Der Grenzfluss Guadiana: Bermudadreieck, mit einer großen Community und einem neuen TO Stützpunkt.

Der Guadiana beschreibt in seinen schiffbaren Abschnitten, bis kurz hinter Alcoutim, die Grenze zwischen Portugal (Algarve) und Spanien (Andalusien). Der Fluss mündet in den Golf von Cadiz (Atlantik). Im Mündungsbereich findet man zwei Sportboothäfen. Bis Alcoutim sind es knapp 20 Seemeilen in einem gut betonnten Fahrwasser. Im Mündungsbereich gibt es eine Barre und bei Niedrigwasser, zur Nippzeit, hatten wir im Fahrwasser mindestens 4,3 Meter Wassertiefe. Wie immer, ist die Situation auslaufendes Wasser und starke auflandige Winde und/oder Wellen zu vermeiden.

Der Fluss ist Tidenrevier, wobei der Ebbstrom durch das natürliche Flussgefälle stärker als der Flutstrom ist. Bei Alcoutim führt der Fluss nur noch Süßwasser. Das ist besonders interessant, weil man sich nach nur wenigen Tagen dem Salzwasserbewuchs am Unterwasserschiff entledigen kann. Das hat bei uns schon nach einem Tag geklappt.

Der Strom an der Mündung kippt erst 1,5 Stunden nach Niedrigwasser
Hochwasser bei Alcoutim ist ca. 3 Stunden nach Hochwasser an der Mündung.
Achtung: Zwischen Spanien und Portugal gibt es eine Zeitdifferenz von einer Stunde! Das ist bei Gezeiten und auch bei Verabredungen zu beachten! 🙂

Häfen im Mündungsbereich:
Auf spanischer Seite: Puerto Deportivo de Ayamonte (Link)

Die Anmeldung erfolgt über UKW Kanal 09 und man bekommt auf gutem Englisch den Liegeplatz zugewiesen. Wasser und Strom liegen am Steg und sind im Hafengeld inklusive. Die Steganlage ist in einem guten Zustand und der Hafen ist sehr gut gegen Schwell aus allen Richtungen geschützt sowie nahezu strömungsfrei. Lediglich ein nahegelegenes Salzwiesengebiet wird durch einen kleinen Kanal bespeist und sorgt für minimale Strömung.
!!! Dieselpreise in Spanien sind derzeit (Nov. 2021) besonders interessant. Leider gibt es im Hafen keine Zapfsäule und man muss einen 10-minütigen Gang zur nächstgelegenen GALP Tankstelle auf sich nehmen. Bei einem Unterschied von über 20 Cent/Liter zur portugiesischen Seite lohnt sich aber die Mühe!
Die Duschen entsprechen spanischem Standard – nicht schön, aber auch nicht besonders schlimm!
Alle Einkaufsmöglichkeiten, inkl. einem kleinen, gut sortierten Ship Chandler, sind vorhanden.
Preis für unsere 11,5 Meter im Oktober: 17,- EUR inkl. MwSt.

Auf portugiesischer Seite: Marina Vila Real de Santo Antonio (Link)

Auch hier meldet man sich auf Kanal 09 an.
!!! Im Hafen herrscht, außerhalb der Stillwasserzeiten, eine starke Strömung. Beim Einfahren in den Hafen beachten! In den schmalen Gassen ist das Manövrieren/Wenden schon eine Herausforderung. Durch Verwirbelungen im Hafen ist die örtliche Strömungsrichtung nicht immer identisch mit dem Hauptstrom. Einzig der lange Betonsteg, der den Hafen vor dem Fahrwasserschwell schützt, ist für Nichtortskundige und Nichtstuntmen etwas netter.
Duschen s.o.! Alle Einkaufsmöglichkeiten vorhanden, ein Lidl ist mit einem ca. 20-mintütigen Fußmarsch zu erreichen. Preis für 11,5 Meter im Oktober: 17,- EUR + 2,- Strom + 2,- für den Längssteg.

Unser Fazit: nehmt bei Bedarf den spanischen Hafen!
…oder ankert südlich vom spanischen Hafen außerhalb des Fahrwassers mit gutem Ankergrund aber Schwell von vorbeifahrenden Fischern.

Die Fahrt flussauf bis Alcoutim ist landschaftlich echt klasse. Mal etwas ganz anderes! Nutzt man die bis zu 2 Knoten starke Strömung, ist man schnell in Alcoutim. Selbst segeln ist bei passendem Wind möglich. Im ganzen Fluss ist das Ankern außerhalb des Fahrwassers möglich.

Tiefgangbeschränkungen bis Alcoutim: keine!
ABER! Brückenhöhe bei Ayamonte: 18 Meter bei Springflut (laut Navionics)!

Nur wenige Schiffe ankern noch weit nördlich von Alcoutim, weil sich das ganze (Segler-) Leben im Fluss um Alcoutim (Algarve) und Sanlucar (Andalusien) zentriert. Es sind eher Dörfer, die sich gegenüberliegen.

Beide Seiten haben einen modernen Anleger, an denen aber nur wenige Schiffe für 10,- EUR/Tag liegen können. Die Allermeisten liegen vor Anker. In der Nähe des Steges auf portugiesischer Seite gibt es einen Waschsalon und man kann sich bei Bedarf auch mal eine kostenlose warme Dusche abholen. Auf beiden Seiten gibt es einen kleinen Dorfladen und in Alcoutim gibt es samstags einen kleinen Gemüsemarkt und ein fliegender Händler verkauft Fleischwaren. Schlauchboote können auf den Rückseiten der jeweiligen Stege festgemacht werden.

Das Klima „hier oben“, ist ein anderes als an der Küste. Die Ausschläge nach oben und nach unten sind hier größer. Im Sommer sind die 40 Grad schnell erreicht und im Winter geht es auch schon mal unter den Gefrierpunkt.

Das „Hängenbleiben“ charakterisiert den Guadiana recht gut. Man sieht Schiffe vor Anker, die schon lange nicht mehr bewegt wurden. Manche dieser Schiffe sind in einem erbärmlichen Zustand und ankern vor Flussgrundstücken, wo sich die Eigner halblegal in kleinen Hütten niederließen. Man trifft hier auf echte „Typen“, die mit ihren Lebensgeschichten Bücher füllen würden. Diese Aussteiger-Atmosphäre kann man nur genießen und in Anbetracht der vielen günstigen Wassergrundstücke, die hier zum Verkauf stehen, macht man sich schnell Gedanken über Hühner, Hunde, Solarpanele, Brunnenbau, Gemüsegarten…

„Community“ ist der zweite Charakterzug des Guadiana. Ist man nicht gerade ein Anhänger von Lord Voldemort, kann man sich der Community kaum entziehen. Es gibt Treffen, Kneipenabende, Wanderungen, Sprachkurse… total nett! Kein Wunder, dass hier immer wieder Schiffe „verschwinden“ – im Bermudadreieck Guadiana.

Ein besonderes Goodie des Guadiana: Seit kurzem gibt es hier einen Transocean Stützpunkt, der von Ursula betrieben wird.

Ursula und Alex sind nach Langfahrt hier gelandet, haben sich ein Grundstück gekauft und richten sich dort für ein autarkes Leben ein. Sie heißen jeden willkommen und sind echt zum knutschen. Um sie herum wird vieles organisiert und geplant (Einkäufe, Ersatzteilbeschaffungen, Reparaturen, gemeinsame Ausfahrten, „Grillungen“ usw.).
Hinzu kommt, dass Alex KFZ- (und Logistik-) Meister ist und ein Zertifikat als Bootsgutachter besitzt. Probleme an Motor und Schiff? Alex fragen!

Kontakt von Ursula: 0049 (0)160 4452346

Wer mehr über sie und ihre Idee von einem autarken Leben sehen möchte:

Was beim Ankern im Guadiana zu beachten ist:
Der Ankergrund bietet überall guten bis sehr guten Halt.
Im Tidenrevier wechselt die Strömungsrichtung (wer hätte das gedacht!?) und zwangsläufig überfährt man seinen Anker immer wieder. Es gibt aber auch Schiffe, die mit Bug- und Heckanker ankern. Entsprechend sind die Abstände zu planen.

Unübersichtlich wird es, wenn stärkere Winde gegen die Strömung stehen und Schiffe sich nicht entscheiden können, ob sie mit Wind oder Strömung vertreiben.
Es treibt Einiges im Fluss umher. Schilfrohr, Äste, bis hin zu kleineren Baumstämmen treiben ihr Unwesen. Nicht schlimm, wenn man weiß, was da nachts am Rumpf entlangschubbert. Es können aber auch mal ganze Schilfinseln unterwegs sein, weshalb wir unser Schlauchboot immer am Fall hochzogen. Auch beim Anlanden an den Stegen empfiehlt es sich, die Schlauchboote immer irgendwo im Strömungslee zu befestigen.

Der Guadiana ist ein „Must Have“ für uns, wenn man hier auf der Ecke unterwegs ist. In einem geschützen Revier kann man Landluft, Aussteigeratmosphäre und Natur auf eigenem Kiel hautnah erfahren.