Costa de la Muerte – Die Küste des Todes

…lag vor uns!
Wer den Skipper kennt, denkt, Hatti müsste eigentlich schon seit Tagen wie ein aufgeschrecktes Huhn durchs Schiff laufen, um alle Systeme wieder und wieder zu checken.
Falsch gedacht! Im Gegenteil! Er war die Gelassenheit in Person. Mit dem Wissen, dass die olle Biskaya geschafft war und man den Rest des Jahres bleiben kann wo man will, kehrte Ruhe in die Schissbüx ein!
Der „Rest des Jahres“: Nach dem miesen letzten Jahr war Hattis Minimalziel Brest! Nun sind wir (glücklicherweise) über das Ziel hinausgeschossen und haben La Coruna erreicht. Für uns war das irgendwie ein Meilenstein und wir fangen an, uns in dieser Gegend nach einem Überwinterungsplatz umzuschauen. Galizien ist einfach zu schön, um jetzt an den Rias und dem Nationalpark vorbei zu düsen, um nach Portugal zu kommen und die Algarve anzusteuern. Für die letzten 80 bis 90 Meilen haben wir 3 Monate Zeit. Das nimmt dem alten Salzbuckel (Hahahaha!) Dampf vom Kessel.
Zusammen mit der Yoko machten wir uns früh morgens auf den Weg von Ferrol zum Zwischenziel Muxia. Wir brauchten beim Aufklarieren etwas länger, weil wir uns mit dem Anker eine alte, auf dem Grund liegende Kette eingefanngen haben. Von Wegen Todesküste! Es herrschte die ganze Fahrt über Windstille und wir mussten motoren. Erstmalig wurden wir den ganzen Tag von riesigen Delfinschulen begleitet. Was für ein Erlebnis! Als wir kurz vor der Bucht von Muxia dachten „mehr geht für diesen Tag nicht“, tauchte nur 20 Meter neben uns ein Grindwal in Schiffsgröße auf. Steffi schossen sofort die Tränen in die Augen und Hatti bekam den Mund nicht mehr zu! Wow!
In der geschützten Bucht von Muxia blieben wir ein paar Tage um zu wandern, zu feiern und um ein gutes Wetterfenster für das schwierigste Stück der Costa de la Muerte abzuwarten, das Kap Finisterre. U.a. lernten wir hier Christian aus Köln kennen, der sein Schiff hier überwintern lässt. Christian ist einer der wenigen Medizinmänner in Deutschland und ging bei einem Medizinmann der Sioux in den USA „in die Lehre“. Wir waren beeindruckt von den Ein- und Ansichten von Christian, wollten nur ein paar Minuten bei ihm auf dem Schiff bleiben (er wollte am nächsten Morgen nach Hause fliegen), blieben dann aber viele Stunden und ließen uns verzaubern 🙂
Dann kam „unser“ Wetterfenster, welches aber nicht wirklich eines war. Christian warnte uns noch: „Bei all meinen Passagen am Kap Finisterre vorbei, passierte irgendeine Scheiße!“
Die Wetterprognosen für diese nur 25 Meilen lange Etappe beschrieben den Küstenabschnitt recht gut:
Regelmäßige Windvorhersagen von 10 bis 15 Knoten, in Böen aber über 30, innerhalb kürzester Strecken und Zeiten variierend (Wetterwelt von Meeno Schrader passte mal wieder wie Arsch auf Eimer) und immer wieder Nebel lassen einen wissen: Hier kann alles kommen! Zahlreiche Schiffswracks und allein die Namensgebung der Küste lassen den Blutdruck steigen.
Nun war aber wirklich alles geschafft, was für uns in diesem Jahr zu schaffen war. Das Kap Finisterre lag hinter uns! In der Nähe gab es schöne Ankerbuchten, in denen wir ein paar Tage blieben und wir kraxelten zusammen mit Ilona und Andy von der Yoko den Monte Pindo hinauf. Tolle Tage bei bestem Wetter!

Neues Jahr, neues Glück

Long time no hear. Aber nu sind wir wieder on air!

Ein Rückblick auf die letzten 6 Monate:

Auch im November konnten wir das Leben in Frankreich noch genießen, denn die Ausflugsziele waren noch lange nicht erschöpft. Natürlich wollt ihr wissen: sind die Ersatzteile rechtzeitig angekommen? Jaaaaaa! Hat es etwas genützt? Neiiiiin!! Der neue Öldruck-Schalter konnte den Alarm leider nicht beseitigen! Trotzdem piept es nicht mehr! Warum? Weil Jörg zufällig an ein Kabel gekommen ist, welchem wir vorher keine Beachtung geschenkt hatten. Wir hätten uns die Warterei also sparen können, denn es war nur ein schnöder Wackelkontakt! Aber schließlich hieß es mal wieder „Ende gut, alles gut“!

Anfang Dezember kehrten wir nach Hamburg zurück und stiegen gleich voll in den Weihnachtsbaum-Verkauf bei Jörg´s Eltern mit ein. Ein paar Bäumchen verkaufen und nebenbei glühweinschlürfenderweise mit Nachbarn, Bekannten, Freunden und Kunden Klönschnack halten – genau unser Ding!

Wie es sich gehört, verbrachten wir die Weihnachtstage dann in Familie und die Silvesternacht in netter Runde bei Freunden. Natürlich war das jeweils wieder mit ausgiebiger Nahrungsaufnahme verbunden. Zum Glück musste Jörg vorerst nicht tauchen, denn der Neopren-Anzug ist schließlich nicht bis in´s Unendliche dehnbar…

Im Januar wurde es dann wieder spannend: mit dem Flieger ging es nach La Palma. Wir hatten schon berichtet, dass wir dort im Haus unseres Freundes Lutz wohnen konnten. La Palma – was sollen wir sagen? Es war großartig!! Eine Terasse mit wunderschönem Meerblick, tolles Wetter, beeindruckende Landschaften, entspannte Menschen, Baden im Atlantik, Fisch satt, Bier in der Kneipe für 1 €, Karneval, und sogar Sturm mit meterhohen Wellen. Auch die Woche, in der Lutz „zu Besuch“ kam und wir gemeinsam in seinem Haus Urlaub machten, haben wir sehr genossen! Wir fühlten uns so wohl auf der Insel, dass wir mit dem Gedanken spielten, das kleine Nachbarhaus, welches dort zum Verkauf steht, zu erwerben. Jörg war schon kurz davor, dem Makler die Scheinchen auf den Tresen zu legen, aber Steffi konnte ihn gerade noch stoppen. Schließlich heißt der vorrangige Plan ja nach wie vor erst einmal „SEGELN“!!

Als wir Anfang März ganz beflügelt wieder in Hamburg eintrafen, änderte sich die Stimmung schlagartig. Warum?

1)Es war kalt
2)Unserer Katze, die inzwischen bei Jörg´s Eltern lebte, ging es ziemlich mies
3)Steffi hatte sich auf La Palma am Strand das Knie verdreht und einen Meniskus- und Bänderanriss zugezogen
4)Ein geplanter Check-up bei Jörg ergab auffällige Blutwerte. Ursache unbekannt
5)Es war kalt

 

Und so waren wir hauptsächlich mit Arztterminen beschäftigt. Tierarzt, MRT, CT, Unfallarzt, Hämatologe usw. Wir versuchten, wegen der Blutwerte nicht in Panik zu geraten. Da Jörg in solchen Situationen ja bekanntlich nicht gerade vor Optimismus sprüht, gelang dies allerdings nur ansatzweise. Letztendlich haben sich die Problemfälle wie folgt entwickelt:

1)Es wurde etwas wärmer
2)Die Katze musste leider eingeschläfert werden. Eine sehr traurige Angelegenheit. Aber sie war nicht mehr die Jüngste… irgendwann ist es halt so weit
3)Eine Knie-Bandage und ein paar Termine Krankengymnastik bewirkten eine deutliche Besserung
4)Nach einigem Hin und Her und viel Aufregung kam die erlösende Nachricht: die erhöhten Werte sind harmlos und haben keinerlei Bedeutung! Uff…… da fielen uns ganze Gebirge vom Herzen. Wieder einmal konnten wir sagen: „Alles wird gut!“
5)Siehe Punkt 1)

Nachdem also nun alle Baustellen weitestgehend behoben waren, machten wir uns bereit für die Rückkehr in die Bretagne, denn wir hörten BigFoot schon sehr laut nach uns rufen! Jörg´s Eltern übernahmen dieses Mal den Fahrdienst und wir fuhren zu viert plus Hund mit dem kleinen Wohnmobil Richtung Frankreich. Nach 3 Tagen Sightseeing fuhren Inga und Udo dann weiter und wir machten uns daran, BigFoot für die neue Saison klar zu machen. Der Moosbewuchs wurde abgeschrubbt, Segel aufgezogen, elektronische Geräte wieder angebaut, lackiert, geputzt und gewienert! Schön sah er wieder aus! Jetzt nur noch mal routinemäßig alle Geräte checken und dann sind wir bereit für die Weiterfahrt! Oder?! Äääähhhh….nein…das wäre ja zu einfach! Beim Check stellten wir fest, dass unser Radar nicht funktioniert! Was soll das denn? Es lief doch letztes Jahr noch! Jörg überprüfte alles Mögliche, konnte den Fehler aber nicht finden. Nachdem wir mehrere Experten vor Ort konsultiert hatten, lief es auf das Unvermeidliche hinaus: wir brauchen ein neues Radar!! Gibt es gerade zum Schnäppchenpreis von 1.500,- EUR. Fantastisch – wir sind noch nicht einmal aus dem Hafen raus gefahren, aber schon flattern uns die Tausender wieder aus der Tasche. Wir sollen wohl bloß nicht auf die Idee kommen, dass es dieses Jahr einfacher laufen würde als im letzten Jahr. Willkommen zurück im Segel-Alltag…

Ohne Radar weiter zu fahren, war für uns aber keine Option, da man hier zu dieser Jahreszeit häufig mit dickem Seenebel rechnen muss. Also beißen wir in den sauren Apfel. Jörg´s Kommentar: „jetzt will ich die nächsten 2 Wochen aber auch jeden Tag Nebel haben!“

Just nachdem das neue Radar erfolgreich eingebaut war, kam die nächste Überraschung: Steffi entdeckte Wasser unten im Schiff! Ein Leck??!! Sofort stieg der Adrenalin-Spiegel wieder und vor dem inneren Auge lief das mögliche Szenario ab: Boot aus dem Wasser, Roststelle raus schneiden und neu wieder zu schweißen, das Ganze dann mit den diversen nötigen Farbschichten versehen, Boot wieder in´s Wasser. Das hätte alles natürlich Geld und auch eine Menge Zeit gekostet. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass die Pfütze von einer undichten Stelle an der Spüle herrührte! Once again: „Ende gut, alles gut!“

Schließlich waren wir bereit, weiter zu segeln. Den Anfang müssen wir auch nicht allein machen: Unser Freund Jörg Mehldau kommt für 3 Wochen zu Besuch und wir hoffen, gemeinsam weiter Richtung Süden zu kommen.

 

Ein kleines Résumée der letzten 10 Monate:

Wie ihr alle wisst, ist der erste Teil unserer Reise nicht ganz so verlaufen, wie wir es uns gewünscht hätten. Es gab mehr Stolpersteine, als uns lieb war. Trotzdem: die meisten Probleme waren am Ende nicht so schlimm, wie anfangs befürchtet und irgendwie hatte jede Schwierigkeit auch ihre gute Seite.

Auch wenn wir nicht so weit gekommen sind, wie geplant, sind wir doch an einem wunderschönen Fleckchen Erde gelandet und schließlich haben wir es auch geschafft, unsere Zeit dort zu genießen.

Das Leben an Bord ist genau unser Ding. Auf engstem Raum haben wir alles untergebracht, was wir zum Leben brauchen. Reduktion und ein klein wenig Organisation ist das Motto.

Jedoch gibt es auch einen Alltag. Dinge wie Einkaufen, Wäsche waschen wollen erledigt werden. Ohne Waschmaschine und meistens ohne Auto sind solche Sachen häufig zeitraubender als man denkt. Wir liegen bisher weit unter unserem veranschlagten Monatsbudget von 2.000,- Euro. Die ganz großen Reparaturen und Instandsetzungen am Schiff gab es bisher aber noch nicht.

2.000,- EUR hört sich viel an? Ist es nicht! Wir haben gern noch ein Netz unter uns, weshalb Versicherungen, Rente, Krankenkasse (manche sind tatsächlich ohne unterwegs) weiter bezahlt werden wollen. Bisher waren wir auch jeden Tag auf einen Liegeplatz im Hafen angewiesen. Kosten ca.950,- EUR/Monat!!!

Es wird also jeder Euro umgedreht. Essen gehen wir so gut wie nie und Lebensmittel werden never ever weggeschmissen. Es wird gegessen was da ist und eingekauft, was günstig ist.

Es ist für uns eine große Befreiung, nicht mehr arbeiten zu müssen. Wir haben keine Termine, können unsere Tage frei gestalten und schlafen gut, anstatt nachts über irgendwelche Probleme bei der Arbeit zu nachzugrübeln. Insgesamt fühlen wir uns wesentlich entspannter als vor Beginn der Reise. Wir konnten viele neue Eindrücke sammeln, neue Freunde gewinnen und unseren Horizont erweitern.

Wir haben uns besser kennengelernt und die Erfahrung Reiseziele nicht zu erreichen war, im Nachhinein, sehr wichtig, weil wir lernten, dass trotzdem immer Gutes dabei heraus kommt. Es braucht halt nur manchmal etwas länger, bis man es erkennt.

Jeder Step weiter eröffnet einem sooo viele neue Möglichkeiten! Warum dann nur den einen Weg im Auge behalten, weil man diesen mal irgendwann bei Abfahrt geplant hat?

Es ist unsere Reise – sie ist einmalig – und nicht abhängig von Orten – Basta Pasta!!!

Entsprechend positiv schauen wir nun in die Zukunft.

Heimaturlaub

Zurück in Hamburg! Es war schon ein bisschen komisch, wieder in der Heimat zu sein. Alles war vertraut und doch gleichzeitig ungewohnt. Schnell machten wir es uns aber im Zimmer bei Jörg´s Eltern gemütlich, in dem wir unsere Klamotten im ganzen Raum verteilten.

Zum Auftakt feierten wir den 80. Geburtstag von Steffi´s Mutter: ein gelungenes Fest, wo ordentlich geschnattert, gelacht und geschlemmt wurde! Dann folgte ein wahrer Dating-Marathon! Wir waren jeden Tag, zum Teil mehrfach, verabredet. Es wurde wieder ordentlich geschnattert, gelacht und vor allem geschlemmt!  Ob Frühstück, Grillen (Jörg war im 7. Himmel), Muscheln, Raclette, etc. pp.…. wir wurden nach Strich und Faden verwöhnt und gemästet. Jörg hat in dieser Zeit 4 Kilo an Gewicht zugenommen! Aber das war es wert, denn wir haben uns soooooo gefreut, alle Verwandten und Freunde wieder zu sehen!! In 16 Tagen hatten wir 20 Verabredungen und trafen knapp 60 Leute!

Schwuppdiwupp waren die zwei Wochen auch schon wieder um und wir stiegen in´s Auto, um zurück nach Frankreich zu fahren. In Remscheid legten wir eine Kaffeepause bei Steffi´s Cousine ein und in Bad Münstereifel durften wir bei unseren Freunden Gudrun und Herbert übernachten. Wieder wurde viel geschnattert, gelacht und…seufz…..geschlemmt! Back to BigFoot

Nach 14 Stunden Fahrt erreichten wir Sonntag nacht um 0:30 St. Brieuc. Natürlich mussten wir erst mal pipi. Um die Toilette in Betrieb nehmen zu können, müssen die Seeventile für das Spülwasser geöffnet werden. Knacks, hatte Jörg den abgebrochenen Hebel in der Hand und die Toilette konnte nicht benutzt werden! Steffi beschlich der Verdacht, dass es Jörg ohne Zwischenfälle einfach zu langweilig ist! Wir verschoben die Lösung des Problems auf den nächsten Tag und fielen in die Kojen.

Wir waren also wieder an Bord und hatten mal wieder etwas zu reparieren. Inzwischen bringt uns das aber nicht mehr gleich aus der Fassung. Ein leichter Anflug von Panik beschlich uns allerdings, als Jörg bemerkte, dass das Schiff für den Ventilwechsel eventuell aus dem Wasser gehoben werden müsste. Das hätte Aufwand und einige Kosten verursacht, auf beides hatten wir keine Lust! Daher suchten und fanden wir eine alternative Lösung! Jörg schlüpfte in seinen Neoprenanzug – zum Glück war dieser dehnbar genug, um die zusätzlichen 4 Kilo zu verzeihen – und bewaffnete sich mal wieder mit Taucherbrille und Schnorchel. Der Bordauslass wurde von außen mit einem sehr starken Magneten verschlossen, so dass wir drinnen ohne Wassereinbruch das Ventil wechseln konnten- ein Ersatzventil hatten wir glücklicherweise an Bord. Unsere Taucherausrüstung hat sich auf dieser Reise ja schon ein bisschen bezahlt gemacht, aber wir hoffen doch, dass wir zukünftig zur Abwechslung mal mit Schildkröten und bunten Fischen tauchen können, anstatt nur verstopfte Scheißhausabflüsse frei zu pümpeln und Seeventile zu wechseln!

Damit BigFoot für den kommenden Winter gerüstet ist, haben wir ihm aus einem alten ausrangierten Segel eine neue Plane geschneidert! So sollte er gut gegen Regen, Schnee und Wind geschützt sein. Jörg ist – zu Recht – so stolz auf sein Werk, dass die neue Plane mehrere Tage drauf bleiben musste, obwohl das bedeutete, dass wir uns nur kriechender Weise auf dem Boot bewegen konnten.

Nun genießen wir aber wieder ganz entspannte Tage bei schönem Spätsommer-Wetter. Per Auto und Fahrrad erkunden wir weiterhin die tolle Gegend, es gibt ja noch soooooo viel zu sehen und zu entdecken! Damit die Hosen nicht mehr so kneifen, haben wir die ersten Tage das Essen und Trinken auf ein Minimum reduziert und jeden zweiten Tag wird gejoggt! Als Anfänger-Jogger muss man hier allerdings starke Nerven haben. Der Hafen befindet sich anscheinend mitten in einem Jogger-El Dorado. Jeden Tag flitzen hier unzählige megasportliche Damen und Herren in einer affenartigen Geschwindigkeit an uns vorbei, dass einem schwindelig wird! Bei unserer Laufrunde werden wir grundsätzlich von allen anderen Joggern überholt. Ganz besonders deprimierend war es neulich, als wir einen Läufer zweimal trafen: das erste Mal kam er uns beim Joggen entgegen, das zweite Mal lief er an uns vorbei, als wir schon wieder aus der Dusche kamen! Und er hatte nichts von seinem Tempo eingebüßt! Die sind hier doch alle gedopt!

Unsere Pläne für die nächsten Monate haben sich inzwischen auch konkretisiert: wir werden noch bis Anfang/Mitte Dezember hier in St. Brieuc bleiben, dann geht´s erst einmal wieder nach Hamburg, wo wir Jörg´s Eltern beim Tannenbaum-Geschäft unterstützen und mit der Familie Weihnachten feiern wollen. Mitte Januar fliegen wir dann nach La Palma! Wir haben das tolle Angebot erhalten, eine Weile im Ferienhaus unseres Freundes Lutz verbringen zu dürfen – das konnten wir einfach nicht ausschlagen. Das Großartige ist, dass wir bislang nur den Hinflug gebucht haben und dann einfach schauen, wie lange wir dort bleiben. Wir freuen uns schon riesig! Hoffentlich ist BigFoot nicht beleidigt, weil wir jetzt erst einmal ohne ihn die Kanaren besuchen…

Ach ja, da war doch noch was: wir warten immer noch auf Ersatzteile!! Nachdem uns der französische Händler, bei dem wir den Öldruckschalter bestellt hatten, überhaupt keinen Liefertermin nennen konnte, haben wir den Auftrag dort storniert und das Ersatzteil zum halben Preis neu im Internet bestellt. Außerdem haben wir Teile für die tropfende Kühlwasserpumpe geordert. Geliefert werden soll  alles jetzt Anfang November. Wir hoffen also, dass wir die kostbare Ware bald in den Händen halten und die Motorprobleme möglichst noch vor unserer Rückkehr nach Hamburg lösen können!

Es ist soweit: 04.06.2017 / 15:20 Uhr

Seit 2009 haben wir auf diesen Moment hingearbeitet. Jetzt ist er da und uns ist überhaupt nicht zum Feiern zumute.

Das Wissen um all die tollen Menschen, die man zurücklässt, macht es uns schwer abzulegen, aber die Kattwykbrücke öffnet um 16.00 Uhr für uns und es gibt nun kein Zurück mehr.

Die Abschiede hatten es in sich. Insbesondere der Abschied von Jörgs 93-jähriger Oma hat uns alle fast zerrissen.

Das Richtige fühlt sich gerade soooo falsch an!!!!

Aber wie gesagt, die Leinen sind los und auf geht´s!

…bis Wedel! 🙂

Mit den Eltern wollten wir die ersten Meilen machen und wurden von mehreren Schiffen noch ein Stück begleitet. Hinzu kam die „Flow“, die gemeinsam mit uns auf Langfahrt geht, jedoch noch in Finkenwerder wegen Reparaturarbeiten an den Kranhaken muss. Die Elbe war ordentlich ruppig, aber bis Wedel war es nicht weit und Jörg´s Vater hatte ein Leuchten in den Augen, weil er wieder Lust aufs Segeln bekam. In Wedel legten wir, dank der Besatzung, ein perfektes Anlegemanöver hin und gingen ein letztes Mal zusammen essen. Über die letzte Verabschiedung schreiben wir mal nix. Schnief!!!

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.

Bevor wir die Leinen los werfen können, ist aber noch Vieles zu erledigen. Zunächst einmal muss das Boot in´s Wasser. Immer wieder schön ist der Moment, wenn man feststellt „es schwimmt“!! Ein Segelboot ist kein Segelboot, so lange der Mast nicht gestellt wurde. Auch das lässt jedes Mal den Blutdruck ansteigen. Natürlich wurde wieder etwas vergessen, so dass Steffi nachträglich den Mast erklimmen musste. Mutprobe bestanden!

Schließlich ging das Geschleppe wieder los. Alle Bootssachen, die im Winter auf dem Dachboden gelagert waren, mussten eingeräumt und angebracht werden. So fanden Segel, Klappräder, Geräteträger, Windgenerator, Radar, Schlauchboot, Tauchausrüstung etc. wieder ihren Platz an Bord.

Jörg hat nochmal „eben schnell“ ein Funkzeugnis erworben. Er ist jetzt stolzer Besitzer des LRC (Long Range Certificate). Herzlichen Glückwunsch! 🙂

wir werden langsam nervös

Unbarmherzig rückt der Abfahrtstermin näher und man ist sich seiner Gefühle nicht sicher: Freude, Angst, gestresst, niedergeschlagen, den Tränen nahe (nur ein kleiner Auszug aus der Gefühlspalette).
Obwohl wir schon mehrere Jahre planen wird es auf den letzten Metern, wie immer, nochmal eng. Zumal der Start jobbedingt ein paar Jahre früher kommt, als gedacht.

Es waren/sind sooo viele Dinge zu erledigen:

Das Schiff brauchte noch Streicheleinheiten mit Flex, Schweißgerät, Hammer und Pinsel.
Wir mussten uns von unseren Arbeitgebern trennen. Steffi war 13 Jahre und Jörg 17 Jahre im Job. Hier müssen wir beide dem starken Reiz widerstehen, uns ein wenig über die letzten Jahre im Job auszulassen. Und belassen es auch dabei…es würde…neee! Ich halte meine Klappe!
Versicherungen mussten geregelt werden, Testament und Vollmachten wurden angefertigt, Seeschiffsregistereintrag, Impfungen, Autoverkauf, Homepage undundund.
Insbesondere unserem Verwandten- und Freundeskreis wollten wir noch viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Wir hoffen es ist uns gelungen! Oft drehten sich die Gespräche um unsere Reise und ein Blick in die Runde sagte uns, dass wir diese Menschen schon bald für lange Zeit nicht wieder sehen werden.
Hinter Brunsbüttel beginnt für uns Terra Incognita! Seekarten und Revierführer wurden, wenns ging, gebraucht im Internet gekauft. Gebraucht? Der eine oder andere mag, ob des veralteten Kartendatums, aufhören. Wir nutzen die Seekarten jeweils nur als Backup für den Fall, dass die Elektronik ausfällt und damit auch der Kartenplotter.
Unsere Fotoausrüstung wurde aufgepimpt, neues Laptop, neue Rettungswesten, Handys, Ersatzteile für das Schiff… Ey!!!! Jeder hielt die Hand auf! Für das Geld, was kurz vor Abfahrt über den Tresen ging, kann man sich Schiffe kaufen!
Wenn wir untergehen, dann im Luxus!

Die Abschiedsparty will natürlich auch vorbereitet sein.