Die Villa Kunterbunt alias Windschief nimmt Form an

Diese Wintersaison muss unser Schiff alleine klar kommen. Alt genug ist es ja. Wir wollen in diesem Winter unser Hausprojekt abschließen. Dieses Hin und Her mit Werkzeugen, Baumaterialien und großem Anhänger… nur um dann mal wieder für ein paar Wochen in baustaubgeschwängerten Räumen erfolglos den Ehepartner und das Bier zu suchen – Nö, es reicht! Endspurt!!!Die Fahrt nach Portugal verlief schnell und unproblematisch. Immer wieder wollte Hatti als Beifahrer Steffi an seinem umfangreichen Fachwissen in Sachen Autofahren teilhaben lassen. Unaufgefordert! Ja, da ist er selbstlos und unermüdlich. Erst unter Boykottandrohungen und Singen von Protestliedern hielt er die Klappe!

Am Haus angekommen erwartete uns eine in freundlichem mausgrau gehaltene Fassade. Während unserer Abwesenheit hat Paulo unser gesamtes Haus verputzt. Paulo – der erste zuverlässige portugiesische Handwerker, der uns bisher begegnete, auch wenn er, wie wir später erfuhren, am Ende der Arbeiten und kurz vor unserer Rückkehr mit Frau und Kindern anrücken musste, um die Arbeiten rechtzeitig abzuschließen.

Das Wetter ließ einen Anstrich während der ersten drei Wochen nicht zu. Egal, es gab genug zu tun:

* Einziehen neuer Deckenbalken im Wohnzimmer – Check
* Schließen der Decke mit Rigipsplatten, Isolieren mit 100mm Steinwolle und verlegen von OSB Platten auf dem Dachboden – Check
* Strahler einbauen – Check
* Regenrinnen montieren – Check
* Klimaanlage mit Innen- und Außengerät montieren – Check
* Fliesenschild mit im Wald gefundenen Fliesen in der Küche gefliest – Check
* Fliesenschild im Ofenbereich gefliest – Check
* Einbau Kaminofen mit isolierten Rauchgasrohren
* Stahlträger der Deckenabstützung mit Querträgern verstärkt – Check
* Austausch des alten Fensters im Werkzeugschuppen – Check

Dann endlich tat sich ein kurzes Wetterfenster für den Fassaden-Anstrich auf. Grundierung-Farbe-Farbe! Dreimal mit Leitern und mit Rolle und Pinsel bewaffnet ums Haus turnen. Hinzu kam, dass wir uns mutig für eine andere Farbgebung als vorher entschieden und mit zwei verschieden Farben hantierten. Fünf Tage à 11 Stunden brauchten wir, um dem Haus ein 700,- EUR Facelifting zu geben. Nur zwei Tage später fing es an zu regnen.

Bevor wir zu Steffi´s Geburtstag Besuch von anderen Seglern (Uwe und Schwester Renate, Raz und Silke und Jens) bekamen, wurden noch flugs Vordächer und Außenbeleuchtungen montiert.

Witzig, einen Geburtstag im Ausland zu feiern. Durch unsere Reise haben wir so zahlreiche und in Europa verstreute Freundschaften geschlossen, dass man, egal wo man gerade ist, ganz normal einladen kann. Irgendjemand kommt immer. Bei Lagerfeuer und ausreichendem Bier- und Fleischkonsum verbrachten wir Steffi´s Geburtstag.

Der Besuch reiste wieder ab und wir fliesten und verfugten in zwei Tagen den Küchenbereich. So langsam sind wir in der portugiesischen Einkaufsart angekommen. Fast immer fragen wir nach einem Discount und beim Kauf der ziemlich teuer erscheinenden Fliesen brachte uns die Frage 40 % Preisnachlass.

Und dann begann die letzte große Scheißarbeit. Schlaf- und Gästezimmer wollten neu verputz werden, alte Decken raus, neue rein! Meine Fresse! Was für eine Kacke!
Das hält man nur durch, wenn man es schnell hinter sich bringt! Mit 16 Tagen dauerte es länger als gedacht, obwohl morgens um 07.00 Uhr der Wecker klingelte und die Arbeiten erst unter Baustrahlerbeleuchtung abends ein Ende fanden. Viel Elektrik und eine Wand, deren oberste Steinreihe locker war, machten alles etwas komplizierter.

Der alte, sandig-muffige Putz kam runter und wurde hinten im Garten als Terrassenrampe zweckentfremdet. Der Transporter wurde mehrmals mit insgesamt 80 Säcken Zement und Putzmörtel beladen. DAS SIND 2.000 KILOGRAMM!!! Zusammen mit dem Sand wurden in zwei Schichten ca. 2,5 Tonnen Material an die Wände geklatscht.

Das Herunterreißen der alten Decken brachte 80 Jahre alte Staubschichten und Kadaver längst ausgestorbener Insekten zum Vorschein. Wir können nur hoffen, dass die Hauserbauer damals zu wenig Geld hatten, um auf die damaligen hochpreisigen, mit Asbest versetzten Baumaterialien zurückzugreifen.

Wir gönnten uns nur einen Tag Pause, an dem wir nach Lissabon fuhren, um in einem Beratungstermin unsere Küchenplanung abzuschließen. Die Küche wird im Januar geliefert.

Wir sind so froh, diese Arbeit abgeschlossen zu haben. Wer sowas noch nicht gemacht hat, wird kaum nachvollziehen können, wie es ist, sich schon morgens beim Aufstehen auf das Bett zu freuen, das man gerade widerspenstig verlässt. Wer sowas schon einmal gemacht hat wird denken „Die haben sie also auch nicht mehr alle…!“
Der anstehende Austausch der alten Holzfußböden erschien uns im Vergleich wie der Ponyritt auf einem Kinderbauernhof!

Es schlossen sich Kleinigkeiten wie weitere Elektroinstallationen, der Ausbau der Schlafniesche auf dem Dachboden, Kauf und Vorbehandlung von Bodendielen und Installation der Satelittenanlage an.
Als endlich die alten Holzfußböden angegangen wurden, gab es noch einmal ordentlich Dreck und Staub im Haus.

Bei Kauf des Hauses gingen wir fest davon aus, dass unter den alten Dielen irgendwo der Familienschatz unserer Vorbesitzer auf uns wartet oder besser noch, der heilige Gral der hier ehemals ansässigen Kreuzritter.

Dieser noch anstehende Fund spielt eine nicht unerhebliche Rolle bei der Finanzierung unserer Immobilie. Nachdem die Fußböden des Gäste- und Schlafzimmers neben den Grundmauern aus Römerzeit nur den Muff vergangener Jahrzehnte offenbarten, kommen bei Steffi erste Zweifel auf, dass Hatti´s Versprechen von einem Leben in Luxus mal wieder nix als heiße Luft war. Nun… alle Hoffnungen liegen jetzt unter dem Fußboden des Wohnzimmers begraben, der im Frühjahr rauskommt.

Schön war, dass sich durch all die Arbeiten bei Hatti erste Anzeichen für die Rückkehr von sowas wie einer Hüfte bemerkbar machen. Man wollte schon nicht mehr daran glauben.

Nicht schön ist, dass sich diese Anzeichen kurz nach Weihnachten aufzulösen scheinen …in heiße Luft!

4 Gedanken zu „Die Villa Kunterbunt alias Windschief nimmt Form an“

  1. Ihr Lieben, Mannomann, das sind ja wieder Wahnsinnsbilder Von Eurem Haus! Ich ziehe den Hut vor Euch, Ihr seid sooo fleißig! Aber eines Tages habt Ihr es geschafft und könnt die Früchte Eurer Arbeit genießen! Ja, und vielleicht findet Ihr doch noch ein verstecktes Goldstück unter den Trümmern, es wäre Euch zu gönnen!:-) ES ist schön zu sehen, dass Ihr bei all Eurer Arbeit noch Zeit für Freunde habt und ab und zu Euch eine Auszeit gönnt, das muss sein. Ihr wirkt bei allem stets fröhlich und das finde ich toll. Liebe Steffi, lieber Jörg, ich wünsche Euch für das neue Jahr ganz viel Gesundheit und Durchhaltevermögen. Passt gut auf Euch auf. Viel Glück! 🙂

  2. Moin,
    ihr seid soooo fleissig und schreibt einen tollen Blog, immer wieder schön 🙂
    So langsam kommt ihr an die Reimanns ran (kennt ihr, oder ?)…Die haben es tatsächlich mittlerweile hinbekommen mit dem Reichtum…nach Texas und Hawaii denken sie über Costa Rica nach (glaube ich, verfolge das nicht mehr so). Wahrscheinlich haben die den Gral gefunden 😉
    Egal, ihr kriegt das auch hin, ich glaub dran 🙂
    Einstweilen wieder best wishes/alles Gute an Euch, LG Berti

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