Wenn die Hunde nicht mehr bellen, Peniche – die unentdeckte Perle und das doofe Cascais

Bellen die Wachhunde nicht mehr, wenn man an ihnen vorbei geht, weil sie einen kennen, ist es ein untrügliches Zeichen, dass man so langsam weiter muss. Auch wenn die Hafencrew dich im Lidl trifft und freundlich grüßt, weil man sich ja „kennt“… heißt das: weiter fahren!
Das galt auch für uns! 2 Tage sollte es perfekte Bedingungen geben, um über Peniche nach Lissabon zu kommen. Nachdem wir uns abends mit den anderen Seglern noch einmal zur Verabschiedung getroffen und uns auf der Kaimauer mit unserem BigFoot-Logo verewigt haben (Picasso wäre neidisch geworden), ging es am nächsten Morgen unausgeschlafen die 25 Meilen Richtung Peniche. Die Fahrt war unspektakulär. Lediglich Strom und Wellenverhältnisse am Kap von Peniche waren etwas unangenehmer. Es lohnte sich nicht wirklich, in den Hafen von Peniche rein zu fahren, da wir am nächsten Tag früh den 44 Meilen Trip nach Lissabon angehen wollten. Wir ankerten bei gerade noch erträglichem Schwell vor der Hafeneinfahrt und fielen früh ins Bett.

Am nächsten Morgen sollte die Wettervorhersage mal wieder gar nix mit den letzten Vorhersagen zu tun haben. Alles nach dem Motto: „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ und „ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil“. 6 Windstärken gegen die Springtide! Nix für uns! Zurück ins Bett!

Was für ein Glück wir mit der neuen Wettervorhersage hatten! Peniche ist so schön gewesen, dass wir knapp eine Woche blieben. Wir können die vernichtenden Kommentare im Revierführer und in der App Navily über Peniche nicht nachvollziehen. Hiernach sollte man den Hafen nur im Notfall bei Beinbruch, Herzinfarkt und Co. anlaufen.

Grund: Nach Süden offen und Fischer und Ausflugsschiffe würden den ungeschützt am langen Ponton liegenden Schiffen durch ihren Schwell ordentlich zusetzen.

Ja, es ist Bewegung im Schiff! Aber wirklich nur ganz selten nehmen die Vorbeifahrer mal keine Rücksicht und nachts ist es ohnehin ruhig. Keines der am Ponton liegenden Schiffe hatte in der Woche irgendwelche Schäden an Leinen oder Fendern zu beklagen. Haltet die Festmacherleinen schön lang und alles ist gut! Ab September diesen Jahres beginnen Umbaumaßnahmen, die den Anleger besser schützen sollen!
…und verlasst das Schiff und guckt euch die Gegend an!!!

Der 9,3 Kilometer lange Weg rund um das Kap ist jeden Schritt wert! Ihr wandert durch ein uriges Peniche, könnt an markierten Stellen Treppen an der Steilküste hinunter klettern und, am Leuchtturm beginnend, euch gruselige Felsöffnungen anschauen. Genial! Habt ihr ein Fahrrad? Auf nach Baleal!

Peniche ist auf jeden Fall einen mehrtägigen Aufenthalt wert, insbesondere dann, wenn man zwischen dem touristischen Nazaré und der Großstadt Lissabon noch einmal etwas Ruhe tanken möchte. Auch hier hält zwar der Tourismus Einzug, aber es ist noch vergleichbar ruhig. Mit 24,- Euro bei 11,5 Meter Schiffslänge ist der Preis auch recht günstig! Der Wochenpreis liegt bei 129,-. Außerdem könnte man auch im Hafenbecken an der Südmole ankern!

Wir wollten eigentlich noch einen Tag hier bleiben, weil Wetter und Welle passen sollten. Am späten Morgen guckten wir rein zufällig in die Vorhersagen: Upps! Wetter ab morgen für die nächsten Tage schiete an den beiden Kaps „Cabo da Roca“ und „Cabo Raso“.

An diesen Kaps können, wie an jedem Kap, extreme Winde bei ansonsten moderaten Winden wehen. Üblich ist, dass zum Nachmittag hier die Windstärke 2-3 Bft mehr als der normale Wind hat. Der Name Cabo Raso ist hier also Programm! 🙂

Es ging dann alle ganz schnell: Frühstück einpacken, bezahlen, Schiff fertig machen und ablegen. Erst um 10.30 Uhr verließen wir den Hafen für die 44 Meilen lange Strecke. Mit 5 Knoten im Schnitt sollten wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in Cascais ankommen.

Aus der Tour wurde der schönste Segeltag des Jahres, auch wenn wir zwischendurch ein paar Stunden motoren mussten. An den Kaps nahm dann der Wind noch auf 24 Knoten zu und BigFoot raste für seine Verhältnisse mit Warp 7 über die Wellen! Das Großsegel hatte das 2. Reff drin und die Arbeitsfock zog ordentlich an. Hat richtig Spass gemacht!
Nach Rundung des Cabo Raso herrschte urplötzlich wieder Sommer! Der Wind nahm ab und die Temperaturen stiegen um 7 Grad Celsius an! Abends konnte endlich mal wieder die Heizung aus bleiben.

Vor Cascais konnten wir ankern. Etwas anderes kam für uns bei einem Hafenpreis von mehr als 50,- EUR auch gar nicht in Frage. Cascais machte auf uns einen mondänen Eindruck, der so gar nichts mit Portugal zu tun hat. Alles ist super schick und sauber, hat dafür aber keine Atmosphäre und blieb gesichtslos für uns. Die Marina war lange nicht voll und zeigte in ihrer Sterilität kaum Leben.

Cascais… ein Tag reicht!

4 Gedanken zu „Wenn die Hunde nicht mehr bellen, Peniche – die unentdeckte Perle und das doofe Cascais“

  1. Moin ihrse,

    nun seid ihr auf dem Weg nach Lissabon und Lissabon lohnt sich meiner Erfahrung nach auf jeden Fall, ist eine tolle Stadt.

    Nur nebenbei, wo ihr in Portugal seid, habt ihr schon einen ‘Medronho’ getrunken ?

    Oder irgendwo ein ‘Piri-Piri-Hähnchen’ gegessen ?

    Falls nein, macht das mal, wenn ihr die Gelegenheit dazu bekommt.

    Lasst es euch gutgehen und geniesst Lissabon für ein paar Tage.

    Bin gespannt, wie es weiter geht und wo ihr diesen Sommer noch so ankommt.

    Hihi, im Zuge von ’50 Jahre Woodstock’ könntet ihr ja mal irgendeine ‘Aussteiger-Kommune’ (falls es sowas irgendwo in Portugal gibt) besuchen, euch bunt kleiden, Stirnbänder anlegen und im Vorfeld ein paar Tage die Haare wachsen lassen 😉

    LG Berti

    1. Gruß zurück!
      Hähnchen haben wir durch! Der Modronho steht noch aus!?
      Wir sind auch gespannt auf Lissabon, suchen aber noch einen Hafen, in dem man etwas günstiger liegen kann…

      1. Hi again,

        dieser Schnaps Medronho schmeckt meiner Erinnerung nach nicht so wirklich gut (ehrlich gesagt fand ich die Hähnchen aber auch nicht soo toll), gehört aber irgendwie dazu 😉

        Solltet ihr diesen Sommer noch ins Mittelmeer abbiegen, könntet ihr wenn möglich mal in ‘Olhos d’aqua’ vorbeischauen. Keine Ahnung, ob das überhaupt geht, es gibt dort denke ich keinen Hafen zum Anlegen.

        Ein winzig kleiner Ort an der Algarve zwischen Faro und Albufeira, dort habe ich im zarten Alter von 16 Jahren meinen ersten Interrail-Urlaub verbracht und ein paar Jahre später auch den zweiten. Damals gab es dort fast nix, nichtmal befestigte Strassen, nur eine tolle Steilküste, genialen Strand und eine einzige eher ‘hippiemässig’ geprägte Strandbar.

        Zusammen mit relativ wenigen anderen Rucksacktouristen haben wir im ersten Urlaub wild gecampt im Canyon, im zweiten oben auf der Klippe im Pinienwald. Trotz eines Scorpionstichs, heftigem Sonnenbrand und Krankheit mit hohem Fieber habe ich tolle Erinnerungen an die Zeit.

        Heutzutage ist das deutlich mehr touristisch erschlossen (wie ich auf google maps sehen kann), aber immer noch sehr schön, denke ich. Wäre natürlich toll, aus erster Hand zu sehen, wie es dort heute aussieht. Leider könnt ihr dort mit dem Schiff vermutlich nicht direkt anlegen, die nächsten Häfen wären Faro oder Albufeira.

        Egal, ich hoffe, ihr findet einen halbwegs günstigen Liegeplatz für Lissabon, die Stadt lohnt sich auf alle Fälle/habe ich in sehr guter Erinnerung.

        Tschüss gesagt, haltet euch aufrecht, alles Gute, usw. 🙂

        LG Berti

  2. Moin ihr Lieben,

    hm, MUSS man da wirklich so schnell wie moeglich weiter? Warum? Wo ist das Problem wenn Menschen noch menschlich sein duerfen und sich Zeit fuer einander nehmen?

    Ich fuer mich hab’ damit nicht das geringste Problem, im Gegenteil! Aber wenn – zum Beispiel – die Mitarbeiter im 4Spuare Supermarket in Taumarunui/King Country/North Island/New Zealand mich nach 6 Monaten, in denen ich zumindest jeden 2. Tag da war weil ich keinen Kuehlschrank hatte, noch immer auf meine Frage nach einem im Moment gerade ausverkauften Produkt fragen “are you heading North or South” um mir hilfreiche Tips zu geben wo ich das Produkt auf meiner “Weiter-Reise” eventuell bekommen koennte obwohl ich dort lebte, da hab’ ich echte Schwierigkeiten meine Ruhe zu bewahren. Baumarkt und sonstwo war anders gluecklicherweise.

    Wuensch’ Euch was! Hugs xxx
    Dody

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