silvi + Martin hatten sich für eine Woche Mitsegeln angekündigt und so konnte Steffi bei den beiden im Auto mit fahren!

Silvi + Martin verwöhnten uns kulinarisch nach Strich und Faden und brachten uns wieder zum Lachen! Sie behielten auch ihre gute Laune, obwohl wir wieder einige Tage auf das richtige Segelwetter warten mussten. In einer ziemlichen Bolzerei ging es 35 Meilen nach Fécamp gegen Wind und Welle. Am nächsten Tag erwartete uns gemeinsam der bisher schönste Tag der Reise: Motoren, 7 Makrelen gefangen, Segeln, ankern, Baden, Segeln und am Abend im bisher schönsten Hafen in Honfleur unseren Fisch gefuttert.

Und immer wieder der Blick auf den Wind und die Tide im Seerevier! Mann, war Jörg angenert! Wir sind heilfroh, dass wir Silvi und Martin um uns hatten!! Nachdem sie abgereist waren und wir traurig zurück blieben, warteten wir…..na, worauf? Genau: auf den richtigen Wind!!! Es sollte nur ein kurzer Stopp in Oistreham werden, weil es schon um 03:45 Uhr (warum? Ja… die scheiß Tide) in Richtung Cherbourg ging. Kurz vor Cherbourg erwartete uns das „Barfleur Race“. Races sind Tidenautobahnen, in denen die Strömungen aufgrund der geographischen Gegebenheiten stark beschleunigt werden. Der Revierführer malte die Hölle mit Worten… Wir suchten uns einen Tag mit Windstille aus. Trotzdem sah man schon von weitem die sich brechenden weißen Wellen auf sich zu kommen. 1,5 Stunden Achterbahnfahrt waren angesagt.

Geschafft und um eine Reviererfahrung reicher erreichten wir Cherbourg. Schon nach kurzer Zeit wurden wir wegen der bevorstehenden Alderney Races nervös. Das sind die nun stärksten europäischen Tidenströme. Die beiden anderen Schiffe, die uns begleiteten, und die uns inzwischen davon gefahren sind, hat es dort ordentlich erwischt. Jörg kam die Tage in Cherbourg kaum zur Ruhe! Tide, Wind, Kursplanung und eine undichte Wasserpumpe am Motor, die  uns zwei Tage beschäftigte, sorgten für wenig Frohsinn.

Alles wurde und wird leider noch begleitet von der Sorge um Jörg´s Großmutter, deren Gesundheitszustand sich kontinuierlich verschlechtert. Wir schafften es einfach nicht, die schönen Dinge wahrzunehmen, geschweige denn, uns auf sie zu konzentrieren. Ja, wir haben blöde Tage hinter uns. Aber: immer, wenn wir uns so richtig scheiße fühlten, kamen nette Menschen um die Ecke und bauten uns auf. In Cherbourg waren es Silvia und Marek aus England, die uns aufmunterten. Auch unsere weit entfernten Segler-Freunde, die Heiks von der „Flying Fish“ und Iris und Robert von der „Mari-Luise“ hatten immer ein offenes Ohr für uns. Vielen lieben Dank dafür!

Wir verbrachten viele Stunden damit, den für uns richtigen Abfahrtstermin und die passende Route raus zu suchen, um die Races zu ihrer ruhigsten Stunde zu durchqueren. Es hat sich gelohnt! Zwar gab es an einer Stelle, an der wir es nicht erwartet hatten, noch einmal kostenloses Karussell, aber die Races waren kaum wahrnehmbar.

Und… wir sind jetzt auf Guernsey!!! Yippiiieeehhh!! Wir konnten uns schon ein bisschen umsehen und sind fasziniert von der rauen Schönheit der Insel! Hier bleiben wir ein paar Tage und kommen hoffentlich zur Ruhe. Nun mal Schluss mit dem Gejammer!

Veere, Middelburg

Diese beiden Städte sind alte Festungsanlagen mit den typischen sternförmig angelegten Wällen und einer Windmühle innerhalb des Kreises. Jörg entwickelt dabei immer seine Mittelalterphantasien, die mit Hammelbraten, Bier und Vielweiberei zu tun haben. Steffi erreicht bei diesen Phantasien einen „Genervtpegel“, den alle Hattermannschen Frauen regelmäßig inne haben. Auch der Gesichtsausdruck dürfte bei allen unseren Frauen gleich sein.

In Veere haben uns Martin und Romina, die mit ihrer „Flow“ 2 Wochen später in Harburg loskamen, eingeholt. Wir legten einen Hafentag ein, weil es stürmte und regnete.

Tags darauf ging es nur 5 Meilen weiter bis Middelburg. Hier wurde unser Monatsbudget um 100% überzogen. Eigentlich wollten wir nur 40 Liter Diesel an der Bootstankstelle bunkern. Diese hatte jedoch auch einen gut sortierten Ausrüstungsladen. Als Jörg sagte, „ich geh nur noch mal kurz gucken“ hatte Steffi schon Schweissperlen auf der Stirn. Was soll man sagen…!? Als Steffi den Laden betrat, um nach Jörg zu suchen, war dieser in einer Diskussion mit 2 Verkäufern über die neuen Seekartenplottervarianten vertieft. „Jetzt wirds eng“ dachte sich Steffi! Und tatsächlich musste sie beobachten, wie ein neues Gerät aus dem Karton genommen und von Jörg, der an ihr vorbei ging ohne sie zu bemerken, auf´s Schiff geschleppt wurde, um die Funktionalitäten zu prüfen. Alles blinkte und leuchtete bunt, so wie es sein sollte. Natürlich viel schöner als auf dem alten Plotter. Also…. Dackelgesicht aufgesetzt und erstmalig nach der Frau gerufen, ihr alle Vorteile des neuen Systems genannt (Nachteile gibts natürlich nicht) und um Zustimmung zum Kauf gebeten. Die arme Steffi konnte gar nicht anders als Ja zu sagen, um nicht einen todtraurigen Jörg die nächsten Tage zu haben und sich bei jeder Gelegenheit dem Kommentar auszusetzen „Siehste, der andere Plotter hätte das gekonnt und wäre nicht abgeschmiert“

Yipeeeehhhh!:-)

Middelburg ist doll. Wir sind in einen Pferdemarkt hineingeraten, der von einer Kulisse, die aus dem Büchern von Harry Potter entnommen sein könnte, umgeben war. Harry war nicht zu finden, weil er wahrscheinlich seinen Umhang trug, der ihn unsichtbar machte. Jörg war nuch schwer dazu zu bringen, seine Suche nach Hermine aufzugeben. Um hier mal mit einem Vorurteil aufzuräumen: Die heutíge Hermine, Jessica Watson, ist nicht zu alt für Jörg…oder wie jetzt…!?

Haarlem, Gouda, Willemstad

Die Städte wiederholen sich. Immer schön, immer interessant, immer tolle Windmühlen und Kanäle mit schicken Häusern an den Ufern. Aber halt auch …“immer“…

Insofern gibt es gar nicht so viel zu berichten, als dass wir nach Amsterdam bemüht waren, ruhigere Orte zu erwischen und Liegegelder zu sparen.

In Gouda war gerade Käsemarkt, wo wir NATÜRLICH Käse kauften, und zwar keinen Edamer! Dort trauten wir uns dann auch endlich, die in Amsterdam erworbenen Brownies zu probieren. Wir zogen unsere Rettungswesten über und leinten uns an, um unkontrollierten Reaktionen vorzubeugen und stellten Bonbons bereit, falls wir uns schlecht fühlen sollten, denn Zucker soll dem entgegen wirken. Entsprechend vorbereitet bissen wir dann todesmutig in den Kuchen und es passierte…………. NICHTS!!! Was für ein Beschiss – da sind wir wohl zum zweiten mal in die Touri-Falle getappt.

Lediglich die Wettervorhersagen sind erwähnenswert, weil sie nie zutrafen. Mindestens immer die doppelten Windgeschwindigkeiten wie die Vorhergesagten. In der Oosterschelde ging es unter Motor gegen 5-6 Beaufort gegenan, obwohl 2-3Beaufort angesagt waren. Da war wohl der Praktikant zugange.