Nach 9 Monaten endlich wieder im Wasser: nächtliches Schlammbad vor Culatra, Headache-Beach, Corona in Portugal

Schwimmt BigFoot oder schwimmt BigFoot nicht? Nach 9 Monaten auf Land war es Zeit, genau das mal wieder auszuprobieren.
Total professionell wurde das Schiff in´s Wasser befördert und siehe da: BigFoot schwimmt! Schließlich wurde das Schiff ja auch aus „Schwimm-Stahl“ gebaut!!!

Weit hinaus auf den Atlantik zog es uns nicht. Läuft der Motor etwa ein kleines bisschen unruhig? Hat die Steuerung etwas Spiel? Ist da ein kleiner Wasserfilm auf dem Ruderachsenlager? Als würden wir zum ersten Mal segeln. Wir motorten zur, der Lagune von Faro vorgelagerten, Insel Culatra, wo schon Johanna und Norman von der „Irma“ auf uns warteten. Die Ankerkette knatterte ins Wasser und… Ruhe!!! Endlich wieder im Wasser!

Culatra kannten wir schon aus dem letzten Jahr, aber die Insel ohne Straßen und Autos, zu der man nur mit Wassertaxis kommt, mit ihren oft recht eigenwillig gebauten und dekorierten Hütten ist immer wieder toll zu erwandern. Zur Festlandseite Fischereihafen und Dorf mit kleinen Bars und zur Seeseite geniale Strände.

Mit Johanna und Norman unternahmen wir wegen akuter Unterlagerfeuerung eines Abends einen Ausflug mit unseren Schlauchbooten an eine abgelegene Stelle der Insel. Wir hätten die letzten Tage mal einen Blick auf die Stelle bei Niedrigwasser werfen sollen! Als wir gegen Abend landeten, war Hochwasser. Mitten in der Nacht, so bummelig 6 Stunden später war … na? Richtig: Niedrigwasser! Und es war nicht irgendein Niedrigwasser, nein, wir lagen nur kurz hinter der Springtide (ein Zeitpunkt, der ca. alle 2 Wochen auftritt und für besondere Hoch- und Niedrigwasserstände sorgt).

Etwas angetüddert schleppten wir zunächst das Schlauchboot von Johanna und Norman 100 Meter zur Wasserlinie und wanderten zurück, um unser Schlauchboot zu suchen, denn in der Dunkelheit war das Schlauchi nicht mehr auszumachen. Nachdem wir es fanden, machten wir uns damit wieder auf den Weg zur Wasserlinie. Da, wo wir unsere Freunde eben noch absetzten, lag nun eine wunderschöne trockengefallene Seegraswiese vor uns, weil das Wasser noch weiter gefallen war.

Und diese hatte es in sich! Es waren nur 30 Meter, die wir bis zu dem verbleibenden winzigen Priel überwinden mussten. Leider versanken wir bei jedem Schritt knietief im Schlamm. Beide machten wir jeweils einen Schritt, hoben das Schlauchboot um einen halben Meter weiter und versuchten dann, unsere Beine für den nächsten Schritt wieder aus dem Schlamm zu bekommen. Hatti´s Vorschlag, sich ins Schlauchboot zu setzen, den Weinkanister zu leeren und auf auflaufendes Wasser zu warten, fand keine Unterstützung. Was war das für ein Akt! Irgendwann erreichten wir den Priel und machten uns auf den Weg in´s tiefere Wasser, wobei wir mehrmals auf Grund liefen und ausstiegen, um das Schlauchi über das Flachwasser zu ziehen. Dann war das offene Wasser erreicht.

„Geschafft!“ sagte Hatti … zack … hingen wir mit der Schraube unseres Außenborders in einem Stellnetz fest. „WTF ist hier los!?“ Ey, das ging gar nicht. Hatti musste sich weit über´s Heck des Schlauchis beugen, um an die Schraube zu kommen. Steffi hielt ihn mit einer Hand von hinten am Hosengürtel, damit er nicht über Bord ging, mit der anderen Hand hielt sie eine Lampe versuchte, der ganzen Szenerie der Netzbefreiung ein wenig Glanz und Licht zu verleihen, denn es war ja stockdunkel! Als Hatti weinselig fragte, ob sie nicht mal ein Foto machen könnte, musste sie sich schwer beherrschen, ihn nicht mit einem kleinen Schubs ein erfrischendes Bad zu verpassen.

Da kein Messer zur Hand war, musste das Netz zerrissen werden. Schnittwunden sollten Hatti dabei noch lange an diese Aktion erinnern. Auch der morgendliche Anblick der schlammverkrusteten Klamotten und des Schlauchbootes ließen das Ausmaß des nächtlichen Abenteuers noch einmal erahnen, weil es zugegebenermaßen ein paar kleine Erinnerungslücken gab. Sailors Life!

Nach knapp einer Woche war es Zeit, Culatra zu verlassen und uns auf den Weg nach Portimao und Lagos zu machen. Die Gezeitenströme in der Ausfahrt der Lagune sind so stark, dass man die Ein- und Auslaufzeiten gut planen muss. Für uns hieß das, bei Sonnenaufgang den Anker lichten und uns auf die 37 Meilen Fahrt nach Portimao zu machen. Zwar motorten wir die meiste Zeit der 9 Stunden Fahrt, konnten aber auch ein paar Stunden entspannt segeln.

In Portimao warteten diesmal Christine und Thomas von der Aglaia auf uns. Thomas haben wir 2017 im Englischen Kanal kennengelernt und der Kontakt hatte sich gehalten.

Wieder in einem Zustand totaler Untergrillung verabredeten wir uns an dem von uns auf den Namen „Headache-Beach“ getauften Strand zum Grillen und der Strand wurde seinem Namen mal wieder gerecht.

Die beiden hatten drei Wochen Urlaub auf ihrem Schiff und wir gingen zusammen essen, machten eine Küsten-Bootstour mit BigFoot, wanderten und besuchten uns gegenseitig auf unseren Schiffen vor Anker.

Echt klasse: Durch unsere Reise haben wir so viele Leute kennengelernt, dass wir selbst in weit entfernten Häfen in der Algarve nicht mehr alleine sein müssen, wenn wir es nicht wollen.Gestern verabschiedeten wir uns von den beiden und hoffen auf ein Wiedersehen im Dezember zu Weihnachten.

Für uns bricht jetzt eine Zeit an, die der körperlichen Ertüchtigung dienen soll. Die Coronabäuche sollen verschwinden! Eine erste Joggingdistanz von 6 km ist überwunden. Die Gesichtsausdrücke, die uns begegneten, waren von Mitleid und Sorge geprägt und wir hätten gern gerufen: „Nein, wir haben kein Covid-19 im Endstadium! Wir sind über 50 und joggen nur!“

By the way: In Portugal gelten seit dem 15. September neue Corona Regeln:

Im öffentlichen Raum darf kein Alkohol konsumiert werden. Auch dürfen alkoholische Getränke nicht an Tankstellen und ab 20 Uhr auch nicht in Gaststätten (außer in Verbindung mit Mahlzeiten) verkauft werden.

Spontane private Versammlungen ohne Einhaltung von Abstandsregeln sind auf 10 Personen begrenzt.

In Restaurants und Cafés, die sich in Einkaufszentren oder in der Nähe von Schulen befinden, gilt eine Höchstgrenze von vier Personen pro Gruppe.

Auch dürfen gewerbliche Einrichtungen (mit einigen Ausnahmen wie Cafés, Friseursalons und Fitnessstudios) nicht vor 10 Uhr öffnen.

Über die Schließzeiten von Cafés, Bars und Discotheken entscheiden die einzelnen Gemeinden selbstständig, diese müssen allerdings zwischen 20 und 23 Uhr liegen.

4 Gedanken zu „Nach 9 Monaten endlich wieder im Wasser: nächtliches Schlammbad vor Culatra, Headache-Beach, Corona in Portugal“

  1. ja, ich beneide euch beide—endlich, doch trotz corona,seit ihr etwas freier——————-,
    als bei mir in bayern——–und die arbeit fängt jetzt so richtig an, ja herbst und im dunkeln
    in die arbeit und im dunkeln daheim, drücken und bleibt bei gesundheit…

  2. Hi,

    besucht doch gerne mal Olhos d’aqua, kleiner Ort etwa 10 km östlich Albufeira und postet Bilder.

    Also aktuell nicht weit von euch.

    Ansonsten freue ich mich für euch, dass ihr wieder ‘on tour’ seid und per Segelboot habt ihr eine gute Chance, trotz Corona reisen zu können. Schliesslich könnt ihr immer selbst entscheiden, wann und wo ihr anlegt und wann und wo ihr andere Leute trefft.

    Also weiterhin munter bleiben 🙂

      1. Schätze, das lohnt sich, sieht aus der Ferne (Internet) gut aus 🙂

        Habt ihr bestimmt schon durch, falls nicht, geht mal irgendwo im Landesinneren ‘Piri-Piri-Hähnchen’ essen in einem ‘Einheimischen-Lokal’.

        Auf Olhos’d’aqua mit Bildern wäre ich megagespannt. Rein theoretisch gibt es da eine Hauptstrasse bis runter zum Strand. Kurz vorm Strand auf der Ostseite gab es in den 80ern eine megageile Bar, an die ich mich gerne erinnere…

        Am Strand Richtung Osten gibt es mehrere hohe Klippen und Canyons. Genau drei davon haben wir in jungen Jahren täglich überwunden, dann in den Canyon und hochklettern in den Pinienwald, wo wir wild gezeltet hatten.
        Schätze, dass heutzutage da alles ganz anders aussieht. Der Ort könnte aber immer noch Charme haben im Vergleich zur Touristenhochburg Albufeira und vielleicht gibt es auch noch eine Bar östlich der Hauptstrasse am Strand oder so 🙂

        Munter bleiben und LG

        Berti

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