Cancerneau, Ile de Groix und Ile d‘Houat bis Pornic

Cancerneau und Ile de Groix

Cancarneau ist bekannt für seine Romanfigur Kommissar Dupin. So haben wir es zumindest gehört!:-)
Die Crew der Yoko war da bewanderter. Ein Entrecote im Restaurant „L´Amiral“ war für die beiden ein must have, weil die besagte Romanfigur dort regelmäßig ihren Cholesterinspiegel mit einem Entrecote nach oben treibt.
Die Stadt selbst kam uns nach den letzten Tagen in der Ankerbucht extrem lebhaft vor.
Und endlich…, es gab hier einen Handy Reparatur Shop. Nachdem Hattis Handy Display vor ein paar Tagen den Geist aufgegeben hatte und er sich benahm wie ein Zombie in den Wechseljahren, feierte er hier seine Wiedergeburt!
Dass uns diese Wiedergeburt 219,- Eur kostete, war nebensächlich.
Einkaufen, Sightseeing, Museumsbesuch – das war Cancarneau!

Recht früh ging es am nächsten Tag mal wieder los. Entweder Lorient oder die Ile de Groix sollte das Ziel sein. Unterwegs entschieden wir uns für die Insel. Was für eine gute Wahl.
Von der Insel aus konnten wir gegenüber die Industrieanlagen von Lorient sehen und das Inselleben für die nächsten Tage genießen. Die Ile de Groix ist nicht groß. Mit einer Fahrradtour von 27 Kilometern haben wir sie umrundet. Einsame Badebuchten, Klippen, kleine Wälder, alte Dörfer und allgegenwärtiger Blumenduft begeisterten uns. Das Eiland wirkt ausserhalb der Saison noch etwas verlassen, hat dadurch aber einen Charme verbreitet, der uns durchatmen ließ.
Durchartmen war am 2. Tag auf dem Schiff allerdings nicht möglich. Neben uns legte eine Schute an, die mit Teer für den Staßenbau beladen war. Den ganzen Tag wurde entladen und alles, einschließlich unserer zum Trocknen rausgehängte Wäsche, stank nach Teer.
Am 3. Tag wollten wir morgens eigentlich ablegen. Nieselregen, angesagte Gewitter und ein undefiniertes „Unwohlsein“ nach dem vorangegangenen Grillabend mit der Crew der Yoko ließ uns nach Wettercheck und Absprache wieder ins Bett kriechen. Die Yoko fuhr trotzdem und kam auch ohne Gewitter auf der Belle Ile an.
Wir nutzten den Tag für einen Motorcheck, Fotos sortieren und aufräumen.

Jetzt ist es gerade 08.00 Uhr und wir sind schon 2 Stunden motorend unterwegs. Der Wind soll noch etwas zunehmen und da er dann genau auf die Nase pustet, sind wir heute morgen so früh hoch um bei fast Flaute in Richtung Golf de Morbihan voran zu kommen. Es regnet und Steffi hält draußen Ruderwache…

Ile d‘Houat bis Pornic

Da uns die letzte Insel so gut gefallen hat, steuerten wir gleich die nächste an: die Ile d´Houat. Wir konnten mal wieder ankern und das Schlauchboot brachte uns für einen Inselrundgang an Land. Die Insel hat ein kleines, beschauliches Dörfchen und viel Natur zu bieten. Es herrscht eine wunderbare Ruhe, so richtig zum Seele-baumeln-lassen! Allerdings wohl nur jetzt in der Vorsaison. Denn es gibt hier viele Ankerbuchten mit wunderschönen, weißen Sandstränden, was die Ile d´Houat zu einem sehr begehrten Ausflugsziel macht. Wenn im Hochsommer – wie im Reiseführer beschrieben – bis zu 100 Boote in nur einer Bucht ankern und alle die Insel besuchen wollen, ist es mit der beschaulichen Ruhe wohl vorbei! Wir hatten uns vorgenommen, auch den nächsten Tag auf der Ile d´Houat zu verbringen. Am nächsten Morgen sah Jörg jedoch im Wetterbericht, dass der Tag guten Segelwind bringen sollte. Das musste natürlich ausgenutzt werden. Plötzlich herrschte hektische Aufbruchstimmung im Boot. Jede angefangene Aktivität musste sofort beendet werden. Steffi war gerade dabei, den Herd zu putzen…. Aber Putzen wird ja sowieso total überbewertet! Wir machten alles klar, gingen Anker auf und nahmen Kurs auf den Golfe du Morbihan. Der erhoffte Segelwind war leider nur mittelmäßig, wir mussten zwischendurch immer wieder den Motor zur Hilfe nehmen.
Die Einfahrt in den Golfe du Morbihan ist wegen starker Strömungen auch wieder so eine Sache für sich. Man sollte den richtigen Zeitpunkt erwischen. Doch wann ist der? Jörg meinte, es wäre ideal mit auflaufendem Wasser hinein zu fahren. Anders lautende Angaben im Reiseführer hatten uns dann aber verunsichert. Die völlig verschmutzten Dieselfilter, die wir unterwegs bei einer Motorkontrolle entdeckten, machten die Situation nicht leichter. Als wir am Golfe ankamen, sahen wir dort schon von weitem die Strudel, die durch die Strömungen verursacht wurden. Etwas entnervt fuhren wir kurzerhand in den vorgelargerten Hafen, um erstmal die Lage zu checken. Obwohl der Hafen riesig war, konnten wir keinen freien Liegeplatz finden, weil viele Stege für eine Regatta reserviert waren. Der Hafenmeister wies uns an, bei einem französischen Boot längsseits fest zu machen. Wir, wie auch der Franzose, waren mäßig begeistert. Als unser Nachbar im Gespräch mitbekam, dass wir eigentlich in den Golfe wollten, wurde er immer freundlicher. Er pries uns diese Lagune als das schönste Fleckchen Frankreichs an und sagte uns auch, wann man am Besten hinein fährt, nämlich ca. 2 Stunden nach Niedrigwasser. Das wäre um 15 Uhr. Ein Blick auf die Uhr: 15:02! Na dann… nix wie die Leinen wieder los und ab in den Golfe! Wir waren froh – der Franzose auch!
Wir kamen tatsächlich unfallfrei hinein und suchten uns einen Ankerplatz. Richtig ankern kann man dort allerdings nicht so gut. Dafür gibt es aber in jeder Bucht zahlreiche Mooring-Bojen, die man – offenbar kostenlos – nutzen kann. Das ist natürlich viel komfortabler. Vor allem, wenn man, so wie wir, keine elektrische Ankerwinsch an Bord hat. Man macht einfach die Leine an der Boje fest, anstatt 50m Ankerkette abzulassen, die dann am nächsten Tag ja auch irgendwie wieder an Bord gebracht werden will.
Im Golfe du Morbihan, abseits der Biskaya, mit seinen vielen Inseln und Buchten findet man Natur und Ruhe pur. Leider war das Wetter durchwachsen, so dass die Schönheit der Natur für uns ab und zu durch einen Regenschleier verdeckt war. Aber wir konnten es trotzdem genießen, gemeinsam mit der YOKO, die sich am zweiten Tag wieder zu uns gesellte.
Auray, das charmante Städtchen im linken Seitenarm des Golfes „Rivière d´Auray“ hatte es uns angetan. Wir mussten mit dem Schlauchboot ein ganzes Stück flussaufwärts fahren, um es zu besuchen. Aber es hat sich gelohnt! Bei Sonnenschein schlenderten wir durch die kleinen Gassen mit alten Häusern, Künstlervierteln, Cafés und kleinen Lädchen. Toll! Doch als wir zurück zu BigFoot wollten, guckten wir etwas blöd aus der Wäsche. Das Wasser war weg! Wir hatten unser Schlauchboot bei Ankunft über eine Slip-Anlage an Land geholt. Nun war Ebbe und wir hatten keine Chance, das Schlauchi wieder in´s Wasser zu bringen, denn die Beton-Rampe war mit scharfkantigen Muscheln besetzt! Wie konnten wir nur die Gezeiten vergessen…???!! Na gut, da haben wir halt noch eine Runde durch´s Örtchen gedreht und uns im Restaurant einen Café gegönnt, bis der Wasserstand wieder ausreichend war.
In Auray gab es auch einen Lidl-Markt. Dieser war allerdings etwas auswärts und ohne Fahrrad nicht zu erreichen. Jörg, der Spar-Fuchs, fühlte sich am nächsten Morgen dazu berufen, noch vor dem Frühstück das Klapp-Fahrrad in´s Schlauchboot zu laden und in Auray einen Großeinkauf zu tätigen. Leider bekam er beim ersten Einkauf nicht alles, was er haben wollte, in seinen Rucksack. Und so radelte er die 30 min. vom Lidl-Markt wieder zurück zum Schlauchboot, deponierte dort den Einkauf und radelte nochmal 30 min. zurück zum Lidl, um die zweite Ladung einzukaufen. Er war erst kurz vor Mittag wieder zurück. Steffi meinte leicht irritiert, dass mind. ein Drittel der Dinge, die Jörg mitgebracht hatte, überflüssig wären. Aber immerhin haben wir günstig bei Lidl eingekauft!! 😉
Außerdem wanderten wir noch durch die schöne Botanik der Mönchs-Insel und besuchten natürlich die historische Stadt Vannes „im Herzen“ des Golfes. Mit einem prächtigen Stadttor, Befestigungsanlage, einem Schloss und vielen Fachwerkhäusern mutet Vannes sehr mittelalterlich an und versprüht ein besonderes Flair. Hier verbrachten wir zwei Tage. Auf dem großen Wochenmarkt, wo überall Leckereien zum Probieren angeboten werden, futterten wir uns ungeniert duch alle Stände und konnten so das Mittagessen ausfallen lassen, was besonders den Spar-Fuchs Hatti gefreut hat! Wenn Steffi jetzt fragt: „Was wollen wir heute essen?“ bekommt sie zur Antwort: „Auf dem Wochenmarkt!“. 😉
Der Golfe du Morbihan wurde uns vorab wärmstens empfohlen. Es hieß, man könnte sich hier mehrere Monate aufhalten. Wenn man allerdings schon einmal in den schwedischen Schären war, kann er, unserer Meinung nach, nicht mithalten. Sicherlich hat das mäßige Wetter ihn für uns auch nicht in den schönsten Farben erleuchten lassen. Also, es hat uns hier schon sehr gefallen, aber nach 6 Tagen Golfe waren wir bereit, uns wieder auf die Biskaya zu wagen!
Das Wetter wurde besser und wir konnten mal wieder segeln! Um das Glück perfekt zu machen, fing Jörg unterwegs einen großen Hornhecht! Den schmissen wir für das gemeinsame Abendessen mit den zwei Makrelen zusammen, die Andi von der YOKO unterwegs gefangen hatte. Wieder eine kostenlose Mahlzeit! Da lacht das Spar-Fuchs-Herz!
Dann passierte etwas, was wir in diesem Jahr bisher noch nicht erlebt hatten: wir kamen in einen Hafen, der uns so gar nicht gefiel: Pornichet. Riesig groß und unpersönlich, trotz der Größe bekamen wir keinen eigenen Liegeplatz, sondern mussten bei der Yoko längsseits gehen. Dafür ist er sehr teuer, bietet aber kein W-lan. Und um die Stimmung perfekt zu machen, schaut man auf eine Kulisse von unzähligen Hochhaus-Burgen. Brrrr…..! Pornichet – Jörg nannte ihn um in „Pornohafen“! Hier wollten wir schnell wieder weg.
Nach einer Übernachtung ging´s weiter nach Pornic. Es war eine kurze Strecke, daher waren wir ziemlich früh im Hafen. Wir freuten uns, dass wir noch einen Liegeplatz nahe dem Hafenbüro und den sanitären Anlagen ergatterten, so dass wir nicht jedes Mal eine Mörder-Wanderung durch den ganzen Hafen machen mussten (wie in Pornichet). Kurze Zeit später kam ein Franzose rein, der bei uns längsseits fest machte. Diesen Franzosen trafen wir nachmittags beim Bezahlen im Hafenbüro wieder. Es stellte sich heraus, dass er wohl den Liegeplatz, auf dem wir lagen, vorab telefonisch reserviert hatte. Der Hafenmeister hatte den Platz aber nicht gesperrt! Obwohl der Franzose selbst eigentlich einen ziemlich entspannten Eindruck machte, wurde am Ende beschlossen, dass wir den Liegeplatz wechseln mussten. Und nun ratet mal, wohin wir verfrachtet wurden? Richtig! An den vorletzten Steg im Hafen, gaaaanz nach hinten!! Also mal ehrlich: diese Reservierungen sind doch scheiße! Da stehst du früh auf und kommst als erster in den Hafen und am Ende wirst du doch in die hinterletzte Ecke gesteckt!
Dafür hatten wir an unserem neuen Platz aber unsere Ruhe. Und Pornic war wieder ein richtiges Schätzchen! Ein lebendiges, hübsches Städtchen mit wunderschönem Küstenwanderweg und Badestrand direkt neben dem Hafen. Wir blieben ein paar Tage und es gab wieder ein kostenloses Wochenmarkt-Mittagessen. Mit der YOKO-Crew veranstalteten wir einen zünftigen Grillabend am Strand. Es war ein richtig schöner, lauer Sommerabend, an dem es gar nicht kalt wurde und man sehr lange draußen sitzen konnte. Nach dem Essen konzentrierten wir uns auf´s Trinken. Wir saßen im weißen Sand, philosophierten über Gott und die Welt und vernichteten ganz nebenbei geringe Mengen Rotwein. Summerfeeling pur! Alles war schick. Nur als Jörg aufstand, hat ihn wohl ein unsichtbares, gemeines Heinzelmännchen immer von links nach rechts und wieder zurück geschubst! Er schwankte jedenfalls bedrohlich in alle Richtungen und rief dabei ununterbrochen: „Ich kann nicht mehr stehen, ich kann nicht mehr stehen!“. Dank Andi´s tatkräftiger Hilfe schaffte Steffi es irgendwie, ihren Captain unversehrt an Bord zu bringen.
Am nächsten Tag hatte sich das Wetter komplett geändert: alles grau in grau und den ganzen Tag Dauerregen! Das fanden wir super, denn von dem Heinzelmännchen-Geschubse war uns immer noch ganz kodderig zumute und wir wären sowieso nicht in der Verfassung für größere Aktivitäten gewesen. So pflegten wir gemütlich unseren Kater mit Lesen, Fernsehen, Schlafen, Dösen.
Nach ein paar schönen Tagen in Pornic wollten wir mal wieder eine etwas längere Strecke von ca. 30 Seemeilen zur Insel „Ile d´Yeu“ machen. Guter Wind war prophezeit und wir freuten uns auf´s Segeln! Aber wieder nix! Es wehte nur ein laues Lüftchen, das für uns nicht ausreichte, und so mussten wir mal wieder die Maschine bemühen. Die Ile d´Yeu ist auch sehr begehrt und der Hafen klein. Frühes Kommen sichert also mal wieder gute Plätze. Dieses Mal hat´s auch geklappt! Bei unserer Ankunft waren noch ein paar Plätze frei. Etwas später füllte sich der Hafen und die Boote lagen in 3er- und 4er-Päckchen. Daran werden wir uns sicher gewöhnen müssen, denn wenn so viele Segler unterwegs sind, muss man eben ein bisschen zusammen rücken! Es fördert ja auch die Kommunikation unter den Seglern! Wenn wir allerdings mitbekommen, wie unbekümmert manche, meist französische, Segler in den engen Hafengassen hin und her rangieren und auch, wenn sie mal ein anderes Schiff gerammt haben, sich freundlich winkend von dannen machen, wird uns schon manchmal etwas mulmig.

Von Brest nach Benodet

Camaret-Sur-Mer hatte an Ausflugszielen Einiges zu bieten. Mehldi konnte sich bei der Hafenmeisterin (einer Berlinerin) ein altes Fahrrad ausleihen, welches ihm zwar schnell die Grenzen seiner Kondition aufzeigte, uns aber einigermaßen mobil machte. Nach ein paar Tagen zog es uns jedoch zu neuen Ufern! Wahnwitzige 10 Seemeilen segelten wir in die Bucht von Brest, wo wir eine Nacht vor Anker lagen und uns am folgenden Morgen in den Hafen nahe des Meerwasseraquariums machten, welches wir besichtigen wollten.
Über solche Aquarien, in dem große, normalerweise wild lebende Tiere auf engem Raum gehalten werden, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Auch wir sind da mit uns nicht ganz im Reinen. zumindest machte das Aquarium den Eindruck, dass man sich alle Mühe gab, das Leben der Tiere erträglich zu machen…

Die Stadt Brest schenkten wir uns, weil sie als Industriestadt nicht so viel her gab und die Hafengebühren nicht ohne waren (immerhin bekamen wir eine Freikarte für das Aquarium, die alleine 21,- EUR kostet). Wir saßen am Vorabend 2 Stunden zusammen, um den schwierigen Törn durch das Raz de Sein bis nach Audierne zu planen. Dieses Raz ist die letzte Engstelle, die uns erwartete, wo die Tidenströme durch die Geologie so komprimiert werden, dass alle Törnführer raten, bei Stillwasser, d.h. wenn Ebbe und Flut jeweils wechseln und keinesfalls bei Wind gegen Strom, das Raz zu durchqueren. 10 Seemeilen vor dem Raz stellte Jörg dann lustigerweise fest, dass wir uns am Vortag um 2 Stunden verrechnet hatten und wir bei zunehmendem Wind genau die Situation vorfinden würden, die das Raz zu einem Hexenkessel werden lassen kann!
„Abdrehen“ hieß es!

Morgat war ein guter Alternativhafen. Hier verbrachten wir tolle, aber auch letzte Tage mit Mehldi. Insbesondere die erneute Fahrradtour wird wohl allen im Gedächtnis bleiben. Einer der berühmten „Abkürzungen“ von Hatti folgend, fanden wir uns plötzlich auf einem zugewachsenen Feldweg knöcheltief im Schlamm wieder. Jörg vorneweg meinte hinterher, er konnte den Unmut von Steffi und Mehldi körperlich im Nacken spüren! 😉

Mehldi musste wegen Streiks der französischen Eisenbahner schon am Donnerstag vor Pfingsten abreisen.

Mit einem Mal waren wir alleine!

…aber nur für ein paar Stunden. Schon zum Nachmittag trafen Ilona und Andreas mit Ihrem Katamaran „Yoko“ ein. Sie waren uns schon einige Zeit auf den Fersen und mit dem schnellen Kat war es nur eine Frage der Zeit, bis sie uns einholen würden.

Wir müssen zugeben, dass wir die letzten Wochen, im Urlaubsmodus, nicht wenig getrunken haben. Es stellte sich heraus, dass die beiden in den letzten 2 Wochen so viel getrunken hatten wie wir an einem Tag.
Oh je! Damit musste Schluss sein! Ab sofort tranken sie genau so viel wie wir! 🙂
Neee, mal ehrlich: es ist nicht leicht, mal nichts zu trinken, weil sich Gelegenheiten mit anderen Crews ständig ergeben. Aber zum einen ist es nicht wirklich toll, jeden Morgen verkatert aufzuwachen und dem Budget ist es auch eher abträglich. Deshalb versucht man, sich zusammen zu reißen. Und manchmal gelingt es auch!

Definitiv nicht betrunken waren wir, als wir mitten im Hafenbecken einen Delfin entdeckten! Er schien sich dort pudelwohl zu fühlen, tauchte direkt an unserem Steg auf und „parkte“ einen Moment neben unserem Bug. BOAHHHHH! Wie coooool!!!

Mit Ilona und Andreas verbrachten wir noch ein paar Tage in Morgat, während dieser wir u.a. in eine der Höhlen, die es hier gibt, mit dem Beiboot der Yoko hineinfuhren. Hatti musste sich eingestehen, dass ihm das doch ein wenig unheimlich war! Memme!

Dann war der Zeitpunkt gekommen, gemeinsam mit der Yoko das Raz de Sein zu durchqueren. Um 04.45 Uhr klingelte der Wecker und 15 Minuten später waren wir, noch im Dunkeln, unterwegs und konnten kurz danach einen tollen Sonnenaufgang genießen. Das Raz erreichten wir auf die Minute genau bei Stillwasser und Windstille. Die See war spiegelglatt. Puh, geschafft! In einem späteren Hafen sahen wir Bilder vom Raz, die man sich kaum vorstellen kann …und will!

Wind hatten wir während der Fahrt kaum und Hatti nutzte die Gelegenheit zum Schleppangeln. Krawumm!!! Inerhalb von 5 Minuten hatte er 2 recht große Fische am Haken. Wir sind noch am Recherchieren, was für Fische es sind! Tipps sind wilkommen!

In Audierne wollten wir eigentlich ankern, um das Geld an einer Mooringtonne zu sparen. Wir konnten jedoch miterleben, wie ein englischer Segler seinen Anker nicht mehr hoch bekam, weil dieser am Grund irgendwo verhakt war. Am Ende ließ er sein komplettes Ankergeschirr (Wert ca. 1500,- EUR) in die Tiefe rauschen und verschwand.
Ab an die Mooringtonne!

Am nächsten Morgen ging es wieder recht früh weiter nach Lesconil. Hier waren wir mit Barbara und Jean-Jacques verabredet, die das Boot Ihres belgischen Freundes Luc nach Belgien überführten und uns entgegen kamen.

So… auf dieser Fahrt war es dann so weit: Uns begleiteten 2 Delfine 10 Minuten lang, spielten um unseren Bug herum und man konnte deutlich sehen, wie sie sich auf die Seite legten, um auch uns zu beobachten. Wir waren sowas von geflasht! Darauf hatten wir immer gehofft. Das war jetzt der wahre „Delfin-Moment“!

Was für ein Wiedersehen dann mit den Freunden aus unserem Harburger Werfthafen „Peter Knief“.
Für Jörg begann das Wiedersehen sofort mit einem Tauchauftrag. Babara, Jean-Jacques und Luc sind am Vortag angekommen und sind versehentlich in das Gebiet einer Algenzucht geraten. Das Ergebnis war ein armdicker Tampen in der Schraube, den sie zwar durchschneiden konnten, aber manövrierunfähig vom Hafenmeister in den Hafen geschleppt werden mussten. Sie wussten, dass unsere „Bigfoot“ Tauchgeräte mit sich herumfuhr und warteten schon auf uns. Der Tampen war schnell aus der Schraube raus und die Aktion wurde Abends bei gutem Essen „befeiert“.
Wir alle blieben auch den nächsten Tag mit unseren 3 Schiffen noch in Lesconil. Gegen Nachmittag kam ein Fischkutter in den Hafen und unser Franzose Jean-Jacques nutzte die Gelegenheit, den Kutter um 2 KG Langustini zu erleichtern. Wir trafen uns auf dem Katamaran Yoko, weil dieser für alle ausreichend Platz bot und jeder brachte irgendetwas mit. Der Tisch war - voll von Leckereien - kaum noch zu sehen. Was Jean-Jacques jedoch zauberte, war einmalig! Als Dessert wurden uns noch Crèpes mit Caramel-Creme und Eierlikör kredenzt. Steffi sagte ständig: „Ich glaube, ich bin tot und im Himmel - Wat lecker!“
Wir lernten auch noch die französiche Redensart für solche Gelegenheiten: „Je prend mon pied“! Heißt wörtlich übersetzt „Ich nehme meinen Fuß“, bedeutet aber „Ich habe Spaß!“. Na, wenn das nicht das richtige Credo für die BigFoot-Crew ist!! 🙂

Am nächsten Tag hieß es von allen Abschied nehmen. Die Yoko wollte zu einer Inselgruppe, Babara, Jean-Jacques und Luc weiter Richtung Belgien und wir wollten in den Fluss Odet zum Ankern. Zum ersten Mal seit Abfahrt waren wir komplett alleine. Zudem auch noch in einem Flussabschnitt, in dem kein Mensch zu sehen war! Komisches Gefühl. Aber schon am nächsten Tag lag die Yoko wieder neben uns im Fluss. Yipeeeeh!

Weiter Richtung Süden

Mehldi kam, wir sahen, wir segelten!

Es ging tatsächlich weiter! Die nächsten Tage sollten wir so fantastisches Wetter haben, wie wir es in 2017 nieeee hatten. Mehrere Tage Wind aus Nord/ Nordost und Sonnenschein. Wir fragten uns, ob wir noch im richtigen Land waren…

Der Reihe nach:

Die erste Strecke betrug nur 10 Meilen nach Saint Quay Portrieux. Hier mussten wir wegen des Durchzugs einer stürmischen Kaltfront einen Tag länger bleiben. Und das war auch gut so! Nach dem ersten Segeltag fühlten wir uns berufen, das vorangegangene Segelerlebnis zu feiern. Bis um 03.30 Uhr grölten wir You Tube Lieder der 70er und 80er: Jürgen Marcus, Frank Sinatra, Bon Jovi, John Denver und andere, an die wir uns nicht erinnern können.
Am nächsten Morgen hatten alle einen Kater vom Singen und/oder Trinken, woraufhin Steffi meinte: „Heute Abend singen wir aber weniger!“

Am nächsten Segeltag wurde die Strecke dann schon verdoppelt. Wir kreuzten zur wunderschönen Insel Ile de Brehat, vor der wir, auch das war ein Novum, die Nacht vor Anker verbrachten.

Die Folgetage ging es so weiter. Wir machten unheimlich Strecke bei bestem Wetter, ohne in Stress zu geraten. Die Strömungen wurden zum Westausgang des Englischen Kanals von Tag zu Tag deutlich schwächer und damit auch der Tidenhub. Wir liefen schöne kleine Häfen an und passierten u.a. den Leuchtturm „Phare du Four“, der durch seine Bilder im Sturm bekannt geworden ist.

Und kaum sind wir los gesegelt, waren wir auch schon in Brest!!!

Der Englische Kanal ist geschafft!!! Wir haben eines der schwierigsten Seegebiete dieser Erde hinter uns!
Hier beträgt der Tidenhub nur noch 2-4 Meter und es ergeben sich von nun an viele Ankermöglichkeiten. Dies wird die Bordkasse unheimlich schonen. Zwar sind in den nächsten Tagen mehrere Tiefdruckgebiete mit wechselhaftem Wetter im Anmarsch, was aber nicht stört. Wir liegen im Hafen von Camaret Sur Mer und am Schiff gibt´s Einiges zu basteln und die Gegend gibt einige Möglichkeiten zum Wandern und Fahrrad fahren her.

Wohin es von nun an weiter geht, werden wir in den nächsten Wochen entscheiden…