Auf dem Weg in´s Sommerlager: Gestampfe und eine Elfe im Anflug

Es ist soweit! Wir machen uns auf gen Osten.

Während wir uns langsam mit dem Gedanken abfinden müssen, bald wieder aus dem Wasser zu kommen, beginnt für viele Segler gerade die Saison 2022 und es finden sich immer mehr Boote in der Algarve ein. Auch der Tourismus nimmt hier in Portugal Fahrt auf. Komisch, heute gingen wir zusammen mit einer Touri-Gruppe an den Strand und fühlten uns völlig gestört von diesen „Menschenmassen“!

Wir warteten zusammen mit Dirk und seiner „Morian“ lange auf einen vielversprechenden Segeltag und griffen bei der Auswahl des Tages in die Sch… Nachdem BigFoot von einer Gartenlaube vor Anker, in mehreren Stunden Arbeit, wieder zu einem Segelboot umfunktioniert wurde, erwartete uns schon an der Ausfahrt von Portimao ein über zwei Meter hoher Schwell. Mit Gudrun und Sebastian, die bei uns mit fuhren, waren wir uns schnell einig: „Das ist hier nur bei der Ausfahrt so kabbelig!“ Nach einer Stunde Fahrt waren wir uns wieder einig: „Das zieht sich aber, das mit der Ausfahrt“. Ein letztes Mal bestand Einigkeit, als wir nur 15 Meilen weiter in Albufeira anlegten: „Puh! Anlegebier!“
Fünfzehn Meilen und die gesamte Crew wollte auf´n Arm! Was sind wir doch für Salzbuckel!

Wir waren schon einmal in Albufeira und hatten vergessen, wie gut geschützt der Hafen ist. Zu dieser Jahreszeit herrscht vor den Bars auch noch eine wirklich angenehme Betriebsamkeit. Auch die mit dem Fahrrad zu erreichenden Küstenabschnitte sind klasse.

Eigentlich sollte es am nächsten Tag schon weiter in die Lagune von Faro gehen. Ausreden waren gefragt, um sich selbst zu überzeugen, warum man länger bleiben sollte: Wetter, Orcas, Erdbeben, Chemieunfälle… Alles taugte und wir blieben gleich eine ganze Woche. Hinzu kommt, dass der Hafen der Günstigste in der ganzen Algarve ist.

Zum Thema Orcas: Wie ihr vielleicht schon gehört habt, gab es im Seegebiet zwischen Gibraltar und Nordspanien wiederholte Angriffe von Orcaschulen auf Segelboote. Die Schäden an Ruderlagen sind beträchtlich und die Schiffe müssen regelmäßig abgeschleppt werden. Diese Angriffe sind so häufig geworden, dass ganze Seegebiete für Sportboote gesperrt werden. Menschen sind bisher nicht zu Schaden gekommen. Spekulationen über die Gründe des Verhaltens reichen von Spieltrieb über Jagdschulung bis hin zu bewusster Aggressivität aufgrund von Stress durch Schiffslärm und abnehmender Thunfischbestände. Die Seglergemeinde bespricht hinter vorgehaltener Hand bereits Abwehrmaßnahmen wie: mit drehendem Propeller rückwärts auf die Tiere zufahren, Diesel oder sonstige Chemie in´s Meer schütten…
BigFoot hat als Stahlschiff und mit seiner altmodischen, aber schweren und stabilen Ruderkonstruktion einem Angriff zwar Einiges entgegenzusetzen, aber ein einstündiges Nagen am Ruderblatt wollen wir auch nicht erleben. Wir haben uns entschieden, elektronisch aufzurüsten und haben über einen Freund einen “Pinger“ bezogen. Diese Teile verbreiten unter Wasser einen Höllenlärm auf einer Orcafrequenz und werden von der Berufsfischerei eingesetzt, um Orcas und Delphine zu verschrecken, damit diese nicht im Netz landen. Der Vorteil ist, dass sie nicht ständig im Einsatz sind, sondern bei Bedarf in´s Wasser gelassen werden, um Lärm zu machen und die Tiere nicht verletzt werden. Dennoch hoffen wir natürlich, dass wir den Pinger niemals brauchen werden.

Wir hatten also eine Woche Zeit, um uns in Albufeira umzugucken. Eine Fahrradtour!? Jep, auf geht´s! „Frag doch Dirk mal, ob er nicht mitkommen möchte!“ – „Ja, er ist dabei und kommt zu uns rüber!“ – „Wo bleibt er denn nu?“ – „Jörg…!“ – „Hast Du das gehört? Ruft da jemand?“ – Jöhörghh!“
Hatti sprang auf den Steg, auf dem Dirk schon lag! Pitschnass!!! Was war passiert?
Beim Absteigen vom Schiff mit dem Klapprad in der Hand vertrat sich Dirk und wurde Opfer der Schwerkraft. Elfengleich glitt er nach graziösen Doppelachsern dem feuchten Spalt (das klingt jetzt irgendwie komisch oder?) zwischen Schiff und Steg entgegen, schaffte es, in Höhe des Steges noch das Fahrrad dort abzulegen, und verschwand platschend in dem besagten Spalt. Glücklicherweise war die einzige Leiter auf dem 100 Meter langen Steg gleich neben seinem Schiff und er schaffte es, selbst aus dem Wasser zu steigen, wo er klägliche Hilferufe ausstieß. Der Fuß schmerzte stark und das Fußgelenk schwoll schnell an. Steffi holte unser Eisspray und Kühlelemente. Hatti rief das Hafenbüro an, um einen Krankenwagen zu organisieren. Dieses schickte zunächst einen Marinero (Hafenhelfer). Eben half er noch beim Anlegen und schraubte an Stegen. Schwupps war er Arzt! Nee, ehrlich, er war sehr hilfsbereit und einfühlsam und Dirk fühlte sich gut versorgt. Bei Hatti blieben leichte Zweifel ob der Qualifikation des Marineros.

Einen Tag später ergab eine Tomographen-Untersuchung im Krankenhaus keine Verletzungen, außer dem angeknacksten Selbstvertrauen.
Wir verbrachten die Tage mit Dirk, Gudrun und Sebastian mit gegenseitigen Essenseinladungen, Joggen und Fahrradtouren.

Nach einer Woche wurde es für uns aber Zeit, weiter zu segeln, weil wir langsam befürchteten, den Sliptermin zu verpassen, wenn wieder eine mehrwöchige Ostwindlage einsetzt.
Der Schmerz bei Dirk blieb, Gudrun und Sebastian wollten nicht weiter Richtung Osten… Nach schon mehreren, vorangegangener Versuche, hieß es für uns nun wirklich Abschied zu nehmen. Auch Heidi und Ron kamen mit dem Auto aus Portimao angereist, um uns noch einmal zu drücken. Das ist schon echt traurig, sich nach so langer gemeinsamer Zeit zu verabschieden.
Bis hoffentlich bald!!!

2 Gedanken zu „Auf dem Weg in´s Sommerlager: Gestampfe und eine Elfe im Anflug“

  1. Hallo Ihr Beiden,
    sehr nett geschriebener Blog und ein schönes Video. Ich schaue mir fast nie Videos an, aber dieses ist kurzweilig, hat herrliche Bilder und ist nicht so lang. Toll gemacht!
    Ich drücke die Daumen, dass mit dem Herausheben alles klappt.
    Liebe Grüße von uns beiden H&R

  2. Liebe Steffi, lieber Jörg, da liegen ja wieder einige ereignisreiche und aufregende Wochen hinter Euch- Welch traumhafte Landschaft. Hoffentlich geht es Dirk wieder besser mit dem Fuß! Dann geht es ja wohl bald wieder Richtung Heimat. Passt gut auf Euch auf, bleibt gesund! 🙂 Herzliche Grüße! 🙂

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