Komm wir fahren nach Amsterdam

Für Amsterdam haben wir uns zwei Tage Zeit genommen. Man könnte sicher noch länger dort abhängen und  jeden Tag Neues entdecken. Wir haben aber auf Museumsbesuchsbesuche verzichtet und die beiden Tage reichten aus, um bei uns einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Amsterdam – was für eine Stadt! Nachdem wir von Groningen ja schon ein bisschen geflasht waren, merkten wir hier sofort, dass wir in einer Großstadt sind. Amsterdam erfüllte alle Klischees, die wir erwartet hatten:

1)viele, sehr viele Menschen

2)viele verschiedene Nationalitäten und jede Menge interessante Typen

3)viele, sehr viele Fahrräder

4)viele Grachten und Schiffe

5)viele Touristen-Läden und Coffee-Shops

6)viel Cannabis-Geruch in der Nase

Amsterdam ist wie ein von Jörg gewürztes Essen: von allem zu viel….! Aber es ist nicht nur eine überfüllte Touri-Stadt, sondern hat mit seinen wunderschönen alten Häusern, kleinen Gassen, Parks, Straßenkünstlern etc. einen ganz besonderen Charme. Bestimmt könnte man noch viel ausführlicher schwärmen, wenn man tiefer in die Kultur und Geschichte eingetaucht wäre, wir belassen es bei dieser ersten, oberflächlichen Verliebtheit.

Nachdem wir uns wieder mit den Rädern in die Stadt gewagt hatten, waren wir froh, dass wir in Groningen schon ein bisschen üben konnten. Ansonsten wären wir wohl nach 2 Minuten von allen Seiten umgenietet worden. Was für ein Gewusel! Das Ganze war uns dann doch zu riskant und wir setzten unseren Stadtbummel lieber zu Fuß fort. Stundenlang ließen wir uns durch die Gassen treiben, ohne dass es auch nur im Geringsten nervig oder langweilig wurde. In einem der Touri-Lädchen kauften wir uns – ganz die wagemutigen Abenteurer – zwei Cannabis-Lollis (man muss ja klein anfangen, wenn man keine Erfahrung damit hat). War ganz lecker, aber wir verspürten keinerlei Wirkung. Da müssen wir morgen wohl einen Gang höher schalten…

Voller Eindrücke radelten wir abends zurück zu unserem Hafen und waren uns einig, dass wir einen weiteren Tag bleiben wollten. Wir überlegten allerdings, ob wir in einen anderen Hafen umziehen sollten, der näher an der Stadt ist. Uns wurde die Amsterdam Marina empfohlen, denn hier sollte es eine Badewanne für die Hafengäste geben, von der aus man auf´s Wasser gucken kann. Eine BADEWANNE!!!!! Mit „MEERBLICK“!!!! Das klingt sehr verlockend!! Allerdings hatten wir uns den Hafen tagsüber angesehen und entschieden, dass die Nachteile leider überwiegen: der Hafen ist 10,- EUR teurer, es ist ein eher hässlicher Industrie-Hafen und er liegt auch 20 Fahrrad-Minuten von der City entfernt. Also ließen wir Badewanne Badewanne sein – seufz! – und fuhren stattdessen am nächsten Morgen mit BigFoot in einen kleinen Vereinshafen in Stadtnähe. Der war zwar auch nicht so ganz günstig, dafür gab´s einen sehr netten und hilfsbereiten Hafenmeister und wir  waren in 5 min. an der kostenlosen Fähre, die uns und weitere hunderte Menschen und Fahrräder auf die Stadtseite beförderte. Vor dem Stadtbummel nutzten wir aber noch die vorhandenen Tank- und Einkaufsmöglichkeiten. Direkt neben dem Hafen gab es zwei Supermärkte. Steffi ging zunächst in den Großen. Der war sehr schick und geräumig – und teuer. Also wieder raus und Supermarkt Nummer Zwei getestet. Was für ein Gegensatz: diese Lokalität erinnerte an den Penny-Markt in Kirchdorf-Süd. Man sah Kopftücher, Turbane, lange Gewänder und hörte einen Kaudawelsch aus den verschiedensten Sprachen. Hier fühlten wir uns zu Hause und kauften nach Herzenslust ein! Der Geldbeutel wurde dabei auch geschont.:-)

In Amsterdam besuchten wir dann, zumindest von außen, das hübsche Reichsmuseum und radelten durch den Vondelpark, wo wir in ein kostenloses Open Air Konzert einer Soul-Sängerin stolperten. Schließlich suchten wir nochmal eines von den speziellen Lädchen auf und ließen uns von dem jungen Verkäufer beraten. So erfuhren wir, dass die angebotenen Kekse, Schokolade und auch besagte Lollis, nur den Cannabis-Geschmack haben, aber keine Wirkung hervorrufen. Ach so….! Wie viele Touris wohl schon, genau wie wir, diese Süßigkeiten in dem Glauben verzehrt haben, sie würden davon high werden? Und bei wie vielen es wohl durch den Placebo-Effekt trotzdem geklappt hat?? Der junge Typ empfahl uns schließlich die Brownies. Diese wären sehr soft in der Wirkung. Er würde davon gar nichts merken, wenn er sie isst, aber er sei auch kein Maßstab. Ja nee, ist klar! Wir nahmen zwei Gebäckteilchen für den späteren Genuss mit. Fortsetzung folgt…!

Zum Abschluss unseres Sightseeings wollten wir natürlich noch einmal in das berühmt-berüchtigte Rotlicht-Viertel von Amsterdam, wo sich gemäß Reiseführer Frauen nahezu jeden Alters und jeder Nationalität in den „Schaufenstern“ präsentieren. Jörg zog den Bauch ein und hoffte, hier ein paar Angebote zu bekommen, denn wer kann schon solch einem kernigen Seebären widerstehen? Leider war es um 18:30 Uhr wohl noch zu früh (oder waren sie alle geflüchtet?) und in den meisten gekachelten Kabuffs war nur der leere Barhocker zu sehen.

Am Abend zurück im Hafen mussten wir dann lernen, dass es auch bei den sonst so freundlichen Holländern Ausnahmen gibt. Ein norwegischer Segler kam spät rein und machte im Päckchen an einer großen holländischen Segelyacht fest. Die Holländische Segelfrau gab der jungen Norwegerin im strengen Ton als Begrüßung Verhaltensanweisungen, wie sie über ihr Deck zu gehen hätte, nämlich LANGSAM und LEISE! Und für den Fall dass die Norwegerin das nicht verstanden haben könnte, machte die Holländerin dann auch noch vor, wie man ihrer Meinung nach über´s Deck spazieren sollte. Wir meinen, diese Dame sollte lieber Urlaub in einer einsamen Berghütte machen, wo sie niemand stören kann. Steffi überlegte kurz, am nächsten Morgen um 7:00 bei ihr zu klopfen, um sich ein 2-Euro-Stück wechseln zu lassen, nur mal so aus Spaß, ließ es dann aber gut sein.

Von Amsterdam aus gibt es zwei Möglichkeiten, weiter zu kommen. Entweder fährt man direkt durch Amsterdam, dies ist aber nur nachts im Konvoi möglich, weil die Brücken nur 1 x in der Nacht geöffnet werden. Wir hatten eigentlich vor, diese Route zu nehmen. Der nette Hafenmeister empfahl uns jedoch die zweite Möglichkeit, nämlich die Strecke über Haarlem zu fahren. Es ist zwar etwas weiter, aber seiner Aussage nach ist die Nachtfahrt durch Amsterdam sehr anstrengend und man sieht nichts von der Stadt. Haarlem dagegen ist sehr hübsch und ein Besuch lohnt sich. Da wir nach zwei Tagen Sightseeing etwas erschöpft waren, erschien uns die Tagestour über Haarlem als vernünftige Alternative. Ob diese Entscheidung richtig war, ist schwer zu sagen, denn auch die Route über Haarlem ist relativ nervig. Es gibt unzählige Brücken und auch hier sind wir mit mehreren Booten im Konvoi gefahren. Das bedeutet Gedränge vor den Brücken, wenn diese noch nicht offen sind und man warten muss. Außerdem erstaunt es uns immer wieder, warum manche Skipper es scheinbar sehr eilig haben und versuchen, sich irgendwo zwischen zu drängeln oder an den engsten Stellen, vorzugsweise noch mit gleichzeitigem Gegenverkehr, zu überholen. Haben wir nicht alle Urlaub und ist es nicht egal, ob wir 10 Minuten früher oder später an unserem Ziel ankommen? Und vor allem: müssen wir nicht vor der nächsten Brücke sowieso wieder auf alle warten? Nach dem Motto „Überholen Sie ruhig, an der nächsten Brücke treffen wir uns wieder“ haben wir die Hektiker alle ziehen lassen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert