Wieder im Wasser: Schwarze Löcher auf der BigFoot, Bewusstlosigkeit, ein aufgeklärter Mord und der erste schöne Segeltag

Es war soweit, wir rutschten in´s Wasser und legten von Olhao ab, nachdem die Werftcrew ihre obligatorische Kiste Bier bekommen hat. Aufregend, das Schiff schwankte und der Motor im Keller tat seinen Dienst.

Aber… wie ging nochmal der Autopilot an, kommt Kühlwasser aus dem Auspuff, was blubbert und plätschert da eigentlich so und wo ist hier die Fahrrinne? Als wären wir das erste Mal auf dem Wasser! Nach 15 Minuten und dem ersten Bier legte sich die Anspannung und wir motorten glücklich Richtung Culatra, der vorgelagerten Insel der Lagune von Faro.

Dann passierte etwas Komisches! Nach fast fünf Monaten Dauermaloche und wenig Freizeit erwachten wir nach unserer ersten Nacht vor Anker und fragten uns : „Und nun?“

Mit dieser urplötzlich über uns herfallenden Freizeit mussten wir erst einmal umgehen, sowohl psychisch als auch körperlich. Körperlich fühlten wir uns völlig schlapp, sogar kränklich. Alles schmerzte und zwickte. Psychisch überkam uns völlige Antriebslosigkeit.
Segel müssen aufgezogen werden – Später! Der Werftstaub muss mal weg – so dreckig ist es doch eigentlich gar nicht! Ein Borddurchlass tropft – ist nicht viel, Handtuch drum! Kochen – Chips und Schoki gehen auch! So ging es in einer Tour!

Hinzu kam, dass jede Sitz- und Liegefläche eine exorbitante Anziehungskraft entwickelte. Wie Schwarze Löcher Massen anziehen, so fühlten wir uns von diesen Bereichen angezogen. Insbesondere Hatti, der wie immer zu dieser Jahreszeit besonders viel Masse mit sich rumtrug, hatte da so seine Probleme.

Gehste in die Heckkabine, um aufzuräumen – Plumps! Liegste im Bett! Sitzte im Salon und liest eine Whatsapp – Plumps! Fällste zur Seite um! Sitzte im Cockpit und guckst den Fischern zu – Zack! Sind die Augen zu!

Noch immer rätselt die Wissenschaft, was hinter den Schwarzen Löchern kommt. Wir wissen es!
Nach dem Schwarzen Loch ist vor dem Schwarzen Loch!

Es gipfelte in folgender Konversation um 11.00 Uhr beim Frühstück:
Hatti: „Wenn wir mit dem Frühstück fertig sind, fahren wir aber mal ein bisschen runter!“
Steffi: „Wenn ich noch weiter runter fahre, werde ich bewusstlos!“

So ging es eine ganze Zeit, bis wir langsam wieder in den Tritt kamen. Wir grillten am Strand und unternahmen Wanderungen. Sogar die Segel wurden aufgezogen…und den feuchten Borddurchlass gucken wir uns ganz bestimmt morgen an! 🙂

An einem ruhigen Abend wollte Hatti es einem anderen Segler gleichtun, der im letzten Jahr beim Grillen jede Menge, in Knoblauch eingelegte, Kalmare anschleppte. „Habe ich hier vor Anker gefangen“. Seitdem rumorte es im Captain.

Und tatsächlich, nach nur zwei Minuten biss etwas an! Das „Ding, das aus der Tiefe kam“ entpuppte sich an der Oberfläche als Sepie, oder „echter Tintenfisch“. Der erste Gedanke war, oh wie lecker! Schnell war aber der zweite Gedanke da, wie man ein solches Tier möglichst schmerzfrei tötet. Bei allen Fischen ist es recht einfach. Wie macht man es aber bei diesem Wesen aus einer anderen Welt?

Ok, erst einmal auf dem Deck ablegen. WUSCHHHH! Ein Schwall von schwarzer Tinte zur Selbstverteidigung schoss über das Deck. Vor Schreck den Fang wieder ins Wasser gehängt. Dort munitionierte sich die Sepie neu auf, um beim zweiten an Bord holen auch das Cockpit samt Captain mit schwarzer Tinte zu garnieren. Wer kann es dem Tier verübeln, sich zu wehren? Am Ende war es dann aber doch getötet und ein Großputz konnte beginnen.

Selbst ein Praktikant an seinem ersten Tag in der Forensik, hätte bei der Aufklärung dieses Mordes ein leichtes Spiel: Tatort, Tatwaffen und Täter waren noch Tage nach der Tat „markiert“. Der Fang, das Töten und Ausnehmen der Sepie liefert das Material eines erstklassigen Horrorfilmes.

Irgendwann kam für uns der Tag, weiter nach Osten zu segeln. Für uns „Terra Incognita“, weil wir mit dem Schiff noch nie östlicher als Culatra waren. Die schmale Ausfahrt von Culatra, durch die sich die Lagune speist, ist nicht ohne. Auslaufendes Wasser, gerade zur Springtide und von See kommende Winde und Wellen, machen diese Ausfahrt gefährlich. Der Tag, an dem wir Schönwettersegler rausfuhren, war perfekt abgepasst: Stillwasser, Nippzeit (sehr schwache Tidenströme) und schwache Winde. Der Guadiana, Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien, war das Ziel, wo wir nach einem tollen Segeltag pünktlich wieder zum Stillwasser einliefen.

6 Gedanken zu „Wieder im Wasser: Schwarze Löcher auf der BigFoot, Bewusstlosigkeit, ein aufgeklärter Mord und der erste schöne Segeltag“

  1. Ihr lieben Hattis, so schön, wieder von Euch zu hören! 🙂 Zum Glück habt Ihr die schwarzen Löcher überwunden! Aber – schade um den Tintenfisch, hat er wenigstens geschmeckt? Ganz liebe Grüße und auf baldige neue Stories!

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